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Harvey lehnt an meiner Schulter und murmelt irgendein belangloses Zeug. Es ist schwerer als gedacht ihn durch den halben Park zu schleppen. „Komm, es ist nicht mehr weit." Motivierend rede ich auf ihn ein und wir gelangen schon in den Innenhof. Einige Studenten sehen uns merkwürdig an. Jetzt sind welche draußen, echt jetzt? Ich versuche sie zu ignorieren und Harvey schnellstmöglich in die Wohnung zu bekommen.
In den Fluren sind gott seid dank keine Studenten, sondern nur zwei Putzfrauen, die die Flure säubern. Wir kommen vor unserer Tür zum Stehen und ich versuche, ohne das Harvey zusammenklappt, den Schlüssel aus meiner Handtasche zu holen. Mit Erfolg. Mir innerlich selbst auf die schulterklopfend, schließe ich die Tür auf. „912," murmelt Harvey und schließt kurz müde seine Augen. Wieviel kann ein Mensch bitte trinken? Ich stütze ihn durch das Wohnzimmer in mein Zimmer und schließe hinter uns die Tür. Vorsichtig setze ich ihn auf mein Bett und er legt sich direkt mit dem Rücken drauf. „Warte," sage ich und ziehe ihn seinem Arm hoch. Irgendwie versuche ich ihm seinen Mantel auszuziehen und natürlich die Schuhe. Während ich ihm seine Schuhe ausziehe, Blicke ich ihm in sein viel zu verletzte Gesicht. „Tut dein Auge weh?" Ich sehe ihm in die Augen und er starrt mir förmlich in meine und schüttelt den Kopf. Natürlich. Er ist ja ein Mann deswegen darf er keine Schmerzen empfinden.

Warum frage ich ihn überhaupt?

Das ignorierend, helfe ich ihm auch sich ordentlich in mein Bett zu legen. „Wasser.." Alamierend jogge ich in die Küche um Harvey ein Glas Wasser zu bringen und ein Kühlakku, damit er sich sein Auge kühlen kann. Er trinkt sofort einige große Schlucke und hält sich einigermaßen richtig das Kühlakku an sein blaues Auge. Ach, und ich dachte er hat keine Schmerzen? Anschließend stelle ich ihm eine Plastikschüssel an mein Bett, damit wenn er sich mal übergeben muss, das nicht auf meinem Boden geschieht.
Seufzend sehe ich das er eingeschlafen ist. Ich setze mich auf meinen Schreibtischstuhl und sehe ihn an. Was haben er und Will bloß angestellt das der eine im Krankenhaus liegt und der andere verletzt und betrunken auf einem Parkplatz rumhängt? Dem schlafenden Harvey anzusehen macht einen wirklich selber müde...

„Ruby?" Ich schrecke hoch und bekomme Panik. Tatsächlich bin ich kurz eingenickt und habe nicht mitbekommen das Noah eben unsere Wohnung betreten hat. Ein dumpfes „Ruby?" schallt durch die Wände. Mein Blick wandert zu dem schnarchenden Harvey, der seinen Arm aus dem Bett hängen lässt. Schnell gehe ich auf das Bett zu und rütteln ihn. „Harvey du musst dich verstecken." Er gibt ein genervtes Seufzen von sich und will sich umdrehen, bis ich ihn an seinem Arm aus dem Bett ziehe. „Bist du in deinem Zimmer?" Noah steht direkt vor der Tür, das kann ich an der Lautstärke wahrnehmen. „M-Moment!" rufe ich und ziehe Harvey entgültig aus meinem Bett. „W-Was soll das?" Verwirrt sieht Harvey mich an doch ich öffne die Schranktüren „Rein da." Ich zeige darein und er schüttelt sofort den Kopf. „Vergiss es." Augen rollend schiebe ich ihn in Richtung des Schranks, sodass er wohl übel sich darin verstecken muss. Er klettert mit einem „Aber nicht lange," rein und ich schlage die Tür zu, denn in dem Moment kommt Noah in mein Zimmer. Misstrauisch lässt er seinen Blick durch das Zimmer Wander. „War hier gerade jemand? " Schnell schüttele ich meinen Kopf und Presse meinen Rücken mehr an die Schranktür. „Ich dachte du hast schon Besuch von Toby." Noah zwinkert mir zu und ich rolle mit den Augen. „Da ist nichts, okay?" Lachend sagt er „Klar doch." Nun gehe ich auf ihn zu um Noah rauszuschieben. „Ich will mich jetzt umziehen. Schlafsachen." Er will noch was sagen, doch da habe ich schon die Tür zugemacht.

Erleichtert ausatmend lehne ich mich mit meinem Rücken an die  Zimmertür. Gerade noch so gut gegangen. Harvey steigt aus dem Schrank und wuschelt sich einmal durch seine braunen Locken. „Nie wieder." Er muss leicht schmunzeln. Auch ich fange an leise zu lachen. „Versprochen."
Er hat mittlerweile wieder seine normale Augenfarbe wieder, vermutlich ist er jetzt nicht mehr so besoffen wie vorher. „Geht's dir besser?" Ich setze mich neben ihn auf mein Bett. Er nickt nur Schulterzuckend und sieht beschämt auf den Boden, dabei zieht er sich seine Schuhe an. „Es tut mir Leid das du dich jetzt so um mich kümmern musstest." Meine Hand winkt wie von selbst an „Ist doch nicht so schlimm. Immernoch besser als betrunken überfahren zu werden richtig?" Er lacht leicht und hält erneut das Kühlakku fester an sein Auge. „Was ist eigentlich passiert das du so aussiehst?" Ein schlucken seinerseits macht sich bemerkbar. „Ach nur eine kleine Schlägerei in einer belanglosen Bar." Geschockt über diese Lockerheit hinter dieser Aussage, sage ich „
Eine kleine Schlägerei? Will liegt im Krankenhaus und du siehst auch nicht wirklich zurechnungsfähig aus." Wie kann er das so auf die leichte Schulter nehmen? „Ist jetzt auch egal.." Am liebsten hätte ich da noch was zu Gesagt, aber ich will die Stimmung nicht kaputt machen.
„Kommst du denn morgen zur Uni?" Ich sehe ihn fragend an und er nickt „Muss ich ja." Ja das muss er wohl. „Gut. Ich habe Mister Brown übrigens Bescheid gesagt." Er nickt erleichtert und lächelt mich leicht an. Ich sehe geradeaus auf den Boden, doch spüre seinen Blick auf mir. „Du bist viel zu gut, um mit mir was zu tun zu haben." Verwundert sehe ich ihn an. Er meint es wirklich komplett ernst zu meinen. „W-wie meinst du das?" Harvey beißt sich einmal auf die Unterlippe und sieht mir wieder tief in die Augen. „Du hast was besseres verdient." Jetzt bin ich komplett verwirrt. Was meint er damit? Räuspernd greift er sich durch sein Haar und steht ruckartig auf. „Ich muss jetzt los." Ich nicke nur abwesend und zeige auf das Fenster. Er greift nach seinem Mantel welche ich ihm reiche. Wir wohnen unten im Studentenheim deshalb ist es nicht gefährlich aus dem Fenster zu flüchten. Harvey öffnet ein Fenster und sagt, bevor er rausklettert „Danke nochmal Ruby." Ich lächle nochmal kurz und sehe kurze Zeit später auf ein leeres Fenster. Harvey ist gegangen.
Verwirrt lege ich mich mit dem Rücken auf mein Bett und atme seinen Duft ein. Dieser Duft hat sich wirklich komplett in der Bettwäsche eingenistet.

„Hast du Hunger?" Fragend lugt Noah seinen Kopf in mein Zimmer und ich sehe auf, schüttele meinen Kopf. Er nickt und kommt in mein Zimmer. „Ich dachte du wolltest dich umziehen?" Nun sehe ich auf meine Kleidung und lächel verlegen. „Gleich." Er setzte zu neben mir hin und legt sich auch mit dem Rücken auf mein Bett. Eine angenehme Stille bildet sich in meinem Zimmer. „Die letzten Tage ging es nur um Steve und andere Jungs. Wie wäre es, ein Reeses Riegel Abend mit Romantikfilmen zu machen." Begeistert nicke ich und er steht auf um mich aus dem Bett zu ziehen. Lachend verschwinden wir aus meinem Zimmer um ein schönen Filmeabend zu verbringen.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt