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Benutzt. Ja so fühle ich mich. Der Schmerz frisst mich von innen auf. Weil ich im Moment jemanden brauche, gehe ich in Richtung Noahs Zimmer. Es ist mir im Moment auch egal, ob er mich ausfragen wird. Das einzige was zählt ist, dass ich mir bewusst werden muss, dass Harvey sich immer zurückzieht, wenn es unangenehm wird. Wut und Trauer beschreiben meinen Zustand.
Leise klopfe ich an und nehme schon dumpfe Musik durch die Tür wahr. Bestimmt hat er deswegen nichts von unserer Diskussion eben mitbekommen.
Da ich keine Antwort bekomme, mache ich die Tür einfach auf und sehe das Noah grinsend auf seinem Bett liegt und zu telefonieren scheint „Ja ich weiß...nur wenn du zahlst." Bestimmt ist Steve am anderen Ende der Leitung. Noah hebt den Kopf und sieht mich am Türrahmen anlehnen „Du Steve ich denke ich muss Schluss machen... Ja... Wir telefonieren dann nochmal... Bye." Er legt das Handy zur Seite und setzt sich auf. Doch als er realisiert das ich am weinen bin, steht er auf und kommt direkt auf mich zu um mich in den Arm zu nehmen. Wie gesagt, wir verstehen uns ohne Worte, weshalb wir für einige Minuten einfach an Ort und Stelle stehen. Mein Schluchzen nimmt einfach kein Ende. Nach einigen Minuten fragt Noah „Was hat er gemacht, Ru?" Er hat mich geküsst und dann stehen gelassen. Außerdem hat er von mir verlangt das ich mich von ihm fernhalte. Doch genau diese Worte kommen mir nicht über meine zittrigen Lippen. Langsam löse ich mich aus der Umarmung und wische die Tränen mit meinen Händen weg. Immer noch hält mich Noah an meinen Schultern fest, er gibt mir das Gefühl von Geborgenheit. So wie bei Harvey eben. Ich darf wirklich keinen Gedanken mehr an ihn verschwinden. Krampfhaft versuche ich mich zu beruhigen um ein paar Worte wenigstens sagen zu können. „Harvey e-er h-hat eh-eben.." Noah sieht mich besorgt an, sein Griff wird fester. Sicherlich rechnet er mit allem. „E-er hat m-mich gekü-üsst." Auch ich rechne mit allem, doch er sieht mich nur an und zieht mich erneut in eine Umarmung. Ich bin ihm wirklich dankbar das ich ihm keine Erklärung überliefern muss.
~
„Und dann hat er sich eben einfach verpisst mit einem 'Es tut mir leid'." Wir liegen mittlerweile auf seinem Bett. Ich mit meinem Kopf auf seiner Brust, den er streichelt. Sein Herzschlag entspannt mich. Langsam habe ich mich auch beruhigt, weshalb ich ihm alles erzähle. „So ein Idiot." Murmelt Noah. Ja, da hat er recht. „Du hast sowas wirklich nicht verdient. Er hat dich schonmal so verletzt." In Erinnerung schwelgend, erinnere ich mich an unsere Geschichtsarbeit, die er mich alleine hat machen lassen. Wieso nur habe ich es soweit kommen lassen?
„Du magst ihn immer noch oder?" Mag ich ihn? Ja oder nein? Vielleicht oder Eventuell? Schulterzuckend beantworte ich seine Frage. „Ja tust du." Jetzt hebe ich meinen Kopf und sehe ihn verwirrt an. Er erklärt „Würdest du ihn nicht mögen, würdest du jetzt nicht hier so liegen." Seufzend lege ich meinen Kopf wieder auf seine warme Brust. Er hat recht. Oh, wie er recht hat.
„Weißt du was da nur hilft?" Grinsend sieht er zu mir runter. Jetzt frage ich mich wirklich was er vor hat. „Warte kurz." Noah erhebt sich eifrig, weshalb auch ich mich automatisch erheben muss.
Schnell entfernt er sich aus seinem Zimmer. Ich höre krach aus der Küche. Was macht er da? Wieder höre ich seine Schritte. Kaum öffnet er die Tür, fliegt mir etwas entgegen. Ein Reeses Riegel.
Schmunzeln sehe ich zu ihm rüber und entferne das Plastik, welches mich von meinem leckeren Schokoriegel trennt. Genüsslich beiße ich rein, genauso wie Noah der sich neben mich gesetzt hat.
Tatsächlich hilft es ein wenig. Von wegen es sei eine Lüge, das Schokolade glücklich macht!
~
Am Abend liege ich mit geöffneten Augen in meinem Bett. Noah hat angeboten sich mit in mein Bett zu legen, doch ich muss da jetzt alleine durch. Sonst komme ich nie darüber hinweg.
Das ausgeliehene Buch, welches ich fast fertig durchforstet habe, liegt offen auf meinem Bauch.
Der Mond scheint durch mein Fenster. Weil ich keinen Sinn darin sehe im Bett zu liegen, da ich sowieso nicht schlafen kann, stehe ich auf und setze mich an meinen Schreibtisch. Ich schau rauf zum Mond.

Ob er auch noch wach ist?

Mir selber innerlich einen Schlag verpassend, greife ich nach meinem Handy. Langsam scrolle ich durch meine Kontakte und sehe ihn. Soll ich ihn löschen? Mein Finger schwebt über dem Lösch-Button, doch entfernt sich dann wieder. Ich kann das nicht. Noch nicht.
Die Uhr sagt 1:34. Was mache ich nur? Meinen Kopf lege ich auf seitlich auf Tisch und verschränke meine Arme miteinander. Weiter starre ich auf mein geöffnete Handy...

 Um mich rum sehe ich nur Menschen im weißen Gewand

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...
Um mich rum sehe ich nur Menschen im weißen Gewand. Krankenschwestern und Ärzte. Sie stehen um mich rum und reden. Schreien sich förmlich an.
„Wir müssen operieren!" Operieren?
„Was wenn etwas schief läuft?" Panik breitet sich in mir aus. Wovon reden sie?
„Ruby?" Ich sehe zur Seite wo in einer Ecke Harvey steht und eine Hand nach mir ausgestreckt. „Harvey.." hauche ich und sehe ihn an. Er will laufen, doch entfernt sich immer mehr. „Ruby?" Jetzt wandert mein Blick zu anderen Seite. Die Ärzte und Krankenschwestern interessieren mich nicht mehr. Toby steht auf der anderen Seite und kommt auf mich zu, entfernt sich nicht.
Seine Hand greift nach meiner. Sie wird fest umschlossen. Ich blinzle und plötzlich verwandelt sich sein Gesicht in das Gesicht von Harvey. Was zur..??
Ruby? Ruby? Aufwachen!" Jemand rüttelt an mir.

Schnell reiße ich meine Augen auf. Noah hat sich neben mir hingehockt und seine Hand liegt weiterhin auf meiner Schulter. Mein Nacken tut weh. Die ganze Nacht habe ich am Schreibtisch geschlafen. Langsam hebe ich meinen Kopf. Die Schmerzen verschlimmern sich. „Wie spät ist es?" Ich sehe ihn gähnend an und stehe vom Stuhl auf. Auch mein Gesäß ist nicht einfach so davon gekommen. „Wir müssen in 15 Minuten los." Geschockt drehe ich mich um. „Was?" Zügig gehe ich zum Kleiderschrank und reiße einen Pullover und eine Jeans aus meinem Schrank. Noah sieht mir nur amüsiert zu. „Was denn?" frage ich gereizt und er lacht nur „Du müsstest dich mal sehen."

Oh glaube mir, das habe ich letzte Nacht. Mein wahres "Ich" gesehen.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt