138. Kapitel

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POV Luisa
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"Bereit?", Lukas schaut mich sanft an. Er scheint etwas angespannt zu sein, aber er versucht es zu überspielen. "So bereit, wie man nur sein kann", antworte ich ihm und frage mich, wieso ich dieser ganzen Aufarbeitungsgeschichte zu gestimmt habe.
"Wo geht es hin?", frage ich ungeduldig und weiß, dass diese Frage aussichtslos sein wird.
"Luisa, du weißt, dass ich nichts sagen werde", er schaut aufmerksam auf die Straße vor sich. Ich nicke und wende mich dem Seitenfenster zu.

"Woher wusstest du von diesem Ort?", frage ich verwundert, als das Auto auf dem Kiesparkplatz zum Stehen kommt.
"Alex hat mir am Anfang eurer Beziehung einmal davon erzählt". "Das war unser geheimer Ort", sage ich leise. Dann wir mir bewusst, dass er wohl nie wirklich geheim war.
"Das tut mir Leid, Luisa", sagt er aufrichtig und legt seine Hand sanft auf meine linke Schulter.
Ich lächle ihn an und sage: "Ist nicht dein Fehler".
"Wollen wir?". Sein Finger zeigt über unsere Köpfe, die Felsen hinauf. Ich nicke und laufe wenige Schritte hinter ihm.

Oben angekommen schauen wir auf eine kleine Siedlung. Rechts von uns liegt ein kleines Stück Wald. Die Zweige werden vom Wind sanft hin und her geschaukelt. Auch meine Haare werden sanft von meinen Schultern gehoben und fallen wenige Sekunden später wieder zurück.
"Alex und ich sind immer hier hoch gekommen, wenn wir das Leben da unten nicht mehr ausgehalten haben".

"Ich hab keine Lust mehr". Ich lache auf.
"Auf was?".
"Auf das Leben, auf alles", sagt er ernst und schaut in die Ferne.
"Was ist los, Alex?". Er zuckt bedrückt mit den Schultern.
"Ach keine Ahnung", sagt er, doch er hat sehr genau Ahnung, was nicht stimmt, "Mein Vater macht schon wieder Stress wegen des Studiums", er seufzt resigniert auf.
"Sag ihm doch, dass das Studium nicht dein Traum ist".
"Das ist nicht so einfach".
"Soll ich mal mit ihm reden?".
Er schüttelt mit dem Kopf.
"Ich werde Jura studieren. Damit werde ich schon irgendwie klar kommen. Außerdem verdiene ich dann später gut und kann für unsere Familie sorgen". Ich lächle matt. Ich bin traurig, dass ich ihm nicht helfen kann. Dass dieser junge Mann nicht seinen Träumen folgen kann, weil sein Vater möchte, dass er später seine Anwaltskanzlei übernimmt. "Hauptsache ist, dass ich dich habe, Luisa", er schaut mich von der Seite an. Ich schmelze förmlich unter seinem verliebten Blick dahin. Ich lächle schüchtern und schaue zur Seite, damit er meine erröteten Wangen nicht sieht.
"Wir gegen den Rest der Welt".

"Er wollte mehrmals mit mir abhauen. Ich glaube das Jurastudium hat ihn zu sehr an euren Vater gebunden. Es hat ihn immer daran erinnert, dass das nicht sein Traum ist. Ich habe gespürt, dass er sich eingeengt fühlt, aber ich wollte mich nicht von meiner Familie trennen und ich hatte ja mein eigenes Studium zu dieser Zeit schon angefangen".
"Umso länger er das mit dem Jurastudium durch gezogen hatte, umso mehr hat er seine Leidenschaft für die Fotografie verloren. Er war wirklich talentiert. Er hatte einen unglaublichen Blick für die kleinsten Details, die den wenigsten auffallen. Das war unglaublich. Er hat seine passionierte Seite so schnell hinter sich gelassen, nicht nur auf die Fotografie bezogen".

"Kannst du mir mal erklären, was das werden soll, wenn es fertig wird?!", schreit mich Alex fassungslos an. "Schrei nicht so".
"Was wird was, wenn es fertig ist?". "Wieso hängst du die ganze Zeit mit Lukas ab?". Ich schüttle lachend mit dem Kopf.
"Ich hänge nicht mit ihm ab", stelle ich klar.
"Ich bin doch nicht blöd! Ihr verbringt doch neuerdings ständig Zeit miteinander".
"Alex, entspann dich mal wieder. Was möchtest du denn jetzt hören? Das ich auf deinen Bruder stehe?".
"Ist das so? Möchtest du etwas von ihm?!".
"Mensch Alex! Da läuft nichts. Lass deinen Bruder in Ruhe".

"Du gehst heute nicht aus", stellt er nach einigen Sekunden der Totenstille fest.
"Was?!", ich schaue vom Spiegel auf - in der Hand noch die offene Wimperntusche.
"Du hast mich richtig verstanden. Du wirst nicht mitkommen. Ich möchte nicht, dass du weiter Zeit mit Lukas verbringst".
"Du übertreibst jetzt aber wirklich! Ich habe doch gesagt, dass ich nichts von Lukas möchte. Wir haben nur ein wenig Zeit miteinander verbracht. Das bedeutet nichts. Zumindest nicht das, was du denkst".
Er schüttelt lachend mit dem Kopf. "Ja, klar".
Langsam macht er mir Angst.
"Ich sagte, du gehst nicht mit uns aus. Punkt!".
"Du hast mir gar nichts zu sagen", entgegne ich. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Ich stehe auf, und laufe an Alex vorbei ins Wohnzimmer. "Luisa!".
"Verdammt, jetzt schrei hier nicht so rum". Ich höre seine donnernden Schritte hinter mir.
"Hast du mit meinem Bruder geschlafen?". Ich schaue Alex fassungslos an.
"Nein, mein Gott, das habe ich nicht!", schreie ich ihm entgegen.

Kann man lieben neu lernen? Fan Fiction Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt