Kapitel 19

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Der junge Mann neben mir blieb still und suchte nach Worte, die die Situation verharmlosen.

„Ich will mich nicht noch einmal wiederholen müssen? Bevor ich da rein gehe, will ich wissen, was du zu ihr gesagt hast!" erklärte ich ihm sachlich.

Er fing an seine Sätze zu Stottern und hatte anscheinend nichts wirklich Wahres zu sagen. In mir drin stieg die Wut und ich hoffte, Paulinho würde meine Ungeduld spüren.

* :) Aminas Sicht :) *

Ich wachte in einem fremden Zimmer auf. Etwas geschwächt sah ich mich um und erahnte, dass ich in einem Krankenzimmer lag. Durch die Fenster schien die wunderbare warme Sonne, die mir auf die Nase kitzelte. Warum war ich eigentlich? Ich versuchte mich zu erinnern und konnte nichts wirklich Produktives erreichen. Als mein Blick bei meinem eingebunden Fuß hängen blieb, kamen die Erinnerungen wieder. Ich war in etwas Spitziges rein getreten als Neymar mich rief. Ein weiterer Blick ließ mich auf die Uhr schauen und erkannte, dass es erst kurz vor acht Uhr war. Keine gute Zeit aufzustehen. Ein Drücker auf die Fernbedienung und kam beim richtigen Sender raus. Interessiert hörte ich die Acht - Uhr - Nachrichten.

„Das Traumpaar Neymar und Amina kurz vor der Trennung?"

Erschrocken sah ich auf den Bildschirm und wusste, dass das kein guter Morgen sein würde, wenn es man solche Nachrichten zu hören bekam.

„Die Gerüchteküche brodelt wieder um das heißbegehrte Traumpaar. Einige Gerüchte besagen, dass sie sich auseinander gelebt haben nach 10 Monaten und andere wieder herum meinten, sie würde ihn betrügen. Was jetzt wahr oder falsch ist, kann nur ein Augenzeuge berichten, den dem zufolge würde sie wieder Kontakt mit dem Trennungsgrund ihrer vorhergehenden Beziehung haben..."

Augenzeuge? Trennung? Von dem Kontakt in Anführungszeichen wussten doch nur neun Spielerfrauen, flüsterte ich etwas leiser in mein nicht vorhandenen Bart.

„... und dann kam noch am heutigen Morgen der Transport in das Klinikum für Amina. Anscheinend hatten das Traumpaar ihre Streitigkeiten körperlich zum Ausdruck gebracht, so ein weiterer Augenzeuge."

Irritiert schaltete ich den TV aus und spürte eine Erhebung rechts von mir. Ich sah in die wundervollen Augen von Neymar und erinnerte mich an das Gespräch mit Paulinho.

*

So verging die Woche, das Abschlusstraining wurde abgesagt, da ich mit meinem verstachelten Fuß nur eine Woche auf Krücken gehen konnte. Es schmerzte, wenn ich mit dem rechten Fuß auftrat. Die Ärzte meinten, ich sei in einem Petermännchen getreten.

'Einer der giftigsten Fische Europas lebt an der Atlantik-Küste, in der Nordsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Im Frühjahr und Sommer graben sich Petermännchen dort zur Laichzeit in Strandnähe in Sand oder Schlamm ein, nur die Augen sind sichtbar. Da ihre Körper farblich oft dem Bodengrund angepasst sind, erkennen Urlauber sie nur schwer...'

Der Arzt hatte anscheinend Erfahrungen mit diesen Verletzungen, denn dieser Vortrag war mehr für den visuellen Lerntyp gedacht. Ich konnte es mit den Auge so präzise in mein Hirn betten, dass ich davon in einigen Jahren auch noch wusste.

'... Bei Gefahr stellen Petermännchen giftige Rückenstacheln auf. Beim Baden, Schnorcheln, Tauchen und beim Waten im flachen Wasser kommt es zum Kontakt mit dem im Sand eingegrabenen Fisch. Allerdings sind Stichverletzungen durch Petermännchen an deutschen Küsten seltener als an größeren Meeresstränden.'

Ich verbrachte meine Zeit in dieser einen Woche viel auf dem Hotelzimmerbalkon. Irgendwie keine Lust mich unter die Menschen zu gehen. Ich wollte am Montag auf das Spiel Deutschland gegen Portugal, doch damit keine weiteren Gerüchte mehr entstehen könnten, dass ich vielleicht auch noch wieder was mit Mario anfangen würde, blieb ich lieber hier im Hotel. Neymar hatte mich verständnisvoll begutachtet, als ich meinte, er könne ja hingehen.

'Meinst du ich lass dich alleine hier?'

'Könntest doch die Gerüchte über unsere Trennung etwas aufpushen!' kicherte ich ironisch.

'Soll die Welt denken, was sie wollen. Wir wissen, dass was wirklich ist und ich möchte doch gerne wissen, wer diese Informationen über deinen kleinen Kontakt zu Marco in die Welt verbreitet hatte. Ich mein du vertraust denen etwas an und schließlich kommt so eine Scheiße raus.'

Seine Stimmung war die ganze Woche sehr auf null unten und dass war meinerseits sehr verständlich. Jeden Tag konnte man hören, wie neue Gerüchte dazukamen. Wir wurden in eine Welt eingesperrt, in dem wir nicht mehr machen konnten, was wir immer schon machten. Wir konnten kein Schritt aus dem Hotel gehen, ohne dass die Reporter und Paparazzis uns vom Weg abbrachten. Es verging kein Tag an denen wir ungestört unsere Zweisamkeit verbringen konnten. Als dann noch meine Beraterin angerufen hatte und meinte, ich hätte ein wichtigen Fotoshooting in Kreta nahm es mir doch tatsächlich sämtliche Lust auf mein Leben. Ich fühlte mich wie ein eingesperrter Vogel in einem Käfig, dass so weit weg von der Liebe meines Lebens war. Seit Tagen konnte ich nicht einmal mit Neymar ein Wort reden, da er immer wieder hin- und hergerissen war. Neymar kam nach dem Training heim, hatte Sex mit mir, ging duschen und musste schließlich wieder zu Bruna um auf sein Sohnemann aufzupassen. Ich hatte nichts dagegen, wenn er auf seinen kleinen Sohn aufpasste. Ich mochte ihn sehr. Muss man aber dann gleich ein Tag verschwunden sein ohne sich zu melden? Die Mannschaft von ihm hatten sich auch in dieser Zeit ein Dreck um mich geschert. Es hatte sich in der letzten Woche alles zum Negativen verändert. Ich hatte kaum noch Vertrauen zu einem aus seiner Mannschaft sowie zu denen ihre Spielerfrauen. Vielleicht sollte ich wirklich zu dem Fotoshooting? Vielleicht sollte ich etwas Abstand zu dem Ganzen nehmen um uns wieder zu finden. An jenem Tag als ich einfach meine Sachen packte, spielte in jenem Moment Japan gegen Kolumbien. Die Brasilianer waren im Stadion, da sie ihre Erzrivalen beim Verlieren zu sehen wollten. Mit ihnen auch Neymar. Ich hinterließ noch ein Zettel auf dem gemachten Bett und verschwand aus dem Hinterausgang, dort wartete bereits meine Beraterin mit ihrem ausgeliehenen Porsche.

„Wie unauffällig!" lachte ich beim Einsteigen.

„Sie hatten nichts anderes mehr. Aber nun erzähl, wie kommen diese Medien zu solchen Informationen."

Meine Beraterin fuhr schneller als der Wind zum Flughafen und hörte mir aufmerksam zu. Wie immer hatte sie ein Pokerface, sodass man ihre Gefühle auch wirklich nicht deuten konnte.

„Ich find es irgendwie unfair, dass man dir wegen EINEM FEHLER keine Chance gibt."

„Anscheinend haben sie Angst, dass ich es mit jeden treiben würde." sagte ich etwas traurig.

„Hey, Süsse, ich finde es auch nicht gerecht, dass Neymar dich in dieser Zeit alleine lässt. Er sagt immer, er ist mit dir glücklich und will mit dir in sein Haus in Barcelona ziehen. Wie sehr wolltest du damals auf dich achten? Wie oft hattest du mir gesagt, dass du erstmal keine Beziehung haben möchtest und dann warst du im Urlaub...!"

Sie broch mittem im Satz ab, da wir am Flughafen waren. Schnell liefen wir durch die Kontrolle, da Isabella alles schon vorbereitet hatte. Sie war halt wirklich die perfekte Beraterin. Sie lebte für diesen Beruf und hatte dementsprechend keine eigene Familie. Ihr ehemaliger Mann konnte mit ihrer Workholic nichts anfangen und wurde von ihr rausgeschmissen. Kinder wollte sie sowieso keine. Als sie einige Zeit später mit dem Gepäck im Privatjet saßen, sprach sie weiter.

„... und hast ihn kennen gelernt. Ich war beeindruckt, aber ich hätte dir alles gegönnt, weil du mein Kronjuwel bist. Ich bin mit dir in der selben Scheisse, wenn etwas schief gehen würde, deswegen will ich dich glücklich sehen."

Wieder hatte sie zugegeben, dass sie dankbar für meine Berühmtheit war, dass sie sich nur noch auf mein Wohlergehen einarbeiten konnte. Isabella war ganz anders als die andere Beraterin zuvor. Sie wollte immer das Geld und die Aufträge, doch dass ich sechs Aufträge jeden Tag an einem Tag nicht schaffbar konnte mit einem Schlafkontingent von drei Stunden. Kaum eine Stunde in der Luft, kam schon ein Anruf bei mir rein.

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