47 (Teil 2)

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Das dauernde sitzen zwischen den tanzenden Leuten raubt einen wirklich den letzten Nerv.
Immer noch geht mir Andrews Aussage nicht mehr aus meinem Kopf.
Du hast ja keine Ahnung was du mit deinem Verhalten anrichtest.
Mit welchem Verhalten denn? Was zur Hölle richte ich denn an?
Toby, auf wessen Schoß ich wieder sitze, nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Becher.
Langsam bekommt er auch eine Fahne, die stark nach Ethanol stinkt.
„Willst du echt nicht probieren?"
Er hält mir die durchsichtige Substanz vor die Nase, doch ich schüttele nur meinen Kopf.
Definitiv nicht.
„Na schön," selbstgefällig zuckt er mit den Schultern und nimmt wieder einen Schluck.
Alkohol verändert Menschen und das wird mir immer mehr und mehr klar.

Weil ich spüre das ich mal für kleine Tiger muss, stehe ich auf „Ich gehe mal eben auf die Toilette."
Nickend grinst er betrunken und innerlich reiße ich ihm die stark riechende Substanz aus seinen Händen.
Es ist schwer sich in einer überfüllten Wohnung zurecht zu finden. Vorallem wenn sich keiner dazu bereit fühlt mal ein Stück zur Seite zu gehen.
Mit allem was ich habe Kämpfe ich mich durch die Menschenmassen und komm schließlich in einem kleinen Flur an.
Drei Türen.
Ich öffne vorsichtig eine von ihnen und sehe einen Fliesenboden und atme erleichtert aus, als ich wirklich das Bad erreicht habe.
Doch jemand befindet sich dort und schläft in der Badewanne.
Ein junger Mann mit etwas gebrochenem auf seinem roten T-Shirt.
Leicht bekomme ich einen Kotzreiz und gehe auch wieder mit der Tür zu knallend aus dem Badezimmer.
Da werde ich definitiv nicht auf Klo gehen.
Weil ich es ehrlich gesagt nicht für nötig halte zurück in die Masse zu gehen, suche ich einen Ort wo nicht so viel los ist.
Gegenüber die Tür? Ich drücke vorsichtig die Türklinke nach unten und öffne die Tür. Eine Abstellkammer.
Klar, hier könnte ich auch meine Zeit verbringen, doch ich denke mit der Zeit wäre das ein bisschen eng, oder?
Dann die Tür am Ende des Flures.
Langsam gehe ich auf sie zu und öffne die weiß gestrichene Tür. Keiner scheint hier drin zu sein.
Das sieht aus als wäre es das Zimmer von Kim. Es sieht sehr.... Pink aus.
Sie wird es mir doch nicht übel nehmen, wenn ich hier kurz meine Zeit verbringe oder?
Leise schließe ich die Tür hinter mir und betrete den großen Raum.
Gegenüber meines Zimmers ist das hier viel größer und mädchenhafter.
Das Bett und die Wände sind pink, ja sogar ihr Teppich ist rosa.
Sie muss es typisch Klischeehaft lieben.
Weiter hinten befindet sich ein Durchgang, wo vermutlich ihr Begehbarer Kleiderschrank ist.
Ich setze mich vorsichtig auf das große, pinke Bett.
Aus meiner Tasche krame ich nach meinem Handy. Keiner hat mir geschrieben. Es scheint nicht mal Toby aufgefallen zu sein das ich schon länger weg bin.
Hinten am Kopfende des Bettes befindet sich ein großes Bild von Kim, welches aussieht als wäre es von jemanden gemalt worden.
Es sieht sehr genau und echt aus.
Die Uhr der Wand tickt und ich stecke mein Handy wieder zurück. Wird es jemanden auffallen wenn ich einfach die ganze Zeit hier bleibe?

„Gehst du gerne in fremde Zimmer?"

Erschrocken springe ich auf und drehe mich um.
Harvey steht dort oberkörperfrei und hat sein Hemd in der Hand.
Weil ich merke das ich angefangen habe zu starren, drehe ich mich um und frage „Was machst du hier?"
Er lacht und ich höre, wie er sich sein Hemd überzieht.
„Das kann ich dich eher fragen. Ich habe hier auf jeden Fall eben meine Überraschung bekommen."
Mein Herz tut weh, bei seinen Worten.

So ist das also.

„Du kannst dich wieder umdrehen."
Meine Augen weiter zukneifend, drehe ich mich um und öffne mein linkes Auge zuerst. Ich stelle erleichtert fest das er sich angezogen hat.
„So, und jetzt zu dir. Was machst du hier?"
Meine Hände verknote ich „Naja es ist alles ein bisschen viel da draußen und da-"
„Und da hast du dir einen Rückzugsort gesucht?"
Nickend beantworte ich seine Frage.
Warte ganz kurz, wenn er eben seine Überraschung erhalten hat, wo ist denn...
„Wo ist Kim?"
Harvey zuckt mit den Schultern
„Sie kümmert sich um die Gäste. Und ich naja denke ziehe mich auch irgendwie zurück."
Ich lächle automatisch, da haben wir ja was gemeinsam.
Weil ich keine Kraft mehr habe zu stehen, setze ich mich hin. Die Schmerzen in meiner Bauchgegend, werden tatsächlich ein bisschen schlimmer.
Meine Hand drückt sich wie von selbst auf meinen Bauch.

„Hey, alles gut?"

Harvey setzt sich neben mich und begutachtet meine Hand.
„J-ja alles, alles gut."
Ich lächle ihn fälschlich an. Ob er mir das abkauft? Keine Ahnung.
„Nein, das sehe ich doch."
Nein, tut er nicht.

„Ehrlich alles g-auu!"

Ich verkrampfe. Die Schmerzen werden von Sekunden schlimmer und wandern nun in meine Seiten.
„Scheiße, kann ich dir helfen?"
Besorgt fässt er an meinen Rücken. Ich schüttele panisch meinen Kopf und muss würgen.
„Ruby wir müss-"
Augenblicklich springe ich auf und übergebe mich auf dem Boden von Kim's Zimmer.
„Verdammt!" Harvey stützt mich, weil ich leicht zusammensacke.
„Wir müssen ins Krankenhaus."
Er legt mich vorsichtig in Kim's Bett „Ich suche jetzt was wo ich die Kotze mit weg mache und dann rufe ich den Krankenwagen."
Benommen nicke ich und sehe ihm nach, wie er in seiner Gestalt das Zimmer verlässt.

Egal was ich tue, egal wo ich drücke. Ich kann den Schmerz nicht lindern.
Der Unterschied zu den Schmerzen der letzten Wochen ist, dass dieser Schmerz nicht nachlässt. Nein, er wird von Sekunde immer schlimmer.
Mit aller Kraft die ich besitze drücke ich mit meiner Faust in die Seiten, doch es bringt rein gar nichts.
Mein Gesicht zieht sich zusammen vor Schmerzen.
Das ist mit Abstand der schlimmste Moment in meinem Leben.

Ich nehme die Tür wahr.
„Ich rufe jetzt den Krankenwagen."
Mein nicken wirkt schwach.
Langsam schließen sich meine Augen, während Harvey versucht mit einem Lappen mein Essen von dem Boden zu wischen.
„Hey, ne, ne, ne. Bleib schön hier bei mir."
Harvey klopft mir an die Wange und versucht mich wach zu rütteln, aber die Schmerzen haben mir in den letzten Minuten die letzte Energie geraubt.
„Komm Ruby nicht aufgeben... Scheiße."
Ich höre geraschel. Vermutlich holt er sein Hand und wählt eine Nummer.
„Hallo? Harvey Stevenson hier. Ich brauche Hilfe! Hier...."

Den Rest bekomme ich nicht mehr mit, sonder schlafe ein.




Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt