Wir betreten den Park, welcher sich strahlend hell im Sonnenlicht erstreckt. Viel Lust habe ich heute wirklich nicht in die Uni zu gehen, doch Noah hat es nicht zugelassen das ich mich verkrieche wegen eines, ich zitiere, Idioten. Er hat ja verdammt nochmal recht. Der Weg scheint mir kürzer als sonst, möglichweise liegt das an meinem schnellen Tempo das ich drauf habe.
Verdammt, ich habe wirklich Angst Harvey zu begegnen. „Wenn du weiter so läufst, kippst du um bevor wir überhaupt bei den Treppen angekommen sind." Noah hält meine Hand fest um meine Schritte zu verlangsamen. Mit Erfolg. „Hör zu, wenn er kommt beschütze ich dich. Mach dir keine Sorgen." Weiter hält er meine Hand und streichelt mitfühlend meinen Handrücken. Wohl oder übel muss ich mich geschlagen geben. Weil er wie immer recht hat.
Unterwegs ist noch Sara auf uns zugestoßen, die mich daran erinnert das wir doch unsere mündliche Prüfung schon in drei Wochen haben. Damit versetzt sie mich wirklich in eine schockstarre „Bist du dir da sicher?" Nickend beantwortet sie mir meine Frage und ich schlage mir selber die Hand an die Stirn. Mir wächst wirklich alles über den Kopf.In den Fluren ist mal wieder die Hölle los. Warum muss auch jeder zweite studieren gehen? Aber ich gehöre ja selber dazu.
„Kommst du?" Sara fordert mich auf ihr zu folgen, doch Noah hält mich kurz fest. „Ich muss kurz nochmal mit ihr sprechen." Seufzend läuft Sara richtung Geschichtsraum. Verwundert drehe ich mich zu Noah, der noch meine Hand hält und ein ernstes Gesicht macht „Wann willst du jetzt eigentlich zum Arzt? Wir haben seit gestern nicht mehr darüber gesprochen." Wieder bekomme ich ein komisches Gefühl im Bauch. Muss ich das jetzt wirklich beantworten?
„Ich kann dich auch bringen." Er baut immer mehr Druck auf mich auf, wahrscheinlich eher ungewollt. „Nein ich gehe selber... Heute."Zufrieden lässt er meine Hand los und streicht mir kurz über die Wange „Sehr gut. Wenn du willst kann ich auch mitkommen, doch wenn du das alleine machen willst, bin ich einverstanden." Fälschlich nicke und lächle ich. Ich muss wirklich zum Arzt. Wer weiß was sonst noch passieren wird?
~
„Wo bleibt denn Mister Brown?" Fragend sieht Sara auf ihre Armbanduhr, die mit goldenen Steinchen verziert ist. „Vielleicht ist er ja krank geworden." Von hinten meldet sich Caroline, die müde auf dem Boden sitzt und auf ihr Handy schaut.
Ich bekomme kaum etwas mit, denn ich warte nur auf eine Person, die jeden Moment um die Ecke kommen kann, auch wenn ich ihn heute nicht sehen will, habe ich trotzdem den Drang sein Gesicht zu sehen. Wie krank das auch klingen mag. „Hallo? Erde an Ruby?" Sara wedelt ihre Hand vor meinem Gesicht herum. Sie bekommt wieder meine Aufmerksamkeit. „Ich habe dich gefragt, ob wir uns zusammen auf die Mündliche vorbereiten sollen." Um schnell zu antworten, nicke ich lediglich. Konzentrieren fällt mir heute wirklich alles andere als leicht. „Ich gehe jetzt in die Cafeteria." Seufzend rafft sich Caroline auf und steckt ihr Handy in die viel zu große Sweatjacke. Bestimmt gehört die Will. „Kommt jemand mit?" Auffordernd sieht sie zu jedem von uns, da noch ein paar andere Studenten auf den Professor warten. „Bestimmt kommt er gleich," sage ich und schaue auf ihre Hand, wo sich ein merkwürdiges Tattoo befindet. Eine Art Anker. „Ja egal jetzt." Genervt rollt sie die Augen und stiefelt die Treppen runter. Sie muss es ja wissen.
Langsam lasse ich meinen Rücken die raue Wand runter rutschen. Ich bekomme wieder starke Seitenstiche.
~
Später sitzen wir ebenso in der Cafeteria und genießen unser zweites Frühstück. Meine Schmerzen haben sich auch beruhigt, genauso wie meine leider unendliche Sehnsucht ihn heute zu sehen.
Schon witzig wie schnell sich Meinungen verändern könne.
„Wann ist denn der Geburtstag deines Vaters?" Mit einem letzten Bissen sehe ich zu Sara die mich fragend ansieht. „Übernächstes Wochenende." Verständlich nickt sie und nimmt einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Der Geburtstag ist natürlich nicht in Vergessenheit geraten. Meine Mutter hat mir eben geschrieben wann ich kommen soll. Das Geschenk für ihn habe ich ja schon. Apropos ich könnte Lucy ja mal wieder einen Besuch abstatten. „Da kommt Noah." Sara nickt in die Richtung des Eingangs, wo Noah auf uns zugelaufen kommt und ich laut ausatmend zu uns gesellt.„Ruby ich habe was gesehen, was dir nicht gefallen wird." Fragend sehe ich meinen besten Freund an, der sich gestresst durch sein dunkles Haar fährt und eine Banane von meinem Tablett klaut. „Was denn?" Was kann er nur meinen? Unsicher sieht er mir in die Augen, beißt etwas von der Banane ab „Du wirscht dasch selber schehen." Ich muss wirklich aufpassen das seine Bananenstücke nicht aus seinem Mund rieseln. „Kaue doch erstmal zu e-." Ich erstarre und sehe zum Eingang. Mir fällt die Gabel fast aus der Hand. Das kann jetzt nicht wahr sein.
Das einzige was ich sehe sind ihre verschränkten Hände und ihr geklammere an seinem Oberarm. Auch wenn seine braunen Locken wieder unverschämt gut aussehen, kann ich nicht fassen was ich da sehe.
Noah dreht sich um und dann wieder zurück, murmelt nur „Genau das meinte ich." Noch nicht einmal Tränen steigen in meine Augen. Die Wut ist einfach zu groß. „Da hat Kim doch wieder jemand neues gefunden."
Amüsiert schüttelt Sara ihren Kopf und steht auf, um ihr Tablett wegzubringen.
Noah nutzt das aus und lehnt sich zu mir rüber „Ruby, sollen wir gehen?" Ohne auf ihn zu hören, stehe ich auf und verlasse schnurstracks die Cafeteria, ohne Rücksicht auf Verluste. Am liebsten hätte ich den Grünaugen meinen Orangensaft über den Kopf gekippt, doch mein inneres hat mich zurück gehalten.
Ohne ein richtiges Ziel, irre ich zu den Toiletten und sperre mich in eine der Kabinen.
Es kann nicht sein das Harvey und Kim ein paar sind das, obwohl er mich geküsst hat und gemeint hat 'das er mir verfallen wäre'. Unfassbar. Ich setze mich im Schneidersitz auf den Klodeckel, hole mein Handy aus der Tasche. Jetzt bin ich mir sicher, das ich seine Nummer aus meinem Handy lösche. Für immer. Ich muss ihn aus meinem Leben verbannen. Für immer...für immer..
Mein Finger drückt den Bestätigungsbutton. Jetzt ist er ist er entgültig gelöscht. Zwar nicht hundert Prozent aus meinem Herzen, dafür aber aus meinem Handy.
DU LIEST GERADE
Wonder~When Impossible things become possible...
RomanceWunder. Was sagt uns dieses wichtige Wort? Gibt es wirklich Wunder auf der Welt und auch Wunder in der Liebe? Die 19 Jährige Ruby Miller hat ein erfülltes Leben, wo es wirklich nichts dran auszusetzen gibt. Sie und ihr bester Freund Noah wohnen in e...