Zeiten ändern dich.

Kapitel 5

„Luiz?"

„Luiz!" bestätigte ich seine Nachfrage.

„Warte ich frage ihn mal, weil ich hab keines von ihm!"

„Neyli, war nur ein Scherz, klar, zieh ich deines an."

Dafür bekam ich ein Kuss auf mein Hinterkopf und schon warf er mir sein Trikot auf meine noch nicht gestylten Haare.

„Blödmann!" lachte ich.

„Apropo! Neyli? Hör damit auf, nicht dass es noch zur Gewohnheit wird!" scherzte er und holte seine Tasche.

Ich steckte meine braunen Haare hoch, sodass sie mir später in der Hitze nicht die Sicht versperrten und schminkte mich dezent. Ich blickte an mich hinab und begutachtete meine blauen High Heels, meinen minzgrünen Minirock und das Trikot von Neymar in der Damenausführung. Die grünen Ohrringe mussten echt einfach sein.

„Du bist halt doch eine kleine Trendsetterin, was?" kommentierte Neymar zu meinem Outfit.

Er sah meine High Heels an und schüttelte ungläubig den Kopf.

„Hoffentlich kannst du damit einige Zeit sitzen und stehen?"

„Mister da Silva Santos Júnior, ich bin Model von Beruf. Ich will dich nur daran erinnern."

Pünktlich wie die Maurer liefen wir durch die Katakomben der Arena de Sao Paulo. Von weiten hörte ich eine altbekannte Stimme. Bruna mit David. Ich mochte beide sehr und sie mich auch.

„Wo ist meine Schwester?" fragte Neymar stutzig.

„Sie reserviert oben schon unsere Plätze. Sie hat dir geschrieben." lächelte Bruna ihn entgegen.

„Okay." sagte er etwas kühler.

Ich verstand es ja, dass er ihr gegenüber etwas kühl sein möchte, aber wieso vor mir. Ich küsste ihn nochmal.

„Nicht beißen, hebt es euch für nach dem Spiel auf." grinste Luis sehr.

Wir wünschten ihnen noch viel Glück und gingen zu Raffaela. Wir rannten aufeinander zu und tanzten unseren Freundschaftstanz bevor wir uns umarmten. Wir waren seit geraumer Zeit ziemlich derbe befreundet. Schon wie allerbeste Freundinnen. Bruna verdrehte ihre Augen und setzte sich mit ihren Sohn hin. Bruna war eine Frau, die man erst im betrunkenen Zustand erheitern und zu Blödsinn anregen konnte. Bruna war sehr realistisch, während Raffaela und ich auf unsere Herzen hörten. Als die Eröffnungszeremonie vorbei war, kamen die Brasilianer mit den Kroaten rein. Das ganze Spiel war voller Dusel für die Brasilianer. Ich schoss mit Raffaela hoch als Neymar ein Tor erzielte. Wir lagen uns in den Armen und sprangen auf der Stelle.

„Ich will auch." erklang es vom Sohnemann des Torschützen.

Ich nahm ihn auf den Arm, sodass Raffaela auf der anderen Seite in Stütze.

„Mein armes Kind." lachte Bruna.

Sie lachte ja wirklich? Am Ende des Spieles, dass die Brasilianer mit drei zu eins gewonnen hatten. Wir feierten noch etwas, bevor wir Neymar und seine Mannschaft trafen. Die Kroaten hatten den Schiedsrichter nicht verstanden und liefen traurig und dennoch mit viel Hoffnung in ihre Hotels zurück. Kurz bevor wir bei den ankamen, entfloh uns der kleine David.

„Geht ihr schon mal vor, ich suche ihn."

Ich war schon am rennen, als ich Schritte wahrnahm.

„Was machst du hier, Elli?"

„Meinst du ich lass dich in diesem Stadion allein nach meinem Neffen suchen? Ich kenne dein Orientierungssinn!" lachte sie mich eiskalt aus.

Wir rannten nun durch sämtliche Gänge dieses Stadionslabyrinth. Nach geraumer Zeit fanden wir ihn bei den falschen Leuten, die hatte ich in diesem Moment nicht im Schirm gehabt. Elli war etwas im Hintergrund getreten. Ich musste mit ansehen, wie er, den ich das Herz gebrochen hatte, meine ehemalige Freundin aus der Clique küsste. Meine Augen weiteten sich und ich stand mit offenen Mund da. Irgendwie zerriss mich dieser Anblick und doch riss ich mich zusammen, ging arrogant auf die zehn Deutschen zu.

„Davis, wieso bist du abgehauen?" fragte ich den kleinen Blondhaarigen.

„Ich wollte ein Autogramm von Mats haben, aber er versteht mich nicht."

Seit ich mit Neymar zusammen war, sprach ich fließend Spanisch und Brasilianisch, deswegen sprach ich mit ihnen auch immer in dieser Sprache. Ich blickte Mats an, der etwas irritiert zwischen mir und dem Kleinen hinterher blickte.

„Hey, Mats!"

„Amina!"

Der Klang seiner Stimme war eine Mischung aus Trauer und Freude. Ich hatte mich seit ich vor einem Jahr mit meinem Freund Schluss gemacht hatte, bei keinem gemeldet.

„Was will dein kleiner Begleiter?" wollte Mats interessiert wissen.

„Der Kleine ist der Sohn von Neymar und er möchte ein Autogramm von dir."

Meine Stimme klang eiskalt, da ich denen keine Emotionen entgegen bringen wollte. Er nahm sein Edding aus seiner Tasche und sah mich fragend an.

„Elli, hast du was, worauf Herr Hummels sein Autogramm verewigen kann?"

Auf einmal schmiss Raffaela ein Stück blauen Stoff zu mir. Mein Bruder lächelte kurz als er auf das Stoff sah.

„Tut mir Leid darauf kann ich meine Unterschrift nicht machen."

Er sah David entschuldigend an und hob das Stoff hoch. Ich erschrak als ich mein erstes Trikot sah. Es war von TSV 1860 München. Meinen ersten Verein, deswegen schimmerte mein Herz auch Blau-weiß. Mia san blau, war schon immer mein Motto, damit meinte ich aber nicht den betrunkenen Zustand.

„Woooah, deine Schwester ist echt geeeeeeil." haute ein Junge mit Kevin raus.

Ich schnappte mir das Trikot und sah Elli verdutzt an.

„Sorry, vergriffen." lächelte sie entschuldigend.

„Vielleicht kann ich euch weiterhelfen?"