Kapitel 44

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Warum fragst du mich das? War das wirklich so extrem, dass sie an meine Liebe zweifelte?

„Ich werde dich lieben, egal, was du mir jetzt sagst."

Sie blickte mich durch ihre tränenverschleierten Augen an und dachte wohl darüber nach, wie sie es mir erklären könnte.

„In den letzten drei Wochen lief mein Leben mir keine Chance auf Gewissheit, dass ich zu jemanden kann, der mir ein Zuhause schenken konnte, wie ich es mir schon immer vorgestellt hatte. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich alles noch so wollte. Oma Traudl meinte, dass man im Leben nur glücklich und zufrieden werden sollte, aber ich weiß nicht mehr, wo ich das Glück verloren hatte. In letzter Zeit kommt es mir vor als würde ich innerlich verzweifeln, nur noch nach Hilfe schreien und einfach meinen Frust raus weinen. Aber äußerlich zeige ich eine Fassade aus Lächeln, Freude und Glück. Ich hasse es, wenn man innerlich einfach weiß, dass es das Ende ist, aber äußerlich einfach so tun muss, als wäre man stark. Neymar, ich weiß auch nicht warum ich dir das alles offenbare, aber ich glaube, du bist einer der Menschen, der mir nie das Gefühl gab nirgends Willkommen zu sein. Du warst nie ein Mensch, der mich genommen hatte um meine Fehler immer wieder aufzuzählen, der immer der Grund dafür war, dass ich glücklich war."

Auf einmal drückte sie sich näher an mich und fing noch heftiger an zu weinen. Sie tat mir Leid, weil ich gar nicht mit bekommen hatte, wie schwach sie geworden war. Ich hätte mehr auf sie aufpassen müssen. Ich hätte es gar nicht auf den Gipfel dieser Gerüchte kommen lassen sollen. Ich war einfach die falsche Person, kein guter Umgang. Sie brauchte einen, der sie im privaten Bereich etwas Schutz vor den Reporter schenkte, dass konnte ich wohl kaum.

„Gib dir nicht die Schuld. Ich will dich auch nicht meinen Problemen belagern, weil du heute ein wichtiges Spiel hast." wisperte sie.

„Verdammt, Ämsi, du bist mir im Moment wichtiger wie dieser blöde Titel. Klar, dass es schön wäre wenn wir das sechstes Mal Weltmeister werden würde, aber nicht um diesen Preis dich zu verlieren. Es tut mir auch verdammt leid, dass ich mit Bruna bewusst was hatte. Ich hatte einfach nicht darüber nachgedacht, was das für Konsequenzen auf mich hatte. Ich hatte eigentlich viel mehr Angst, dass ich dich durch meinen Fehler verliere. Amina, schau dich an: du bist hübsch, klug, humorvoll und sehr direkt. Du weißt, wann es besser wäre deinen Mund zu halten. Du bist vornehm und sehr gut erzogen. Egal, was du in deiner Vergangenheit gemacht hast. Ich werde an deiner Seite sein, weil ich nicht mehr ohne dich kann. Ich verspreche dir, wenn die Weltmeisterschaft rum ist, dann fahren wir einfach weg. Mir egal, wohin hauptsache wir zwei."

Sie sah mich mit einem leichten lächeln an und schmiegte sich noch enger an mir.

„Aber von Strände habe ich die Nase gestrichen voll."

„Sunshine, wir können auch ein Wohnmobil mieten und einfach ziellos fahren. An schönen Orte verweilen wir kurz und lassen unsere Sorgen einfach hinter uns."

Ich wollte für sie kämpfen. Es sollte kein andere mein Sonnenschein bekommen, dass wurde mir in diesem Moment als sie leicht lächelte und sich an mir schmiegte, klar. Sie hatte von Strände genug, also musste ich ihr ein Leben anbieten, dass wir hätten, wenn ich kein Fußballstar und sie kein Model wäre. Wenn wir normal gewesen wären, hätten wir uns sicherlich nicht so kennen gelernt.

„Neymar, morgen will dich der Freund von meiner Begleitung kennen lernen."

Verdutzt sah ich sie an und küsste sie auf ihren Kopf.

„Er ist der größere Bruder von Mario..."

„Warte, du hast Kontakt mit seiner Familie?" wollte ich interessiert wissen.

„Du hast doch auch noch Kontakt zu der Familie von Bruna!"

„Ja, weil ich mit ihr ein Kind habe?"

Sie wollte gerade aufstehen um sich wieder zu distanzieren. Sie sah ziemlich verärgert aus, als ich ihr direkt gezeigt hatte, dass es etwas anderes war.

„Als würdest du die Familie einfach ignorieren, wenn sie dir schreiben und du dich noch mit ihnen verstehst. Auch ohne Kind!" motzte sie mich an.

„Ich würde den Kontakt abbrechen, wenn ich kein Kind mit Bruna hätte. Schau doch wohin uns das alles gebracht hatte." brummelte ich zurück.

„Schiebs jetzt nicht auf Bruna allein. Du wolltest doch auch David. Du hättest ihn auch abtreiben können, wenn du sie nicht mehr geliebt hättest!"

Es hatte doch tatsächlich gewagt mir das ins Gesicht zu sagen. Reflexartig hob ich meine Hand und spürte auf einmal, dass meine Hand unsanft auf ihre Wange landete. Erschrocken blickte sie mich an und verlor ihre restlichen Tränen. Ich zog meine Hand weg und sah diese sprachlos an. Verdammt, was hatte ich nur getan? Ich wurde doch sonst auch nie handgreiflich. Warum hatte sie auch das Thema: Abtreibung angesprochen? Es war doch Mord und ich war stolz auf meinen Sohnemann. Aber das gab mir kein Grund sie zu schlagen.

„Das sagt mir jemand, die kein eigenes Kind hat!"

Trotzdem war ich wegen ihren Satz etwas angesäuert und drehte mich in Richtung Fenster.

„Vielleicht hatte ich schon mal ein Kind!" schrie sie mich an.

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