104. Kapitel

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POV Luisa
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Kühler Wind zerzaust mir meine Haare, die eigentlich den ganzen Tag noch nicht richtig gesessen haben. In einem stilleren, abgelegenen Teil des Parks lasse ich mich auf einer Bank nieder. Zu meinen Füßen picken Tauben die Überbleibsel von Keksen und Kuchen der Besucher. Ich lächle bei der Erinnerung, dass mein Vater mit mir immer die Eiswaffeln an die Tauben verfüttert hat.

"Sie sollten hier nicht sitzen".
Ich blicke auf, um zu schauen, wer mich so plötzlich aus meinen Gedanken gerissen hat. Der unbekannte Arzt nimmt ungefragt neben mir Platz, rückt seinen weißen Kittel zurecht und streckt die Füße von sich
"Ist ihnen nicht kalt?".
Ich zucke mit den Schultern, weil ich keine Lust auf Smalltalk habe.
"Sie reden nicht sehr gerne was?".
Ich schaue in die Ferne. Er scheint keinerlei Antwort von mir zu erwarten.
"Macht nichts. Ich rede sehr gerne. Sie müssen ja nicht antworten".
Der Mann gefällt mir.
"Sie sind die Freundin von Frederik oder?".
Ich blicke auf, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass er Frederik erwähnen würde.
"Verlobte", korrigiere ich ihn und bin über mich selbst überrascht, denn in den letzten Tagen habe ich wirklich nicht an seiner Seite geglänzt.
"Ach stimmt, davon hatte er erzählt", er lacht. Es ist ein ehrliches Lachen. "Ich denke, er kann sich glücklich schätzen, sie getroffen zu haben".
Ich schüttle mit dem Kopf und wünsche mir aus tiefstem Herzen, dass der nette Arzt neben mir aufhört zu reden. Er ist nett und ich habe nichts gegen ihn, aber ich habe das Gefühl, dass er die magische Grenze meines Kreises Stück für Stück überschreitet. Er ist zur falschen Zeit am falschen Ort.
"Hören Sie auf, bitte". Ich spüre, dass er gerne etwas sagen möchte. Er holt tief Luft, doch die Worte verbleiben auf seiner Zunge und werden nicht ausgesprochen.
"Verdammt, ich bin kein guter Mensch", sprudeln die Worte aus meinem Mund. "Ich mache es Frederik unnötig schwer, aber ich kann mich nicht von ihm lösen. Ich liebe ihn", höre ich mich sagen und verstumme wieder.
"Sie sind kein schlechter Mensch. Frederik hat sich bewusst für Sie entschieden. Und wissen Sie warum?".
Ich blicke erwartungsvoll in das Gesicht des Arztes. "Weil er sie liebt. Es ist nie immer einfach. Aber ich bin mir sicher, dass sie das zusammen schaffen".

Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander. Ich denke über seine Worte nach und frage mich irgendwann, ob er nicht zurück an die Arbeit muss. Oder bin ich seine Arbeit?
"Wer weiß alles, dass Frederik und ich ein Paar sind?", meine Frage durchbricht unser Schweigen. Als sie über meine Lippen kommt, hört sie sich wichtiger an, als sie ist.
"Alle", er lacht. Seine dunklen Locken tanzen um sein Gesicht. Mit dem Zeigefinger schiebt er seine Brille zurecht, stützt seine linke Hand auf den Oberschenkel und dreht sich zu mir.
"Sie müssen wissen, dass Neuigkeiten sich in der Klinik wie ein Lauffeuer verbreiten". Ich nicke.
"Gut zu wissen".
"Es tut mir Leid, aber meine Mittagspause ist gleich zu Ende. Ich muss also zurück auf Station".
Er lächelt mich freundlich an. Seine weißen Zähne blitzen im Licht der Wintersonne.
"Hat mich gefreut". Er steht auf und reicht mir seine rechte Hand.
"Mike Arendt. Ich bin ein Freund von Frederik. Also keine Angst. Ich habe sie nicht ausgehorcht, um neue Informationen im Klinikum zu verbreiten". Ich lächle und reiche ihm meine Hand. "Luisa".
"Man sieht sich, Luisa".

Mit langsamen Schritten entfernt er sich, doch der Wind trägt seine Stimme nur wenige Sekunden später zu mir.
"Ich erwarte dich am Montag um sieben auf der Urologie". Ich drehe mich um und sehe Mike wenige Meter vor mir, die Hände in die Hüfte gestemmt, mich angrinsend. Ich nicke. "Dann bis Montag".

Was weiß die Klinik noch nicht über mich?

Kann man lieben neu lernen? Fan Fiction Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt