Im Augenblick wandte ich mich zu ihr und und sah sie entgeistert an.
„Was soll das heißen?" wollte ich wissen.
„Das interessiert dich doch auch nicht."
Bockig legte sie ihre Arme vor ihrer Brust über Kreuz und sah mich sauer an.
„Wenn du das nur sagst, darüber macht man keine Witze!"
„Ich sag es nicht einfach so. Ich war damals gerade einst sechzehn als ich wegen einer schlimmen Lungenentzündung und sehr hohem Fieber ins Klinikum gekommen war. Ich war im siebten Monat." schluchzte sie wieder.
Sprachlos sah ich sie einfach an und wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.
„Ich hätte damals ein Mädchen bekommen..." führte sie schließlich weiter auf.
In ihren Augen bildeten sich Tränen, die sie schon längst hätte weinen musste, so kam es mir vor. Sie setzte sich auf das Bett und starrte in ihre Hände, die sie wie zu einem Gebet geschlossen hielt.
„...ich hatte irgendwann damit abgeschlossen, weil ich konnte nicht ewig in meiner Trauer über diesen Verlust sein. Glaub mir, wenn ich es könnte, würde ich mein Mädchen wieder zu mir holen. Ich dachte oft an sie, wie sie wohl ausgesehen hätte und ob ich eine gute Mutter gewesen wäre. Ich hatte einen wunderbaren Freund mit ihm hatte ich mein erstes Mal, mit ihm hatte ich meine erste Beziehung und wohl auch die längste. Ich war einfach glücklich als ich die Nachricht bekam, dass ich Schwanger war, aber ich war noch viel zu jung und hatte durch meine Magersucht viele körperliche Probleme. Du weißt gar nicht wie es ist, wenn man sich jeden Tag die Vorwürfe macht. Ich wollte mein Mädchen in den Armen liegen haben und hätte nie an eine Abtreibung gedacht."
Sie wischte ihre Tränen, die ihre Wangen angefeuchtet hatten weg und sah auf die naheliegende Wand.
„Die Hälfte meiner Bekannten und Verwandten rieten mir sie abzutreiben, weil wir noch sehr jung waren. Wir hatten noch keinen Schulabschluss und standen noch mit keinem Bein fest im Leben. Du weißt gar nicht, wie es ist jeden Tag aufzustehen und sich bei seinem Kind zu entschuldigen, obwohl man nichts dafür konnte, dass es nun so war wie es nun mal war. Der Schmerz etwas in mir drin verloren zu haben, ließ mich etwas nachdenklicher werden. Meine Kleine wäre niemals behindert geworden, weil die Ärzte meinten, dass sie gesund gewesen wäre. Wie gerne hätte ich sie wachsen gesehen, wie gern hätte ich ihre ersten Schritte erleben wollen."
Sie lächelte kurz auf und schloss ihre Augen um weitere Tränen zu vermindern.
„Ich war so durcheinander, verdammt ich hatte solche Angst, dass mir jemand nahm, was mir bereits weit näher an meinem Herzen kam, wie es mein erster Freund je hätte sein können. Ich war so unerfahren, dass alles war für meine junge Seele kein einfache Aufgabe, damit fertig zu werde. Ich hatte hart an meiner Form und an meinen körperlichen Zustand gearbeitet und fing an mehr für die Schule zu tun. Immer wieder ignorierte ich die Gedanken an mein Kind, welches ich danach nicht einmal sehen durfte, weil meine Eltern mir den Anblick ersparen wollten. Irgendwann beschlossen wir nach viereinhalb Jahre die Beziehung aufzugeben, da er den Verein wechselte und ich tief in mein Prüfungsvorbereitung gesteckt war. Es waren viereinhalb Jahre voller schöne, schreckliche und trotzdem erheiternde Momente." beendete sie ihre Geschichte.
Geschockt öffnete sie die Augen und sah mich entgeistert an. Sie dachte wohl nicht, dass sie irgendjemanden diese Geschichte erzählen würde. Es war ihr kleines Geheimnis, dass sie niemals jemanden zeigen wollte. Ich konnte es in ihrem Gesicht erkennen.
„Was ist mit deinem Kind passiert?"
„Am 31. Mai. 2008 um 4 Uhr morgens wurde ich schneller als sonst in ein Operationssaal geschoben. Ich hätte sterben können, da ich enorme Entzündungswerte hatte durch Lungenentzündung und dem enorm hohen Fieber. Es war alles auf Risiko gesetzt, entweder hätte es mich oder mein Kind getroffen. Als ich wieder erwachte, erfuhr ich von meinen Eltern, dass ich eine Totgeburt bekommen hatte."
Auch mir kamen langsam Tränen der Reue. Ich kannte sie, doch kannte sie nie wirklich. Doch eigentlich kannte ich sie nur äußerlich. Denn innerlich war sie ganz anders drauf. Innerlich nahm sie schon manch mehr Schmerz in Kauf.
„Wer war dein erster Freund? Mario?" wollte ich wissen.
„Nein, dass war mein zweiter fester Freund. Es war Moritz Leitner."
Ich setzte mich neben ihr und seufzte, auf diese Antwort war ich nicht vorbereitet.
„Es tut mir leid, dass ich im Moment wahnsinnig emotional bin, aber wenn du so lange stark sein musstest, kommt auch irgendwann die Zeit wo du kraftlos am Boden liegst und hoffst, dass irgendwann ein Mensch kommt, der dich wieder hochzieht."
In dem Augenblick wollte ich sie zu mir ziehen, doch sie stand auf und ließ eine gewisse Distant zwischen uns.
„Aber da ist doch noch mehr, was du mir sagen möchtest! Allein diese Erinnerung würde dich nicht so fertig machen." schoss es aus mir raus.
Ich war mir sicher, dass sie mir noch etwas verheimlichte, was mit ihren ersten Freund zu tun hatte.
„Ich hab gestern mit ihm geschlafen."
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Zeiten ändern dich.
FanficInhalt: Amina Hummels trifft im Urlaub auf Neymar, sie kommen zusammen und sind verliebt..., bis sich ihre Vergangenheit auf der Weltmeisterschaft ankündigt und die Ereignisse sich überschlugen... Wird es genauso wie vor einem Jahr enden? Würde sie...