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„Halt deinen Mund, du hast ja keine Ahnung." Ich werfe meinen besten Freund mit einer Ladung Popcorn ab. „Du kannst mir doch nicht sagen, dass das heiß ist." Die zweite Ladung landet auf seinem braunen Haar. „Doch genau das ist heiß. Zac ist der heißeste der Heißen." Noah und ich sehen uns „Für immer Single?" mit Zac Efron an. Nun genau was Zac angeht, sind wir verschiedener Meinung. Noah sagt sein Blick gleicht dem eines verirrten Babyäffchens, das seine Mutter sucht, doch ich finde das genau dieser hilflose Blick einfach zum Anbeißen ist. Der Stubentisch ist befüllt mit all möglichem Süßkram. Popcorn, Kartoffelchips und Gummischlangen. Ebenso Reeses Riegel, die dürfen natürlich nicht fehlen. Noah und ich vergöttern diese mit Erdnusscreme befüllten Schokoriegel, seit wir ungefähr sieben sind. Das ist sozusagen unser Ritual, diese Riegel zu uns zu nehmen, wenn wir traurig sind, besonders glücklich oder gefangen im Unistress. Im Grunde genommen gilt dieser Riegel, als unser Hauptnahrungmittel. „Er hat geantwortet!" Erschrocken wirft Noah sein Handy auf das senfgelbe Sofa und springt auf, starrt wie ein junges Reh auf das soeben geöffnete Display. Noah ist schwul durch und durch, nur um das klarzustellen. Deswegen gab es auch nie «Liebesprobleme» in unserer 18-Jährigen Freundschaft. Lachend nehme ich sein Handy in meine Hände. Nervös tippt Noah von dem einen Fuß auf den anderen und sagt „Nun sag schon, was hat er geantwortet!" Da wir beide sowieso gegenseitig unsere Handy-Codes auswendig können, entsperre ich sein Handy mit Leichtigkeit und gelange auf seinen Hauptbildschirm. Leise lese ich mir Steve's Antwort durch.

Steve und Noah schreiben sich schon seit Noah und ich letzten Winter im Park Eislaufen waren. Dort haben sie sich kennengelernt und schreiben sich seitdem immer mal wieder anzügliche Nachrichten, die ich manchmal selber schreibe, wenn Noah keine Ideen hat. Nicht falsch verstehen, Noah gibt mir immer die Erlaubnis, dass ich solche Nachrichten an seinen „Sunnyboy" schreiben darf. Manchmal befiehlt er mir das sogar. „Und? Nun sag schon!" Ich finde es sehr amüsant wie aufgeregt Noah ist, möchte ihn aber nicht weiter auf die Folter spannen „Also dein lieber Steve...", Noahs Augen werden immer größer und nun setzt er sich wieder neben mich. Er streift sich nervös seine schwitzigen Hände über seine dunkle Jogginghose „Ja, was ist mit ihm?" Schmunzelnd drehe ich den Bildschirm zu ihm, damit er die Nachricht selbst liest.
„Er... Er... Er will tatsächlich mit mir ausgehen!" Freudig springt Noah auf und schmeißt sich förmlich auf mich „Ru, er hat zugesagt!" Lachend nicke ich unter seiner starken Umarmung. Die dunkelblaue Decke, die sich eben noch auf meinem Schneidersitz befand, liegt nun auf dem Boden. „Ich liebe dich so sehr!" Er wird mal wieder sehr emotional, doch das liebe ich so sehr an Noah.
„Ja ich dich auch!" Auf einmal lässt er von mir ab. Der Film flimmert weiterhin auf dem Bildschirm, doch das ist jetzt gedanklich weit nach hinten gerückt. „Moment, was soll ich denn bitte anziehen?!" Nun steht Noah auf und läuft nervös durch unser Wohnzimmer. Kopfschüttelnd beobachte ich ihn, wie er in seinem Kopf vermutlich das perfekte «Steve-Outfit» raussucht. „Er wird bestimmt wieder unheimlich heiß aussehen und ich.. wie eine unmoderne, ungebumste Jungfrau!" Weil ich meine andere Möglichkeit sehe, werfe ich Noah mit einem Sofakissen ab. Ruckartig bleibt er stehen und blickt mich an. „Noah jetzt höre auf dich verrückt zu machen. Du wirst genauso heiß aussehen wie Steve.. möglicherweise sogar noch heißer, verstanden?" Ich fühle mich wie der Chef der Marine, der seine Soldaten zu Rechenschaft zieht. Endlich setzt sich Noah wieder neben mich und legt seinen Kopf auf meinem Schoß. „ Du hast recht. Ich mache mich einfach zu verrückt." Ich streichele nickend seine braunen Haare zurück. Auch wenn Noah einen manchmal verrückt macht, ist er mein aller bester Freund. Er schließt entspannt seine Augen und ich sehe, dass der Film zuende ist, denn der viel zu schnell laufenden Abspann leuchtet auf. Auch mich packt plötzlich die Müdigkeit und ich gebe Noah noch einen kurzen Kuss auf die Schläfe „Gute Nacht, träume süß von deinem Sunnyboy." Ein kleines lächeln huscht über seine Lippen und er nickt leicht. Weil es auf dem Sofa zu klein ist, stehe ich vorsichtig auf und lege Noahs Kopf auf das weiche Sofa, nehme noch ein Kissen, um seinen Kopf zu stützen.

Nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet hatte, begebe ich mich in mein Zimmer, um mich müde in mein Bett zu werfen. Quälend ziehe ich die Decke über meinen Körper und falle kurze Zeit danach in einen traumlosen Schlaf.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt