Esra ist seit vorgestern wieder da. Genauere Details hab ich nicht mitbekommen. Nur dass sie gestern zur Polizei gegangen ist. Mit ihr geredet habe ich auch nicht. Getroffen habe ich sie auch nicht, nicht mal im Treppenhaus. Wahrscheinlich muss sie sich erstmal nach dem ganzen erholen. Ich passe heute wie immer auf meine kleine Schwester Azra auf. Meine Mutter kommt später von der Arbeit und dann kann ich mich auf den Weg nach München zu meinem Vater machen. Azra will nach draußen und deshalb ziehe ich sie zurecht an und wir gehen raus. Wir laufen die Treppen runter und öffnen die große Tür. Erst jetzt bemerke ich, dass Esra auf den wenigen Treppen vor der Tür sitzt. Eigentlich wie immer. Ich mache das auch manchmal, wenn ich Ruhe brauche. Azra nimmt meine Hand und will mich zum Spielplatz ziehen, doch ich sage, sie solle erst mal warten. Ich setze mich neben Esra. Noch immer hat sie nicht ihren Kopf zu mir gewendet. Ich schaue sie an und sie schaut auf den Boden oder auf ihre Schuhe. Keine Ahnung. Azra setzt sich vor Esra, blickt zu ihr auf, lacht und sagt dann "Hallooooo." Erst jetzt bewegt sich Esra und schaut meine kleine Schwester an. Esra fängt an zu lächeln und sagt ebenfalls "Hallo." Ich schaue sie noch immer an, aber sie mich nicht. Azra fordert sie auf zu schauckeln und sie lässt sich überreden und wird von Azra zum Spielplatz gezogen. Ich bleibe noch immer sitzen und beobachte einfach. Endlich mal Ruhe! Das heißt nicht, dass Azra mir auf die Eier geht, aber kleine Geschwister können auch mal nerven. Esra und Azra schauckeln und die beiden haben auch eine Menge Spaß. Bei kleinen Kindern muss man eben immer lachen, egal wie traurig oder schlimm ein Ereigniss war. Ich stehe langsam auf und gehe zu den beiden hin. Ich lehne mich an einer der Pfosten von den Schauckeln und schaue zu Esra. "Was guckst du so?" fragt sie mich nach einer Weile genervt. "Wie gehts dir?" Frage ich stattdessen. - "Gut."Ich schaue sie an und merke, dass es ihr nicht gut geht. Oder liege ich da einfach nur falsch? "Kannst du dich verpissen?" fragt sie mich. "Nein." Sie stöhnt. "Will meine kleine Schwester nicht alleine lassen." sage ich als Argument. Aber in Wahrheit möchte ich bei Esra bleiben. Keine Ahnung wieso. Sie kommt mir so zerbrechlich vor, seitdem sie wieder zurück ist. Mich interessiert es total was Malik ihr angetan hat. Das einzige was ich herausgefunden habe ist, dass sie mit Malik weg war. Also muss er was damit zu tun haben. Er ist so ein Bastard! An dem Tag als ich Semir gefragt habe, wo Malik wohnt, sind wir zu ihm nach Hause. Die Eltern haben uns auf gemacht. Wir wollten sofort mit Malik reden aber dann fing plötzlich die Mutter an zu weinen. Dann hatten wir Mitleid und wir wurden hinein gebeten. Es gab heftige Diskussionen, wo Esra und Malik sein könnten. Und irgendwann mittendrin fing auch Semir an zu weinen. Ich schwöre! Semir hat geweint! SEMIR! Und der Grund war Malik. Er machte sich einfach nur Sorgen um ihm. Malik und Semir sind immer noch Cousins. Egal, wie sehr sie sich hassen. Die beiden vermissen sich in Wahrheit und das alles haben mir Semirs Tränen bewiesen. Was mich aber total umgehauen hat war die Wahrheit über die zwei. Und zwar hat Malik nichts mit Semirs Schwester angefangen. Sondern die Eltern der beiden sind Schuld daran, dass sich Malik und Semir hassen! Nur weil sich die Eltern nicht ausstehen können, dürfen die Kinder nichts mehr untereinander oder miteinander machen. Krasse Story. Esra steht von der Schauckel auf und geht. Ich schaue zu ihr und will sie fragen wohin sie geht. Aber ich lasse es lieber. Ich setze mich auf die Schauckel neben Azra.
Daheim mache ich meiner kleinen Schwester was zu essen und in diesem Moment kommt meine Mutter. Ich gebe ihr einen Kuss und gehe nun meine Sachen packen. Die letzten Tage der Ferien. Und die verbringe ich bei meinem Vater und seiner neuen Freundin. Eigentlich könnte ich hier in Ulm bleiben, aber ich möchte meinen besten Kumpel Fatih endlich wieder sehen und deshalb habe ich beschlossen mein Wochenende in München zu verbingen. Ich verabschiede mich von Azra und meiner Mutter. Mein Bruder ist mit Rabya mal wieder unterwegs. Als ich zum Bahnhof laufe, sehe ich Fatlum. Wir unterhalten uns ein wenig. Eigentlich wären wir unter unseren ganzen Freunden shishan gegangen. Aber das machen meine Freunde dann eben ohne mich, da ich nicht da bin. Ich verabschiede mich langsam, da mein Zug gleich kommen müsste. Ich steige ein und suche mir einen Platz. Es ist kein einziger Platz frei. Außer neben einem älteren Herren, also setze ich mich zu ihm. Ich lege meine Tasche oben ab und nehme mein Handy um Musik zu hören. Ich setze mich wieder hin und schaue nach oben. Und dann blicke ich in ein wunderschönes Gesicht. Mashallah. Das Mädchen schaut mich an und ich schaue sie an. Ich habe sie noch nie hier gesehen. Als sie nicht wegschaut, schaue ich weg. Aber die ganze Zugfahrt, versuche ich sie heimlich zu beobachten und unsere Blicke treffen sich ständig. Sie hat sehr lange lockige dunkle Haare und braune Augen. Sie hat so ein schönes Gesicht. Volle Lippen. Perfekt. Was habe ich aber gesagt? Kein Mädchen mehr! Ersteinmal. Als sie aufsteht und mich anschaut, bemerke ich, dass ich hier gerade meine Chance verpasse. Sie geht die Treppen des Zuges runter und ich bin gerade in einem schrecklichen Dilemma. Soll ich oder soll ich nicht? MACH ES! Ich stehe sofort auf, da der Zug schon hält. Ich stehe auf und renne die Treppen runter. Das Mädchen ist bereits schon draußen. Scheiße. Aber ich sehe sie! "Hey!!!!" schreie ich. "HEY!" Sie dreht sich zu mir um und ich renne zu ihr. Als ich vor ihr stehe, blicke ich in ihre Augen und diese Augen schauen mich erwartungsvoll an. "Bekomm ich deine Nummer?" sie nickt und gibt mir ihre Nummer. Wir beiden lächeln uns an und dann kommen wir uns immer näher und näher. Es kommt mir vor als würde ich sie kennen. Unsere Lippen berühren sich ganz leicht und schließlich gebe ich mir den Ruck und küsse das Mädchen. Sie erwiedert mir meinen Kuss. Wir lösen uns von einander und dann frage ich sie: "Wie heißt du?" - "Ich heiße Esra." sagt sie.
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Geheimnisvolle Liebe
RomantikDieser Moment wird sich für immer in meinem Herzen bannen. Cem kniet weinend vor mir und hält meine Hand. Ich hatte das gar nicht bemerkt. Sein Gesicht sieht genau so aus wie in meinen Gedanken und sein Geruch ist auch der selbe. Selbst im Dunkeln w...