Kapitel 88

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Am nächsten Tag wachte ich durch ein Klopfen auf. Müde und total sauer stand ich nach dem fünften Mal aus meinem Bett auf. Ich lief mit zusammengepressten Augen zur Wohnungstür und öffnete diese mit voller Wucht, die ich an jenem Morgen sehr kompenisert hatte.

„Guten Morgen."

Ich blickte wütend auf mein Gegenüber.

„Was willst du hier?" wollte ich bissig wissen.

„Schlecht geschlafen?"

„Nein, nur ein schlechter Morgen, der mit dir begann!" maulte ich in seine Richtung.

„Schwangerschaftsstimmungsschwankungen, ich verstehe!"

Er lächelte mich an, während sich meine Laune durch seine 'Witzchen' auch nicht aufhellte. Mein Gegenüber drängte mich in meine Wohnung zurück und schloss die Tür.

„Ich wollte seit der Weltmeisterschaft mit dir reden, doch da kam immer etwas dazwischen."

„Worüber?"

„Amina, ich möchte mit dir über unsere gemeinsame Vergangenheit reden."

„Du hast doch schnell ein Ersatz für mich gefunden." brummelte ich los.

Der junge Mann nahm meine Hände in seine und versuchte gequält aufzulächeln.

„Stimmt nicht, hättest du mich nicht ohne ein Wort verlassen, nach dem raus gekommen war, dass du mich monatelang betrogen hast, dann wäre ich gar nicht auf den Gedanken gekommen neben eine andere aufwachen zu wollen."

Meine Gesichtszüge wurden weicher. Meine Augen wurden größer und ich hatte das Gefühl, dass er wirklich darüber sprechen wollte. Sollte ich mich wirklich dieser Hürde stellen? Ich war doch immer perfekt im Weg rennen. Also wieso nicht jetzt auch?

'Amina, du solltest erwachsen werden, weil du demnächst dein zweites Kind bekommst. Zeig, Verantwortung. Zeig, das du nicht immer auf andere angewiesen bist.'

„Gut, Mario, lass uns reden."

Er blickte mich strahlend an und kam mir verdammt nahe.

„Mario, du wolltest reden!"

Ich wich ihm aus und lief in die offene Küche. Er folgte mir und stellte sich hinter mir, sodass seine Hände mich gefangen nahmen. Ich spürte seine Lippen auf mein Hals und diese schnürten meine Kehle zu. Seine Hände fuhren ihren Weg hinunter und verschwanden in meine Jogginghose.

„Amina, hast du mich den je geliebt?"

„Ja."

„Wann haben bei dir die Gefühle nachgelassen?"

Ich musste nachdenken und wollte mich zu ihm drehen, doch seine Hände lagen noch immer tief in meinem Schritt. Er drückte mein Unterleib mit seinem auf die Küchenzeile. Irgendwas lösten die Berührungen in mir aus, sodass ich nicht weiter zum Nachdenken kam.

„Lag es an Marcos Verständlichkeit?"

„Nein, damals reiste ich wieder nach Amerika nach dem wir einen heftigen Streit hatten."

„Ich erinnere mich. Du wolltest mehr Zeit mit mir verbringen, aber ich hatte in diesem Moment sehr viel Training vor mir, weil ich einige Zeit ausgesetzt habe."

„Genau, ich hatte mich seither von dir nicht mehr verstanden und geliebt gefühlt. Ich liebte dich wirklich von ganzen Herzen und deswegen wollte ich nicht einsehen, dass ich durch diese Aktion dich verlieren könnte. Ich wollte, dass du siehst, wieso ich das tun würde, aber du hast es in den falschen Hals bekommen. Ich hatte dich betrogen, aber nur um dir zu zeigen, dass du endlich mal um mich kämpfen sollst. Deine Desinteresse für mich hatte mich am Ende in die Arme von einem für mich noch wildfremden Mann gelockt. Marco war für mich da, weil er mich a) nicht kannte und b) verstanden hatte, weil er in derselben Situation war. Mario, ich wäre noch immer an deiner Seite, wenn du mich nicht für selbstverständlich gehalten hättest."

Augenblicklich nahm er etwas Abstand von mir und lehnte sich mir gegenüber an die Zeile.

„Also war es wirklich meine Schuld?"

„So meinte ich das nicht."

„Amina, wie dann?"

Meine Augen suchten die Wohnzimmer nach meiner Tochter ab. Sie schlief anscheinend noch in ihrem kleinen Zimmer neben meinem Schlafzimmer. Ich ging auf Mario zu und beugte mich zu ihm vor. Einige Millimeter von seinen Lippen verweilten meine. Kurze Zeit später spürte ich seine Hand auf meinem Hinterkopf und seine Lippen auf meine. Es war nicht mehr das Gefühl, dass ich damals hatte, wenn wir uns küssten. Es war nicht mehr das Gefühl, dass ich empfand, wenn ich ihn in meiner Nähe hatte. Ich hatte in jenem Moment das Gefühl, dass ich nicht die Einzige war, die an seinen Lippen durfte. Es wäre mir egal gewesen, bei jeder anderen unbedeutenden Frau, aber er war nun mal der Freund von dieser Ann-Kathrin. Bei diesem Gedanken löste ich mich erschrocken von Mario.

„Ich... ähm... es tut mir leid." keuchte er vorsichtig.

Ich sah zu ihm herunter und erkannte seinen kleinen Freund. Ich brauchte einige Zeit dies zu realisieren und sah ihn wahrscheinlich an wie ein Auto.

„Moment, du willst mich noch immer?"

„Jaa, verdammt, Amina, meinst du wirklich die Gefühle gehen so schnell weg? Klar, es ist über ein Jahr her, aber ich würde nur dich an meiner Seite wünschen wollen und jetzt wo ich sehe, dass Mo - mein Mannschaftskollege und Kumpel - dich wieder an seine Seite haben darf. Es macht mich einfach kaputt."

„Mario, es tut mir leid, aber ich empfinde nichts mehr für dich. Du weißt, dass es mir genauso weh tut, dir das zu sagen. Ich habe Neymar gestern genauso das Herz gebrochen wie dir und wahrscheinlich dir zum Tausendstel."

„Ist schon gut, hauptsache du bist ehrlicher geworden. Aber warum hast du mich dann küssen wollen?" flüsterte Mario in mein Ohr.

„Ich wollte wissen, ob es sich wie früher anfühlen würde." murmelte ich instabil.

Seine Miene verhärtete sich als er realisierte, dass ich ihn wieder ausgenutzt hatte.

„Du wirst dich nie ändern."

„Mario, ich wollte..."

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