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Warte was zur Hölle mache ich hier gerade? Panisch drücke ich Toby von mir weg und sehe ihn mit großen Augen an. Ja es war definitiv der größte Fehler meines Lebens. „T-tut mir leid. Du, du hast ja keine Ahnung was du mit mir machst." Aufgebracht streicht sich Toby durch seine roten Haare. Er kräuselt seine Stirn. Noch vollkommen aus der Rolle, setze ich mich auf die Bank zurück und lege mein Gesicht in meine Hände „Wirklich Ruby, es tut mir so leid." Verzweifelt steht er vor mir und sieht mich ängstlich an. „Is-ist schon gut." Seine Unsicherheit versuche ich mit meinem gespielten Lächeln verschwinden zu lassen. „Du bist nicht sauer?" Mein lächeln scheint wirklich echt ausgesehen zu haben. „Ach quatsch, ich meine jeder macht mal einen Fehler richtig?" Nachdenklich nickt er und wiederholt „Einen Fehler, " nochmal für sich selber. Die Situation gerade ist wirklich sehr unangenehm weshalb ich mich, nach einem lauten räuspern, von Toby verabschiede „Ich denke ich gehe langsam wieder zurück, es ist schon fast dunkel." Toby sieht mich besorgt an „Ruby wirklich, ich hätte das nicht machen sollen." Nun gehe ich auf ihn zu und sage, ihm in die Augen blickend „Wirklich es ist alles gut, wir sehen uns." Nun trete ich zurück, um mich auf den Rückweg zu machen. Toby steht nach wie vor an Ort und Stelle.
Warum hat er mich geküsst? Warum haben ich es anfangs zugelassen? Warum, warum, warum...
Leicht nieselt es und ich muss meine Augen dabei ein wenig zukneifen. Mein Tempo verschnellert sich, da es wirklich ein wenig kälter geworden ist. Die nassen Gehwege in der Stadt laden einen nur so dazu ein auszurutschen und hinzufallen. Seufzend hebe ich meinem Blick und sehe mir die kommende Umgebung an. Der Kuss von eben macht mich total kirre. Meine Gefühle und Gedanken kann ich auf jeden Fall nicht mehr ordnen. Hat er das aus trotz gemacht oder aus Dummheit?
Ich schiebe meine Hände in meine Manteltasche und überquere den Zebrastreifen. Vielleicht ist es doch besser, Toby erstmal zu ignorieren. Mein Weg führt mich durch den Park.
Immer weniger Blätter hängen an den Bäumen. Der größte Teil liegt auf dem sandigen Weg oder dem Gras.
~
„Warte, was?" Noah starrt mich mit riesigen Augen an, als ich ihm erzähle was Toby gemacht hat. Nun gut, bei einem Kuss gehören immer zwei dazu, aber trotzdem ich das meiner Meinung nach nicht wichtig. „Ich wusste doch das er auf dich steht." Er verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf und sieht wieder auf den Fernseher, wo Family Guy über den Bildschirm flimmert. „Er hat sich ja auch entschuldigt," verteidige ich ihn und drücke das Sofakissen näher an meine Brust. Es gibt mir so eine Art halt. Gleichgültig zuckt er mit den Schultern und sieht mich wieder an „Trotzdem hat er dich aber geküsst." Ja er hat ja recht. Ich weiß nur nicht, was zur Hölle ich davon halten soll?
„Was denkst du denn darüber?" Da spricht Noah das aus, was ich mich die ganze Zeit frage. Ich weiß nicht was darüber denke. Ob ich was fühle oder nicht. Ob ich es genossen habe, oder nicht. Keine Ahnung.
„Lass uns das Thema wechseln. Wie war es in der Bar?" Sofort erhebt sich Noah und erzählt strahlend von seinem Bar-Date mit Steve, seinem Sunnyboy. „Er hat mir die ganze Zeit Drinks spendiert. Nun gut ich hatte nur einen Drink, sonst habe ich nur Cola getrunken. Ich hab ja morgen Uni." Zustimmend nicke ich und sehe auf den Bildschirm. „Er.. Er.." Zögernd verknotet Noah seine Finger miteinander und kaut sich auf die Unterlippe. Mein Blick geht wieder zu ihm. Er, er? „Ja was ist mit ihm?" Noah zögert noch kurz und strahlt mich dann an „Steve und ich sind jetzt offiziell ein Paar!" Freudig springe ich auf Noah und umarme ihn „Ich freue mich so für dich! Mein Verstand hat immer damit gerechnet das ihr bald zusammen kommen werdet." Er nickt und drückt mich fest an seine muskolöse Brust. Es gibt etwas viel wichtiges als seine eigenen Liebschaften mit irgendwelchen Liebhabern. Freundschaft. Freundschaft ist am wichtigsten und geht, ausgenommen der Familie, über alles.
Wir sprechen den ganzen Abend über ihr Date und wie Steve ihn gefragt hat. Er hat das wohl schon länger geplant, wehshalb er Noah diesen Abend wohl unbedingt sehen wollte. Verzaubert höre ich dem verliebten Noah zu. „Er ist sogar vor allen Leuten in der Bar auf die Knie gegangen. Alle haben dabei geklatscht!" Erstaunt nicke ich „Wow."
Die Uhr hat mittlerweile 23:28 Uhr und wir entscheiden uns dazu, schlafen zu gehen. „Gute Nacht Ruby," sagt Noah und gibt mir einen Kuss auf meinem Kopf, als er kurz mein Zimmer betritt. Nickend antworte ich dasselbe und sehe wie er hinter sich, nachdem er mein Reich wieder verlassen hat, die Tür schließt. Seufzend bleibe ich kurz auf mein Bett sitzen und denke über den Tag nach. Toby hat mir sogar den Abend über insgesamt drei Nachrichten geschrieben, doch geantwortet habe ich ihm nicht. Das konnte ich nicht. Mein Gewissen hat es einfach nicht zugelassen. Meine Hand wandert zur Bettdecke, um sie aufzuschlagen. Schnell schnappe ich mir noch mein Buch, welches ich mir vor kurzem ausgeliehen habe und lege mich damit in mein warmes Bett.
Auch wenn ich versuche mich auf die Wörter zu konzentrieren, wandern meine Gedanken immer wieder zu dem Kuss. Wenn es mich nicht berühren würde, würde ich doch nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, oder? Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, als ich mal verliebt war, ich glaube das war achte Klasse, „Wenn du jemanden magst, also mehr als nur gewöhnliches mögen, dann ist es unmöglich denjenigen aus deinem Kopf zu verbannen." So geht es mir im Moment. Verzweifelt schließe ich meine Augen und Falle ungewollt einfach in einen traumlosen schlaf.

~
Meine Augen schlage ich, wie von selbst auf und halte mir die Hand vor den Mund. Mir ist kotzübel. Panisch steige ich aus meinem Bett, wodurch mein Buch auf den Boden fliegt. Leise, da es erst halb fünf ist, öffne ich meine Tür und laufe zügig in das Bad. Die Tür schließe ich wieder sanft und gehe zur Toilette. Meine Hand hebt den Klodeckel hoch, um mich anschließend davor zu hocken. Bekommen ich bald meine Tage? Vielleicht ist mir ja deshalb so schlecht. Ich atme tief ein und aus. Ganz ruhig. Wie ich sowas hasse. Hoffentlich ist Noah nicht wach geworden. Langsam drehe ich mich ein wenig weg von der Toilette. Leicht zittere ich und schließe meine Augen. Mein Rücken lehnt an der Badewanne. Anscheinend muss ich meine Nahrung nicht aus meinem Magen verbannen. Ich lasse den Klodeckel wieder runter und stehe leicht unsicher auf den Beinen auf und setze mich auf den Badewannenrand. Es geht mir schon ein wenig besser. Trotzdem fühle ich mich komplett ausgelaugt. Ob ich heute die Uni nicht besuchen sollte? Ich denke ich lege mich nochmal schlafen und entscheide es dann. Langsam erhebe ich mich und verlasse torkelnd das Bad. Noah scheint nichts mitbekommen zu haben.
In meinem Zimmer lege ich mich in mein Bett und schließe sofort wieder meine Augen. Ich will mich einfach besser fühlen..

„Hey, Ruby?" Leicht spüre ich eine Hand, die mir meine Hand zurückstreicht. Meine Augen öffne ich leicht und sehe in das besorgte Gesicht von Noah. „Du siehst echt nicht gut aus. Und Fieber hast du glaube ich auch." Er fässt mir an meine Stirn, wobei sich seine Augenbrauen zusammenziehen. Ich schaue ihn wie benommen an. Meine Übelkeit ist zwar nicht mehr so im Vordergrund, dafür aber meine Schlappheit. „Du bleibst heute hier okay?" Noah streicht meine Wange mit seinem Daumen. Ich nicke einfach. Normalerweise nehme ich sowas nicht so leicht hin, doch ich fühle mich einfach so beschissen, das es vermutlich das beste wäre. Er verlässt meine Zimmer, nachdem er gesagt hat das ich ihn jederzeit anrufen kann. Dankbar lächel ich und schließe kurze Zeit später wieder meine Augen...

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt