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Langsam öffne ich meine Augen, als ich merke das der Zug langsamer wird. Ich gähne leicht und sehe aus dem Fenster. Die altbekannte Heimatstadt rollt sich vor meinem Augen aus. Ein wohliges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus und ich sehe das einige Leute schon aufstehen. Auch ich schnappe mir meinen Koffer aus der Ablage und stelle mich langsam zum Ausgang. Der Zug hält an und die Türen öffnen sich. Vorsichtig hebe ich den Koffer aus der Tür und besteige zum ersten Mal seid Monaten wieder den Bahnhof von Wakefield. Suchend sehe ich mich nach meiner Mutter um, die mich mit dem Auto abholen will. „Maus! Ruby!" Ich drehe mich um 180 Grad und sehe meine Mutter.
Lächelnd gehe ich auf sie zu und werde in eine feste Umarmung gezogen. „Ich bin so froh dich wieder hier zu haben, Schatz." Sie redet in meine Schulter und ich nicke nur „Ich bin froh wieder hier zu sein." Sie löst sich aus der Umarmung und nimmt mir den Koffer aus der Hand. Zusammen machen wir uns auf den Weg zum Auto. Dasselbe Auto wie vor fünf Monaten. Ein roter Mazda. Während ich mich vorne auf den Beifahrerplatz setze, verstaut meine Mutter meinen Koffer im Kofferraum.
Auch sie begibt sich anschließend ins Auto und startet den Motor, rollt langsam vom Parkplatz runter. „Erzähl mal Schatz, wie läuft es so mit der Uni." Ich Blicke auf den hin und her baumelnden Anhänger der unten am Rückspiegel befestigt ist. „Ganz gut." Sie nickt und biegt links ab. An Wakefield hat sich nichts geändert. Es ist noch die gleiche schöne Stadt, wie vor ein paar Monaten. Lächelnd betrachte ich die Gegend. „Ich habe zu Mittag gekocht. Es gibt Lasagne, also falls du Hunger hast." Stark nickend antworte ich „Und was für einen." Sie lacht leicht und biegt rechts ab.
Zu Hause angekommen rollt meine Mutter auf die kleine Auffahrt. Es ist noch das gleiche zu Hause, welches ich vor Monaten zurückgelassen habe. Grinsend steige ich aus dem Wagen und öffne den Kofferraum um meinen Koffer rauszuholen. Ich ziehe ihn anschließend hinter mir her und gehe zusammen mit meiner Mutter ins Haus. Wir betreten den Flur. „Schatz! Ruby ist da." Mein Vater kommt mit Krücken aus dem Wohnzimmer direkt auf uns zu. „Ruby." Er umarmt mich einmal kräftig. Es ist toll wieder zu Hause zu sein. Plötzlich spüre ich etwas an meiner Kniekehle. Was zu Hölle? Ich drehe mich um, unterbrechen somit die Umarmung und muss feststellen das ein brauner Labrador der Verursacher ist. Verwirrt sehe ich zu meinen Eltern und streichel den Hund der freudestrahlend mit dem Schwanz wedelt. „Das ist Lana." Meine Mutter zeigt auf die Hündin. „Wie kommt es das ihr euch einen Hund angeschafft habt?" Mein Vater meldet sich zu Wort „Naja ohne dich hier im Haus, war es immer zu still. Deshalb dachten wir wir legen uns einen Hund an.," Nickend sehe ich in die vertrauenswürdigen Augen von Lana. „Willkommen in der Familie," sage ich zu der Hündin und streichel ihren zarten Kopf.
„Kann ich noch in mein Zimmer?" Nickend sieht mich meine Mutter an„Noch ist alles beim gleichen." Ich lächle leicht und gehe die Treppe hinauf. Die erste Tür links. Da befindet sich mein Zimmer. Ich nehme den Türknauf in meine Hand und öffne meine Zimmertür. Es ist tatsächlich alles noch beim alten. Mein Bett, mein Schreibtisch, mein Bücherregal und mein Kleiderschrank stehen alle noch so, wie ich es hinterlassen habe. Langsam gehe ich zu meinem Schreibtisch und streiche zart mit meinen Fingern drüber. Wie oft habe ich hier gesessen und meine Schulhausaufgaben gemacht oder mit meinen Freunden per Skype geschrieben und geredet, gelacht und über Lehrer abgelästert. An der Pinnwand, die an der Wand befestigt ist, hängen viele Bilder. Viele Erinnerungen. Familienfeiern oder belanglose Fotos die ich selber geschossen habe. Natürlich auch schöne Fotos zusammen mit meinen alten Freunden, unter anderem Noah. Zu meinen anderen ehemaligen Freunden habe ich heute leider keinen Kontakt mehr. Noah ist der einzige. „Kommst du essen?" Meine Mutter lugt in mein Zimmer und sieht das ich mir die Fotosammlung ansehe. „Bist du dir sicher, dass du dein Zimmer für mein lächerliches Ankleidezimmer hergeben willst?" Sie sieht mich bedrückt an. „Mum, die alten Erinnerungen werden ersetzt durch neue. Das ist der Prozess des Lebens." Sie nickt nur und gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Küche, wo mein Dad schon am Küchentisch sitzt. Lana sitzt ebenso brav neben ihm. Das meine Eltern sich jemals einen Hund anschaffen, habe ich niemals für möglich gehalten. Doch ich freue mich sehr darüber. Meine Mutter stellt die Lasagne auf den Tisch und ich nehme mir sofort etwas davon. Mein Hunger ist nicht zu besänftigen. „Guten Appetit," gibt mein Vater von sich was meine Mutter und ich mit einem summen beantworten. Meine Mum macht sowieso die beste Lasagne überhaupt.

Nach dem Essen, beschließe ich meinen Koffer im Gästezimmer auszupacken. Meine Mum hatte zuerst vor, hier ihr Ankleidezimmer hinzubauen, doch ich habe ihr vorgeschlagen mein Zimmer zu nehmen, da ich ja sowieso ausgezogen bin. Zuerst hielt meine Mutter nicht viel davon, aber ich konnte sie schnell dazu überreden. Ich trage dafür also die komplette Verantwortung. Lana ist mir hier hin gefolgt und liegt auf dem Boden. Sie sieht mir gespannt dabei zu, wie ich meine Sachen wegsortiere. Ein kleines fiepen erweckt meine Aufmerksamkeit. Anscheinend muss Lana mal.
Motiviert klappe ich meinen fertig ausgepackten Koffer zu und nehme Lana mit nach unten, da ich mit ihr Gassi gehen möchte. Schnell stürmt sie in den Flur. Vermutlich weiß Lana schon was los ist. „Mum, ich gehe mit Lana raus!" Ich vernehme ein «Ja» aus dem Wohnzimmer und schnappe mir die Leine die an der Garderobe hängt. „Halt still Lana." Aufgeregt läuft Lana umher, was es umso schwerer macht die Leine anzubringen. Nach einigen Minuten ist das getan und zusammen gehen wir raus. Sie ist kräftiger als man es sich vorstellen kann. Eine taffe, junge Dame, die dringend mal muss. Wir gehen den Gehweg hinunter. Unser Haus befindet sich eher in einer ruhigeren Ecke von Wakefield, daher kommt es nicht oft vor das man genau hier an einem Freitag Nachmittag jemanden trifft.
„Zieh doch nicht so." Lana muss an allem schnüffeln, also wirklich an allem. Das ist anstrengender als man es sich vorstellen könnte. Mein Handy macht plötzlich ein Bing Geräusch. Ich habe eine Nachricht bekommen. Neugierig hole ich mein Handy aus der Hosentasche und sehe das mir jemand anonymes geschrieben hat. Mittlerweile sind Lana und ich im Stadtpark angekommen. Ich setze mich auf eine Bank. Jetzt muss Lana kurz mal warten. Ein«Na was macht die Heimatstadt? T.», lässt mich schmunzeln. Toby hat mir geschrieben, der nette, rothaarige junge Mann. Eifrig antworte ich«Es ist alles beim alten. Und wie läuft es in Cornwall? R. » und stecke mein Handy dann weg. Lana zieht wild an der Leine. Sie will unbedingt weiter. „Ja dann komm." Ich stehe auf und zusammen machen wir uns langsam wieder auf den Rückweg.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt