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Die Sonne strahlt mir ins Gesicht, doch trotzdem herrscht draußen eine frische kühle.
Mittlerweile spazieren ich durch den Park auf den Weg zu Toby, der mich aus meinem Trauerfluss zieht, in dem er mir Ablenkung schenkt.
Die Steine knirschen unter meinen braunen Stiefeletten. Meine Tasche baumelt an meiner Hüfte hin und her.

Auch wenn mein Kopf fast platzt vor Gedanken, weiß ich dass auch er früher oder später aus meinem Kopf verschwinden wird. Egal wie lange es dauern wird, ich werde es durchhalten.

Ein kleiner Spatz sitzt auf der Lehne einer Holzbank und sieht sich neugierig um. Dieser kleine Spatz zaubert mir ein lächeln ins Gesicht. Einfach seine naive, neugierige Art erinnert mich an mein früheres ich, als ich noch jünger war.
Ich habe das Gefühl das die Uni mich in den letzten Wochen verändert hat. Nicht nur ins positive.
Früher haben Jungs in meinem Leben keine Rolle gespielt. Und jetzt, lässt mich einer weinen, weil mich seine Taten verletzen.
Zügig überquere ich den Zebrastreifen, wurde fast von einem Radfahrer überfahren, soweit das Möglich ist.
Toby hat mir seine Adresse geschickt und ich sehe mich um, wo die Straße ist.
Heute sieht die Stadt kalt und trostlos aus. Kaum einer ist hier. Vermutlich arbeiten noch alle.

Ich sehe eine Frau die vor einem Schuhladen eine Decke ausbreitet und sich drauf setzt. Aus einer Tasche kramt sie eine Dose und ihr kleiner Terrier legt sich neben sie hin.
Traurig das es Menschen gibt die so leben müssen. Keiner hat das verdient.
Meine Mutter ist immer stur an solchen Menschen vorbei gegangen und hat mir immer gesagt, dass solche Menschen auch Betrüger sein können. Mein früheres Ich hat das natürlich nicht nachvollziehen könne. Kein Wunder, ich war da sechs Jahre alt.
Ob die ältere Dame eine Betrügerin ist, kann ich nicht sagen. Das einzige was ich dazu sagen kann, ist das sie mir leid tut. Aus diesem Grund begebe ich mich in ihre Richtung und krame einen Pfund aus meiner Manteltasche, um ihn ihr zu geben. Sonst bin ich mit meinem Gewissen nicht im reinen. Die Dame streichelt gerade ihren Hund, als ich ihr einen Pfund hinhalte. „Bitte sehr." Sie sieht auf in mein Gesicht, dann auf den Pfund und beginnt zu lächeln. „Danke, du gutes Herz hast."
Ihr Akzent hört sich polnisch an. Vielleicht ist sie geflüchtet oder ist gereist. „Keinen Problem, schönen Tag noch."
Sie nickt und sieht sich das Geld an, als wäre es das kostbarste was sie jemals in ihren Händen gehalten hat.

Mit meinem Handy versuche ich die Straße zu finden, um Toby bei seinem Text zu helfen. Ich biege um die Ecke und sehe weiterhinten das Straßenschild wo der Straßenname draufsteht. Zügig biege ich in die Straße ab und sehe einen Wohnungsblock, der schon nobel und luxuriös aussieht. Ich schaue die Namenliste runter, um zu klingeln. Mein Finger fährt über die Namen, bis der richtige mir ins Auge sticht. Tobias Anderson.
Ich betätige den Knopf das es kurz laut aufbrummt. Ein klicken ist zu hören und ich kann durch die Tür gehen.
Innen sieht es sauber und gepflegt aus. Der Boden ist gemacht aus Mamorstein und die Wände sind weiß tapeziert.
Nummer 4, da muss ich hin.
Klar ich könnte den Fahrstuhl nehmen, aber jeder Gang macht schlank, richtig?
Also stiefel ich die Stiegen nach oben.
Wenn der Flur schon so aussieht, wie wird das denn wohl innen aussehen?
Endlich erreiche ich die richtige Tür und klopfe. Keine drei sekunden später, wird sie von einem grinsenden Toby geöffnet. Er trägt einen grauen Pullover und eine Jogginghose. So kenne ich ihn gar nicht.
Doch es gefällt mir.
„Komm rein," er tritt ein Schritt zur Seite, um mich reinzubeten. Zügig gehe ich in den Flur und ziehe meine Schuhe und meinen Mantel aus. „Hänge den Mantel einfach an die Garderobe." Er deutet auf einen freien Haken, wo ich meinen Mantel dran hänge. Toby quetscht sich an mir vorbei, um die Richtung anzugeben. Ich folge ich ins Wohnzimmer, wo ein großes Fenster, welches einem Panorama Fenster gleicht, die Stadt in seiner schönsten Seite präsentiert. Es riecht hier sehr angenehm, nach Männer Parfüm und Duftkerzen.
„Du kannst dich ruhig auf das Sofa setzen."  Das graue Ecksofa ist gigantisch im Gegensatz zu unserem in der Studentenwohnung. Wieviel verdient ein Dolmetscher, dass er sich sowas leisten kann?
„Hast du Durst." Toby sieht mich fragend an, während er auf den Weg in die Küche ist. „Ja ein Wasser bitte." Nickend verschwindet er in der Küche.
Ich sehe mich währenddessen ein wenig um. Es stehen Bilder auf der Kommode, vermutlich von ihm und seiner Familie. Dann ein Bild wo er eine Frau küsst. Ist das seine Freundin?
Genauer betrachtend nehme ich das Bild in meine Hand. Sie hat blondes langes Haar und ihre Arme um seinen Nacken gelegt.
Sie sehen sehr glücklich aus. Er selber grinst in den Kuss hinein. Das ist echt berührend.
„Was machst du?" Hinter mir nehme ich die Stimme von der Toby wahr, der sich neben mich gesellt und mir mein Glas übergibt.
Er sieht auf das Bild, welches ich in der Hand halte. Leicht lächelt er und starrt weiter auf das Foto. „Sie war toll. Ihr Name war Samantha, aber die meisten haben sie Sam genannt.
Wir waren vier Jahre lang zusammen bis sie.." Er schluckt. Seine Augen strahlen etwas trauriges aus. „.. Bis sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist." Geschockt halte ich die Luft an. Plötzlich plagt mich mein schlechtes Gewissen. Warum habe ich ihn bloß darauf angesprochen?
„Das tut mir leid I-ich-"
Toby winkt ab. „Keine Sorge Ruby, das ist jetzt schon ein Jahr her. Wir waren glücklich, doch das Leben geht weiter richtig?"
Nickend stelle ich das Bild wieder auf die Kommode. Weiterhin ist meine innere Stimmung bedrückend. „Weißt du, auch wenn sie weg ist, fühlt es sich so an als wenn sie noch da wäre." Das er über das Thema so offen sprechen kann, finde ich sehr beeindruckend. Ich bezweifele das ich das könnte. Ehrlich gesagt.
Nickend sehe ich auf das Bild. Es passieren so schlimme Dinge. Sowie das zerbrechen einer Beziehung durch ein Unglück.
Räuspernd, kratzt er sich am Hinterkopf und setzt sich auf das Sofa, öffnet seinen weißen Laptop. Ich begebe mich neben ihn und stelle das Glas Wasser auf den Glastisch.

„So dann fangen wir mal an." Er öffnet ein Schreib Programm um mir sein Fortschritt zu zeigen.
Natürlich muss er mir den Text übersetzen, denn Spanisch habe ich nicht drauf.
Wir lesen uns den Text durch und müssen abundzu über gewisse ausdrücke lachen. Er liest das so übertrieben vor, dass ich nicht anders kann als zu lachen.
„Was kann ich dafür wenn die über jedes zweite Wort ein Akzent setzen?" Lachend sieht er mich an, während ich mich schon auf dem Sofa kugele.

„Nein-nein, tut mir leid," ich wische mir die Lach Tränen aus dem Augenwinkel „Wir - wir können weiter machen." Lachend nickt er „Gut."
Ich lehne mich zu ihm rüber, um zu sehen was man noch hinzufügen kann.
~
„Fertig!"
Erleichtert klappt Toby seinen Laptop zu und nimmt einen Schluck aus seinem Glas Wasser.
„Da werden sogar die Spanischen Stiere aufmerksam, wenn sie das lesen werden." Lachend stellt er das Glas zurück und seinen Laptop neben sich. „Möglich."
Draußen ist es dunkler geworden. Der Mond scheint schon.
„Willst du, äh, du kannst hier auch naja.. Schlafen wenn du willst."
Er sieht mich an, hat etwas wie Hoffnung in seinem Augen. Bestimmt bilde ich mir das ein.
Bitte lass mich das einbilden.
„Ja gerne. Ich habe sowieso morgen keine Lust in die Uni zu gehen."
Gespielt empört sieht er mich an „Wo befindet sich denn deine Lust auf das ständige schreiben während den Lesungen?"
„Hahaha." Ich rolle lachend meine Augen. Amüsiert steht er auf und streckt sich „So, ich hole dir jetzt was für die Nacht und du kannst ja schon mal gucken was du sehen willst ." Er deutet Richtung Fernseher.
Nickend schaue ich auf die riesige Sammlung an DVDs.
Doch bevor ich mir einen ausssuche, schreibe ich Noah was sache ist.

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt