Kapitel 40

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Es war ein sehr leises Klopfen und bedacht.

„JAAAAAAA?" rief Mo aus seinem Schlafzimmer.

Ich sah irritiert zu Moritz, doch dieser schien keine Ahnung zu haben, wer am frühen Morgen bei ihm klopfen würde.

„MOOOOO, WIR SOLLEN IN ZWEI STUNDEN AM FLUGHAFEN SEIN, WENN DU AMINA SIEHST, SAG ES IHR BITTE."

„OK, BROO."

„Heiß!" kommentierte Mo als er sein Knutschfleck an meinem Hals erkannte.

„Genauso wie dein Rücken und deine Schulter."

„Was hast du getan?"

Schnell stand Mo auf und sprintete ins Bad. Als ich im kurze Zeit später folgte, sah ich ihn ein entgeistertes Gesicht.

„War es den so geil?" wollte er mit einem anfänglichen Lächeln wissen.

„Wie du mir, so ich dir!"

„Ey, ich hab dir nur ein Knutschfleck gemacht. Du hast mich ramponiert. Schau mal die Kratzer auf meinem Rücken an, die bluten immer noch. Oder sch... schau di...dir doch mal meine Schulter an. DU hättest wenigstens nicht so tief rein beißen brauchen." erklärte er mir erschrocken.

Ich ging auf ihn zu, stellte mich vor seinem halbnackten Körper hin und blickte zu ihm hoch. Lächelnd legte ich meine Hände auf seine Brust.

„Wieso bist du immer so wechselhaft wie das Wetter?"

„Weil es doch sonst langweilig wäre!" lachte ich ihm entgegen.

„Du weißt schon, dass wir heute nach Brasilien abreisen?"

Mein Lachen verstummte und senkte meinen Kopf.

„Wir werden das schon irgendwie hinbekommen, mach dir keine Gedanken."

*

Die zwei Stunden vergingen so schnell, da ich Mo noch den Rücken eingecremt hatte, unsere Koffer packten, noch frühstückten und schließlich schon in Richtung Flughafen aufmachten. Isabella war noch immer von ihren Trauerfall zurück, daher musste ich abermals mit dem streng blickenden Mister Linico weiter reisen. Als wir im Privatjet angekommen waren, verstauten wir unser Gepäck und ließen uns in die bequemen Sitze fallen.

„Der Flug würde für dich zweimal halten, Amina. Einmal für mich, dass ich in Dubai zu meiner Freundin kann und das zweite Mal weil die Herren mich darum gebeten haben sie in Rio de Janeiro rauszulassen."

Er zeigte auf Leo und Mo, wobei der Letztere so aussah, als wüsste er von nichts.

„Wo fliegst du dann hin?" wollte Mo interessiert wissen.

„Nach Fortaleza."

„Du schaust dir das Deutschlandspiel gegen Frankreich nicht an?" fragte nun Leo irritiert nach.

„Nein, weil ich dann kein Flug mehr rechtzeitig dorthin schaffe. Es wäre mir zu stressig von Rio eine halbe Stunde eher abzuhauen um mich in Fortaleza zu verspäten."

„Auch wieder wahr."

Ich nickte Mister Linico einstimmend zu und blickte aus dem Fenster. Ich wäre bei dem Deutschlandspiel gerne dabei gewesen, aber ich wollte mit Neymar noch über einige Situationen reden. Ich hatte gesagt, er solle sich ficken, weil ... oh mann ... ich schob schon wieder alles nur auf ihn. Ich wollte mich einfach persönlich entschuldigen, auch wenn er mich weg schicken würde. Ich hatte es ihn angeboten, dass er mir verzeihen könnte und das zählte für mich allein. Außerdem wollte ich sein Gesicht wieder sehen. Ich meinte klar, dass wir uns etwas distanziert hatten, aber irgendwie fehlte er mir trotzdem. Ich war ihm gegenüber einfach nicht fair. Ich hätte einfach mit ihm vor zwei Wochen reden sollen. Warum fiel es mir so schwer mit ihm über solche Dinge zu reden? Warum fühlte sich mein Leben im Moment an, wie eine Achterbahnfahrt. Ich konnte zufrieden sein, dass wir nicht gleich in einer WG lebten mit Marco, Mario, Mo, Neymar und ich. Bei dem Gedanken musste ich erschrocken mit dem Kopf schütteln.

„Doch freilich." hörte ich Leo sagen.

„HÄÄÄ?"

„Dein Handy klingelte und du hast auf meine Äußerung, dass ich dir das gesagt habe, dein Kopf geschüttelt."

Voll aus dem Konzept gebracht, realisierte ich erst später, dass ich eine Facebook - Nachricht empfangen hatte.

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