144. Kapitel

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Frederik
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Ich schlafe die ganze Nacht schlecht. Mit einem Ohr bin ich immer darauf bedacht, mitzubekommen, wenn es Luisa wieder schlechter geht. Bei dem kleinsten Geräusch schrecke ich auf und bin hellwach. Als mein Wecker klingelt bin ich froh, dass die Nacht dem Tag weicht. Unter normalen Umständen wären wir gemeinsam zu unseren heutigen Schichten aufgebrochen, doch ich wecke sie nicht. Stattdessen melde ich sie in der Klinik krank und mache mich alleine auf dem Weg.

"Frederik?". Ich höre Lukas angespannte Stimme hinter mir.
"Was gibt's?".
"Es geht um Luisa". Ich nicke. "Hmmm, vielleicht solltest du mit ihr darüber sprechen", schlage ich vor. Lukas schüttelt mit dem Kopf.
"Ich würde jetzt gerne mit dir darüber sprechen".
Ich zucke mit den Schultern.
"Gut, dann schieß los".
"Hat sie dir erzählt, was gestern los war?".
"Das sie mit dir bei ihrem Exfreund Visite gemacht hat? Ja, das hat sie mir erzählt".
Lukas kann den vorwurfsvollen Ton in meiner Stimme nicht überhören. Er seufzt laut auf.
"Sie ist gegangen, ohne sich abzumelden".
"Offenbar hast du trotzdem mitbekommen, dass sie gegangen ist". "Frederik, das ist hier kein Witz!". "Wieso hast du sie überhaupt mitgenommen zur Visite?".
"Sie hat sich nicht davon abbringen lassen", antwortet er kleinlaut.
Ich schüttle entsetzt mit dem Kopf. "So lang sie bei dir Dienst hat, trägst du die Verantwortung. Am Ende musst du abschätzen, ob das wirklich geht oder nicht".
"Ich habe großes Vertrauen in die Aussagen meiner Kollegen. Wenn Luisa sagt, dass es geht, dann geht es. Aber dann erwarte ich auch, dass sie ihre angefangene Arbeit zu Ende macht und nicht abhaut".
"Dann hat sie sich wohl überschätzt. So wie ich sie kenne, wird es kein zweites Mal vorkommen".
"Sie ist total ausgerastet, Frederik". "Das kann ich verstehen", sage ich knapp und suche weiter nach einer Patientenakte.
"Frederik!".
"Lukas, was möchtest du von mir hören? Ich werde Luisa nicht in den Rücken fallen. Egal was sie in Bezug auf Alex getan hat, ich könnte es verstehen".
"Er ist trotzdem noch Patient hier...Wo kann ich Luisa finden?". "Zuhause". Lukas stutzt.
"Es geht ihr nicht gut".
"Wegen gestern? Sehr schlimm?".
"Ja und ja. Du solltest mit ihr reden und ich muss in den OP".

Luisa
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Obwohl ich nicht möchte, gehe ich zur Wohnungstür und drücke auf den Türsummer, als es klingelt.
"Darf ich reinkommen?".
"Ich hab grad wirklich keinen Nerv für deine Standpauke, Lukas. Hat das Zeit bis morgen?".
"Ich würde wirklich gern mit dir sprechen".
Ich seufze und lasse ihn in die Wohnung.
"Ich wär jetzt wirklich lieber allein".
"Ich bleib nicht lang".
Als wir uns aufs Sofa setzen, fällt sein Blick auf meine verbundenen Hände. Er wendet seinen Blick ab und fängt an: "Du weißt, dass sowas wie gestern nicht geht...".
Offenbar erwartet er eine Bestätigung von mir, denn er spricht nicht weiter. Also nicke ich vorsichtig.
"Aber ich hätte dich nicht zur Visite zulassen dürfen. Das war mein Fehler. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht funktioniert".
"Ich habe wirklich geglaubt, dass ich das packe...aber...als wir dann bei ihm waren...ich hätte ihn am liebsten geschlagen. Meine Wut war auf einmal wieder so groß. Das Zimmer kam mir mit einem Mal furchtbar eng vor. Es war so, als ob sich die Wände auf mich zu bewegen und sein Griff... Ich spüre ihn noch immer auf meiner Haut", mein Schluchzen überdeckt meine verzweifelten Versuche, mich zu erklären.
"Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht in solch eine Situation bringen".
Ich kann meine Tränen nicht mehr aufhalten.
"Ich weiß auf einmal wieder nicht, wie ich das schaffen soll", gebe ich ehrlich zu und kann mir nicht vorstellen in die Klinik zurück zugehen.
"Du bekommst das hin, Luisa. Und wir helfen dir dabei. Versprochen".

"Ich tue Frederik weh. Das sollte er nicht durch machen müssen".
"Er liebt dich, Luisa".
"Ich weiß. Aber an schlechten Tagen kann ich nicht einmal mehr das verstehen".

"Ich weiß nicht, was das mit mir macht, dass Alex wieder da ist. Aber ich weiß, dass ich schreckliche Angst davor habe", ich blicke auf meine Hände, damit ich Lukas nicht ins Gesicht schauen muss, denn sonst würde ich vermutlich vollkommen die Fassung verlieren.
"Egal was kommen wird, pass auf Frederik auf. Hab ein Auge auf ihn, versprich mir das".
Lukas nickt schnell und legt seine Hand auf mein Knie.
"Ich passe auf euch beide auf".

Kann man lieben neu lernen? Fan Fiction Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt