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Harvey's POV:

Wie erstarrt stehe ich noch in ihrem Zimmer, wo sie vor nicht einmal fünf Sekunden schmerzen erlitten hat. Mich belastet des schlechte Gewissen. Ich bin schuld daran das sie jetzt not-operiert werden muss.
Das ich mit Kim zusammen ziehe, steht noch nicht einmal richtig fest. Ich hätte es ihr sagen sollen, doch als ich Ruby's Reaktion gesehen habe, musste ich sie fragen, ob sie was für mich fühlt.
Alles was ich tue mache ich zu Ruby's Schutz.
Es ist so, seit ich sie das erste Mal gesehen habe, wie sie mich ausgefragt hat und nicht locker gelassen hat, hat mich verzaubert auch wenn ich wirklich abweisend war. Mein Leben ist sehr kompliziert und gefährlich. Schon in meiner alten Heimat hatte ich mit Rick, dem Dealer was zu tun. Meine Mutter hat, als sie mitbekommen hat das ich deale, um Geld zu bekommen für unsere Familie, die in sehr armen Verhältnissen lebt, schickte sie mich hier hin nach Leeds. So habe ich die Möglichkeit bekommen mein Studium durchzuziehen. Wäre da nicht Ruby, die mich verrückt macht.
Rick ist mir gefolgt und seitdem sitze ich wieder in der Scheiße. Unter anderem sind Andrew und Will auch da drin.
Nachdem Ruby einmal gelauscht hat, sind nur Probleme aufgekommen. Andrew hat herausgefunden das Ruby Rick und mich belauscht hat.
Seitdem sucht er sie um von ihr zu erfahren was sie gesehen hat. Ich habe angst das er ihr alles erzählt in was ich verwickelt bin. Ich würde es nicht aushalten nicht mehr mit ihr sprechen zu können.
„Sir? Ich würde gerne einmal den Raum reinigen." Eine ältere Putzfrau holt mich ins Leben zurück. Sie deutet auf den Wischmob und ich nicke benommen „Ja, tut mir leid."
Sofort verlasse ich das Zimmer und setze mich draußen mit dem Kopf in den Händen auf einen Stuhl. Mich macht die ganze Situation fertig.
Ich habe so Angst das ich Schuld bin wenn sie es nicht schafft.
Sie nie wieder ansehen zu können, wäre der blanke Horror. Und ihr toller Freund Tony denkt nicht mal daran sie auch nur anzurufen, während sie um ihr Leben kämpft. Wütend stehe ich auf und streiche mir durch die Haare. Es kann nicht sein, daß sie in ihn verliebt ist. So wie sie mich ansieht, hat sie ihn niemals angesehen.
Aber wirklich lieben tu ich Kim auch nicht. Ich muss Andrew nur zeigen, dass ich nichts mehr mit Ruby zu tun habe, damit er sie in Ruhe lässt. Deswegen habe ich mich auch letzten vor dem Krankenhaus mit ihm geprügelt. Er hat Wind davon bekommen, was passiert ist und ist dann ihr aufgetaucht. Glücklicherweise habe ich ihn rechtzeitig aufgehalten.

Ich sehe den Flur hinunter. Kann mir niemand Auskunft über Ihren Zustand geben?
„Entschuldigung?" Ich spreche einen Arzt an, der sich gerade eine Akte durchliest. Er sieht mich an und lächle freundlich „Was kann ich für Sie tun?"
„Meine Freundin Ruby Miller ist eben in denn OP Saal gebracht worden. Können Sie mir sagen, ob es ihr gut geht?" Hoffnungsvoll blicke ich zum Arzt.
„Tut mir leid, da habe ich leider keine Auskunft. Aber ich kann Ihnen sagen dass Ihre Freundin in besten Händen ist." Kurz klopft er mir auf die Schulter und geht dann weiter. Na toll. Danke auch. Das hat mir wirklich sehr geholfen.
Seufzend setze ich mich hin und Falte meine Hände. Oh lieber Gott, bitte lass alles gut gehen.
„Harvey wo bleibst du?" Von hinten kommt Kim angelaufen. Augenrollend sehe ich wieder auf meine Hände.
Ihre Stimme will ich gerade echt nicht hören, egal wie fies das klingen mag.
„Ruby geht es nicht gut. Du kannst aber nach Hause fahren."
„Was hat sie denn?" Man hört wie ernst sie die Frage meint. Überhaupt nicht ernst. Das macht mich wütend.
„Ja deswegen sitze ich hier ja. Sie wird operiert."
Sie nickt nur und holt mir ihren langen Kunstnägeln ihr Handy aus ihrer Handtasche.
„Ich bleibe hier. Ist ja erst halb fünf."
Genervt atme ich aus. Ich habe echt keine Lust mit ihr zu reden. Sie setzt sich neben mir hin und überschlägt ihre Beine. Ihr billiges Parfüm riecht einfach nur künstlich. Ruby riecht immer leicht nach Lavendel, was der schönste Duft der Welt ist.

Wir sitzen etwas länger als eine Stunde hier, als ein überforderter Arzt hinten aus dem OP saal joggt, an uns vorbei.
„Dr. Ist alles gut bei Ruby Miller?!" Ängstlich sehe ich in das kopfschüttelnde Gesicht von dem Arzt.
„Nein die Spenderniere, passt nicht zu ihrem Körper. Wir müssen ein alternative finden."
Er will weiter doch ich springe auf „Nehmen Sie meine Niere!" Ich würde alles für Ruby tun. Ich muss es machen.
„Hören Sie. Die Dame da drin schwebt in Lebensgefahr. Ich habe jetzt keine Zeit für Späße."
Wieder geht er weiter doch ich rufe „Das ist kein Spaß. Ich meine es ernst. Ich würde eine meiner Nieren an Ruby Miller geben."
Der Arzt stoppt und sieht mich an. „Sind Sie sicher? Das kann Auswirkungen auf Ihr ganzes Leben haben."
„Harvey Schatz werde vernünftig."
Kim hält mein Handgelenk fest, doch ich entziehe ihr meine Hand.
„Ich bin vernünftig," sage ich zu Kim und sehe wieder zum Arzt. Ich mache einen Schritt auf ihn zu „Bitte. Ich will das Ruby lebt."
Er nickt. „Na schön. Kommen Sie mit." Der Arzt winkt mich zu sich. Ausatmend gehe ich auf ihn zu, ignoriere die Rufe von Kim, die mich warnt, das sie die Beziehung beendet wenn ich gehe.
Mit klopfendem Herzen folge ich dem Arzt.
~
„Sind Sie bereit?" Eine Stunde später, liege ich selber in einem Bett und werde von drei Ärzten in den Saal geschoben. Ich nicke zu einem der Ärzte.
Langsam macht sich das Nakosemittel bemerkbar. Meine Augen werden müder.
„Ihr Freundin steht Ihnen wohl dann ewig in der Schuld." Die Brünette Ärztin lächelt mich an. Das macht meine Nervosität aber nicht besser.
„Spüren Sie schon was?" Ein Arzt setzt sich den Mundschutz auf und ich nicke leicht.
„Gut. Zählen Sie bis 10."
„Eins."
„Zwei."
„Drei."
„Vie-"

Das letzte was ich höre ist mein eigener Atem.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt