130. Kapitel

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Sprung: Montag

POV Luisa
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"Wir werden Sie heute von der Drainage befreien und es steht für heute Vormittag noch ein Ultraschalltermin an. Wenn alles in Ordnung ist, werden wir Sie mit großer Wahrscheinlichkeit heute noch entlassen können, okay?".
Ich nicke.
"Sehr gerne".

"Luisa, störe ich?".
Schwester Anna tritt in das Zimmer. Ich schüttle mit dem Kopf.
"Frederik, ich muss auflegen", sage ich in den Hörer.
"Ich kann auch", Anna zeigt auf die Tür. Ich schüttle wieder mit dem Kopf.
"Ja, ich sag dir Bescheid, wenn ich zu Hause bin. Alles gut. Noch bin ich in der Klinik. Wir sehen uns zu Hause. Tschüss".
"Entschuldigung. Das war Frederik", sage ich und lege das Telefon aus meiner Hand.
"Ich wollte nicht stören", sagt Anna entschuldigend und tritt an mein Bett. "Wenn du nicht herein gekommen wärst, würde ich noch in einer Stunde telefonieren", erkläre ich lachend. "Wie geht es Dir?".
"Gut. Ich habe nur noch selten Schmerzen". Anna nickt lächelnd. "Wir können also im Sommer auf dich zählen, ja?", fragt sie, während sie die Pflaster von meinem Bauch zieht. "Das hoffe ich doch", antworte ich lächelnd.
"Okay, das könnte jetzt ein wenig unangenehm werden". Sie schaut erst die Drainage und dann mich an. Ich nicke verstehend und schaue konzentriert in die andere Richtung. Ich spüre wie der kalte Schlauch sich seinen Weg bahnt, bis er endlich komplett draußen ist.
"So geschafft", Anna drückt eine Kompresse auf die Austrittstelle. "Kannst du da nochmal drauf drücken? Dann bring ich die Drainage weg und frage schonmal nach, ob du schon zum Ultraschall kannst".
Sie wartet auf mein okay und verlässt dann lächelnd mein Zimmer, um nur wenige Minuten später wieder zu kommen.
"Du darfst schon mitkommen". Anna schlägt die Decke von meinem Körper. Ich rolle mich halb auf die Seite, meine rechte Hand auf meinen schmerzenden Bauch gelegt, um mich dann hinzusetzen. Anna schaut mich skeptisch an.
"Tut wirklich nur noch bei Bewegung weh". Ich schlüpfe in meine Hausschuhe und folge Anna über den Flur bis zum Untersuchungszimmer, in dem Frau Traudtner schon auf uns wartet.
"Ahh, Luisa. Hallo", sie reicht mir mit einem breiten Lächeln die Hand. "Hallo".
"Wie geht es Dir?".
"Gut".
"Hast Du noch große Schmerzen?". "Nein, nur noch bei Bewegung".
"Das ist nicht untypisch und dürfte sie noch ein paar Tage begleiten, sollte dann aber wieder weggehen". Ich nicke und ziehe mein Shirt nach oben, während Frau Traudtner das Ultraschall vorbereitet. Du hattest wohl ein ganz großes Bedürfnis uns schon vor deinem Beginn kennen zu lernen, hm?". Ich lache.
"Naja, so war das wohl eher nicht geplant".
"Das glaube ich Dir aufs Wort. Vorsicht nicht erschrecken. Jetzt wird es einmal kalt". Der Ultraschallkopf fährt kalt über meinen Unterbauch. "Sieht aber wie geplant gut aus".
Frau Traudtner reicht mir zwei Papiertücher, mit denen ich mir das Gel vom Bauch streiche.
"Na dann", langsam versuche ich mich wieder aufzusetzen.
"Vielen Dank".
"Ich habe Dir schon einmal gesagt, dass die meisten Frauen gar keinen Unterschied spüren". Ich nicke. "Wenn du dennoch mit jemanden sprechen möchtest...".
"Das ist nicht nötig".
"Aber...".
"Frau Traudtner, ich habe kein Bein verloren. Sie haben mir lediglich den linken Eierstock entfernt". Sie nickt. "Anna, kannst du schonmal bei Tayfun nach den Entlassungspapieren forschen?".
"Ja, natürlich".
Sie verlässt das Behandlungszimmer. "Luisa, du bist so furchtbar abgeklärt".
Ich zucke mit den Schultern.
"Ich bin Krankenschwester, ich sehe viel Leid, jeden Tag. Ich habe kein Recht, mich über meine Situation zu beklagen".
"Vor allem junge Frauen haben nach solch einem Eingriff, Angst, dass sie keine Kinder bekommen können. Dem ist aber meist nicht so. Die Aufgabe des linken Eierstocks wird einfach der verbliebene übernehmen. Manchmal pendelt sich das Ganze erst nach einiger Zeit ein, aber trotzdem...". Frau Traudtner lächelt mich milde an. Ich nicke wissend.
"Ich weiß", sage ich, "aber es will sich noch nicht so recht in meinen Kopf verankern".
"Hast du schon mal mit Frederik darüber gesprochen?", sie streicht mir sanft über den Oberarm.
"An dem Abend, an dem wir bei Ihnen waren. Es war ja doch sehr überraschend und unerwartet...Er meint, dass ich noch jung bin und noch viele Jahre haben werde, um Kinder zu bekommen. Ich mein...wir sind noch nicht lange zusammen. Kinderwunsch war bis jetzt kein präsentes Thema. Wir hatten andere Sachen im Kopf, aber für mich war eigentlich immer klar, dass ich mir Kinder wünsche...".
Frau Traudtner nickt.
"Ich verstehe deine Sorge. Versprich mir, lasst euch ein wenig Zeit nach der Op. Mach dir nicht so einen Stress. Und ich muss Frederik recht geben, du bist noch blutjung. Du hast Zeit. Ansonsten kann man später nochmal darüber reden, aber mach dir da jetzt nicht so einen Kopf".

Eine Stunde später, nachdem ich wieder in meinem Zimmer bin, klopft es an die Tür.
"Herein".
"Hallo, Luisa", begrüßt mich mein Vater mit seinem warmen Lächeln. "Papa", sage ich überrascht, "was machst du denn hier?".
"Frederik hat mich angerufen. Darf ich?", er zeigt auf mein Bett. Ich nicke. "Ja, klar".
"Er hat mir erzählt, dass du heute entlassen wirst und da wollte ich es mir nicht nehmen lassen, meine Tochter abzuholen", erklärt er sein plötzliches Auftauchen in der Klinik zu Ende.
"Ach Papa, ich hätte mir doch auch ein Taxi nehmen können. Du hättest wirklich nicht wegen mir kommen müssen".
"Ich freue mich auch, dich zu sehen, Luisa".
"Entschuldige, Papa. Ich freu mich ja, aber...es kommt etwas überraschend". Wieder klopft es an der Tür.
"So, Luisa, hier sind deine Entlassungspapiere", Anna drückt mir einen Brief in die Hand, "wir sehen uns dann hoffentlich erst im Sommer wieder", sie zwinkert mir zu.
"Ich verspreche lieber nichts, aber ich gebe mir Mühe".
"Alles Gute, Luisa".
"Danke".

"Nur die eine Tasche?". Ich nicke und stecke mein Handy in die Hosentasche.
"Ich war ja nur drei Tage hier". "Früher hättest du zwei Koffer gebraucht", mein Vater schaut mir grinsend ins Gesicht. Auch ich muss schmunzeln.
"Tja , Papa. Als ich acht war, waren Klamotten eben noch Rudeltiere".
"Wollen wir?".
"Ja". Draußen auf dem Klinikparkplatz angekommen, wärmt die Frühlingssonne mit ihren zaghaften Strahlen unsere Haut angenehm. Wir kommen ohne größere Verzögerungen durch den Verkehr. Mein Vater parkt auf einem gerade frei gewordenen Parkplatz vor dem Haus.
"Na dann", er schaut unschlüssig auf seine Hände und weiß scheinbar nicht mehr, was er sagen soll. "Möchtest du noch mit hoch kommen?".
"Nein, nein. Ich möchte euch nicht stören".
"Frederik hat Dienst. Du störst nicht und außerdem hätte er mit Sicherheit nichts dagegen".

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