Kapitel 72

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„Woran zweifelst du?" fragte sie mit einer heißeren Stimme.

„An nichts!" log ich.

„Du kannst es nicht leugnen, ich hab gelesen, dass du mit den Jungs geschrieben hast, bevor dein Display ausging." gab sie wahrheitsgemäß hinzu.

„Ich habe ihnen mitgeteilt, dass wir Eltern werden. Außerdem hast du auch eine Nachricht bekommen!" murmelte ich.

Bei dieser Erinnerung löste ich mich schlagartig von ihren Berührungen und lief schon in die Küche. Ich setzte mich an den Küchentisch und wartete bis sie kurze Zeit später sich gegenüber hinsetzte.

„Oh, du hast schon Frühstück gemacht? Seit wann bist du denn schon wach?"

„Seit einer Stunde." murmelte ich vor mich hin.

Ich wollte sie nicht fragen, ob sie weiterhin eine öffentliche Beziehung führen würde? Es würde nur weiteren unnötigen Stress geben. Aber diese Ungewissheit während wir aßen, brachte mich einfach um. Ich konnte nicht ertragen, wenn sie mir ins Gesicht gelogen hätte, dass sie sich von Neymar getrennt hätte.

„Ich hatte Neymar gesagt, dass ich meine Sachen am Dienstag früh abholen würde." brach sie die Stille.

Ich sah überrascht zu ihr hoch.

„Die Nachricht, welche Neymar mir schrieb, sollte heißen, wann ich wieder kommen würde um meine Sachen zu holen." erklärte sie mir erneut detailierter.

Meine Muskeln entspannten sich. Meine falschen Gedanken lösten sich langsam auf. Wie sehr zweifelte ich an jeden dieser Szenen. Ich durfte einfach nicht eifersüchtig sein.

„Wenn ich dann in meiner Wohnung bin, werde ich versuchen mit Marco zu reden."

„Warum mit Marco?"

„Meinst du ich hab die Textstelle von Alligatoah nicht überfliegen können?"

„Wie lange standest du hinter mir?"

„Lang genug um zu sehen, wie Marco über mich denkt."

Ihre Stimme klang wirklich nicht sehr gesund an. Immer wieder bewegten sich ihre Lippen, aber der Ton fiel weg.

„Mach dir keinen Kopf, dass geht vorbei." meinte ich sanft zu ihr.

„Mo, deswegen sahst du auch vorhin nachdenklich vor deinem Handy." sagte sie ungläubig.

„Was treiben wir heute etwas?" wollte ich von ihr wissen.

„Du willst das Thema wechseln? Sicher, dass alles in Ordnung ist!" fragte sie besorgt nach.

„Marco und Mario haben deine Schwangerschaft nicht sehr gut aufgenommen. Ich will auch nicht, dass du mit Marco darüber redest, solange er mir drohte, dass ich das noch bitter bereuen würde."

Ich wollte sie vorwarnen, weil ich meinte, Marco schrieb so was nicht ohne Hintergedanken. Er plante was, was Amina und mich auseinander bringen würde. Er würde es hoffentlich nicht schaffen.

„MAR...O DR...HT D...R?" entfuhr es ihr etwas lauter und stockender.

Ich nickte und merkte, dass ihr der Tee gar nicht half.

„Sollen wir gleich fliegen?" wollte ich sorgend wissen.

„Nein, ich will mit dir bis übermorgen alleine sein, wenn ich diesen Affen in die Finger bekomme, dann... dann... dann... Grrrrrrrrrrrrrrr!"

Sie war fassungslos als sie realisierte, dass er wirklich mich drohte.

„Ich kümmer mich darum, weil Gott hat den Mann stärker erschaffen wie die Frau, nicht um diese zu verletzen sondern um sie zu schützen." meinte ich aufrichtig.

Ich konnte an ihren Blick erkennen, dass sie vor Rührung Tränen in den Augen hatte. Sie sah auch leicht schüchtern weg, wie sehr turnte mich diese Schüchternheit an.

„Ich werde immer nur dich lieben. Marco wird dir nichts antun, nicht solange ich lebe. Ich werde dich mit meinem vollsten Herzen beschützen sowie ich es schon einst gemacht hatte."

Ich hatte sie gerettet vor einem zu schnell fahrendes Auto als sie bei grün normal über die Straße zu mir gerannt kam. Oder als ich sie immer wieder nachts Nachhause gebracht hatte, weil ich mich verpflichtet fühlte, egal, ob es mein Mädchen oder nur eine Freundin war. Es würde nichts zur Sache machen, weil ein Mädchen lässt man nun mal nachts nicht alleine laufen. Wie oft hatte ich neben ihr schlafen dürfen, weil sie mich nicht alleine zurück laufen lassen wollte. Wie oft waren die Gespräche um diese Uhrzeit viel ehrlicher wie die am Tag. Ich wusste einfach nicht, warum das so war.

„Mo, kannst du mich so beschützen und lieben wie du es in den fünf Jahren gemacht hast?" wollte sie neugierig wissen.

„Wie hab ich dich den beschützen?" gab ich eine Rückfrage.

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