Es waren nun zwei Wochen vorbei und ich hatte immer noch kein Wiedersehen mit meiner Tochter. Ich wollte nicht gegen Mo klagen, weil ich nicht wollte, dass es herauskommen würde, welch eine Rabenmutter ich doch sein musste. Ich vermisste meine Tochter sehr oft, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Ich wollte sie wieder sehen und sie drücken, aber was mir blieb, waren nur Bilder von Fotografen, die sie in Stuttgart auf dem Trainingsgelände ablichteten.
„Guten Morgen, Amina. Du bist schon wach?"
Kevin setzte sich neben mir und lächelte mich aufmunternd an. Ich wollte nicht zu Mats, deswegen hatte mich Neymar kurzerhand und ohne ein Wissen eines Anderen zu Kevin gefahren. Neymar hatte nämlich nicht einmal was mit Mats ausgemacht, deswegen wusste es auch keiner, wo ich mich aufhielt.
„Wir gehen heute zum Friseur. Ich brauch eine Veränderung und du bestimmt auch."
Ohne auf ihn weiter zu achten, ging ich ins Bad, duschte mich und wartete eine halbe Stunde später schon an der Haustür.
„Was ein Friseur alles ausrichten kann?" lachte Kevin etwas hektisch beim Schuhe binden.
Wir stiegen in sein Auto ein und fuhren in die Stadt. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie ich das vermisst hatte?
„Ich dachte mir, dass du ein normales Leben führen möchtest, daher wäre ich dafür, dass wir dir ein normales Leben anpassen. Wie findest du diese Idee?"
„Großartig, so eine richtige Anpassung, dass mich nie wieder Einer erkennt?"Mein Bester nickte fröhlich und ich bekam ein Strahlen ins Gesicht.
„Dann kommen wir zusammen." lachte Kevin.
„Dann hilft keine Anpassung, dann erkennt mich ja wieder jeder."
„Wir können dir auch einen anderen Namen geben. Wie wäre es mit Ludmilla?" scherzte er.
„Bloß nicht." witzelte ich zurück.Ich wusste, dass eine verräterische Spielerfrau diesen Namen trug und ich wollte keinen anderen Namen. Ich liebte den Namen: Amina. Ich liebte die Spitznamen für mich: Ämsi, Mina und so weiter. 'Spielerhure, wäre auch ein Spitzname' Ich wollte auf keinen Fall an dieses Wort denken. Ich versuchte mich seit ich hier war von allen Aktivitäten in der Öffentlichkeit zu meiden. Ich wollte einfach jeden in Glauben lassen, dass ich Verschwunden war.
Ich wollte nicht sehen, wie sich keiner um mich sorgen würde. Ich wollte nicht sehen, wie sich keiner Gedanken um mich machen würde. Ich wollte nicht sehen, wie sich Mo mit anderen Mädchen verabredete, nur um mich zu vergessen. Ich wollte nicht sehen, wie Mario neben seiner Freundin einging und trotzdem bei ihr blieb, weil sie ihn so unterdrückt. Ich wollte nicht sehen, wie Neymar hart an sich arbeite. Ich wollte nicht sehen, wie Kevin immer länger im Training blieb wie üblich. Ich wollte nicht sehen, wie Marco jeden Tag in den Medien seine Schlagzeilen macht, weil er mal wieder betrunken um die Häuser zog.
„Wir werden aus dir jemand machen, der du schon immer sein wolltest."
Ich sah Kevin an und lächelte dankbar. Ich wollte aber sehen, wie Theresa doch auch ohne mich glücklich wirkte. Es gab mir ein Gefühl, dass ich wirklich zu Schlecht für diese Welt war und das forderte ich heraus.
*
Nun sahen Kevin und ich in einem Friseurladen in einer versteckten Ecke, sodass uns keiner sehen konnte.
„Weißt du, wie es Theresa geht?" wollte ich von Kevin wissen.
„Sie fragt oft nach dir."
„Und ihre Einschulung?"
„Ich weiß nicht, ob ich es dir zeigen soll?"
„Wegen Mo?" fragte ich interessiert.
„Nein, deinetwegen!"Kevin nahm sein Handy, scrollte hin und her. Augenblicklich gab er mir das Handy und ich hätte weinen können, weil meine Tochter an diesen Tag lächelte. Wieder kamen die Gedanken zurück.
„Ich verstehe!"
Mein Kopf drehte ich etwas seitlich und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Als Kevin fertig war, gab er mir ein Kuss auf den Scheidel und verließ ohne weitere Worte nach dem Bezahlen den Laden. Kurze Zeit später kam ein sehr asozialer Mann in den Laden.. Er wirkte genervt und schwankte leicht. Seine Haare saßen wirr auf den Kopf. Sein Bart ließ ihn so asozial erscheinen. Die Friseurin nahm ihn in die Obhut und ließ ihn auf den Platz neben mir setzen. Sein Blicke waren leer und auch der Glanz in ihnen war verschwunden. Ich kannte diese Person und doch wusste ich, dass es in diesem Moment nicht gut sein würde, ihn hier alleine zulassen. Er wirkte verstreut und ziemlich desinteressiert.
„Was kann ich für Sie tun?" fragte die junge Friseurin den Mann.
„Sie können nichts für mich tun. Wissen Sie, ich suche ein Mädchen in jede Flasche und doch finde ich sie nicht? Wissen Sie, ich suche ein bestimmtes Mädchen, welches mir damals sehr weh getan hat, aber ich sie immer noch liebe? Wissen Sie, ich konnte sie ignorieren, scheiße behandeln und doch will ich bei ihr sein? Durch mich will ein gemeinsamer Kumpel nichts mehr von ihr wissen, nur weil ich ihm sagte, dass ihr Ex mit ihr reden will."
„Ich verstehe Sie."
„Sie verstehen nichts, was all das in mich auslöst. Wissen Sie, wie es sich anfühlt, dass das Kind, welches sie erwartet, deswegen vielleicht behindert werden könnte? Wissen Sie, wie diese Angst sie endgültig verloren zu haben einen erdrückt, schon fast erdrosselt?Ich blickte durch den Spiegel zu diesem Mann und ich hatte das Gefühl, dass er von mir redete.
„Entschuldigung, Anja, könnten Sie uns kurz alleine lassen?" kam es nun von mir.
Der Mann drehte sich überrascht um und bekam gar nicht mit, wie die junge Friseurin namens Anja zu anderen Kunden lief.
„Duu?" sagten wir im Chor.

DU LIEST GERADE
Zeiten ändern dich.
FanfictionInhalt: Amina Hummels trifft im Urlaub auf Neymar, sie kommen zusammen und sind verliebt..., bis sich ihre Vergangenheit auf der Weltmeisterschaft ankündigt und die Ereignisse sich überschlugen... Wird es genauso wie vor einem Jahr enden? Würde sie...