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„Was willst du?" Noahs genervte Stimme dringt in mein Ohr. Das ausgerechnet er jetzt auftaucht, hätte ich echt nie gedacht. Langsam hebe ich meine müden Beine vom Sofa. „Wo ist Ruby? Ich muss mit ihr reden, bitte!" Was hat er denn plötzlich? Noah dreht sich in meine Richtung, da er anscheinend bemerkt hat, dass ich mich in deren Richtung begebe.
„Was ist denn so wichtig, mh?" Wütend blickt Noah ihn an. Meine Hand greift zu seiner Schulter, sodass sich sein Rücken langsam wieder entspannt. „Lass mich das Regeln. Ich denke ich bin alt genug, ja?" Lange sieht er mich an, bis er ergebens nickt, mir aber noch sagt, das er in seinem Zimmer ist, falls was sein sollte.
Nun widme ich meine Aufmerksamkeit Harvey. Seine grünen Augen sehen starr in meine blauen. Wieder durchfährt mich eine Gänsehaut, die ich versuche zu vertuschen. Immer noch sagt keiner von uns was. Es ist so, als ob uns beiden die Sprache verschlagen wäre.
Ein Durcheinander aus Wörtern schwirren durch meinen Kopf. Es fällt mir wirklich äußerst schwer einen Satz zu formen. Als mein Hirn mir aber einen vorgibt, räuspere ich mich und trete zur Seite „Komm doch rein." Nickend lächelt er kurz, sieht einmal kritisch durch den Flur, springt dann aber förmlich in unsere Wohnung. Leise schließe ich die Tür und beobachte ihn wieder von hinten, wie er sich seinen Mantel auszieht und seine Rücken Muskeln durch das hellblaue T-Shirt zur Geltung kommen.
Wie hypnotisiert folge ich ihm auf das Sofa und setze mich mit einem gewissen Abstand neben ihm hin. Wieder herrscht eine unangenehme Stille. Soll ich ihn fragen ob er was trinken will? Oder ob er Hunger hat?
„Nun ja, ich muss mit dir reden." Ich werde urplötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Er faltet seine Hände und sieht mich ernst an. Was kommt denn jetzt? Hat das was mit Andrew zu tun?
Laut atmet er aus und fängt an zu reden „Hör zu, du weißt ja ungewollter Weise, das ich etwas mit Leuten zu tun habe, die einem kein leichtes Leben bescheren, sobald man etwas mit den zu tun hat." Nickend sehe ich ihn an. Er hat meine komplette Aufmerksamkeit. „Du weißt ja auch, dass Andrew ein Typ für sich ist. Skrupellos beschreibt ihm wohl am besten." Wieder bestätige ich das und beiße mir auf die Unterlippe. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. „Ruby ich habe eine große Bitte an dich. Halte dich in Zukunft von mir fern. Das ist das beste für uns beide." Das kann er echt nicht ernst meinen. Etwas verblüfft sehe ich ihn an und schlucke. Harvey wiederum sieht nachdenklich auf seine großen Hände „W-Warum denn?" Ich muss mir wirklich meine Tränen unterdrücken.

Er scheint das zu sehen, denn seine Augen strahlen etwas trauriges aus "Ich will dich so nur schützen." Skeptisch sehe ich ihn an „Vor was willst du mich verdammt nochmal schützen. In was für ner Sache bist du verwickelt, das ich mich von dir Fernhalten muss?" Wobei er selber ja auch was dazu beiträgt. Doch das lasse ich fürs erste Weg. Meine überforderte Stimme scheint ihn wohl selbst zu überraschen.
Er hat wohl nicht damit gerechnet das mich das so mit nimmt „Das kann ich dir nicht sagen." Mich überkommt eine Wut und ich stehe ruckartig auf „Willst du mich auf den Arm nehmen? Warum kannst du mir das nicht sagen, du Idiot!" Geschockt über meine Wortwahl, halte ich inne. Harvey selber schüttelt seinen Kopf, steht auf und sieht mich ernst an.

Mit seiner rauen, lauten Stimme sagt er „Ich soll ein Idiot sein? Warum? Weil ich dich vor Rick Schütze?" Was hat Rick denn jetzt damit zu tun?

Kurz sagt keiner was und wir starren uns nur an. Mal wieder verliere ich mich in dem Grün. Meine Anspannung verfällt plötzlich. Ein Gefühl, ein sich wohlig anfühlendes Gefühl überkommt mich.
Ein Drang. Der Drang seine Lippen auf meine zu spüren. Ich sehe geradeaus auf die perfekt geformten Lippen. Auch er sieht mich an, nicht mehr so ernst wie vorher. Seine Augen liegen ebenso auf meinen Lippen.
Kurz sehen wir uns in die Augen, als Bestätigung und ich mache einen Schritt auf ihn zu. Genauso wie er. Es kommt mir wie Zeitlupe vor. Wir stehen jetzt ganz nah voreinander.
Harvey öffnet seinen Mund „Man Ruby, es gibt da was, was du wissen solltest." Das sagt er ganz sanft und doch stark zugleich. Wie sich die Stimmung in Sekunden geändert hat, ist wirklich merkwürdig. „Ja?" hauche ich und sehe hinauf in seine Augen. „Du... Du.. " Abwartend sehe ich ihn an, während ich meine Hände auf seine Brust lege. „Was denn?" Erneut frage ich ihn. „Du... Ach scheiß drauf." Urplötzlich legte er seine eine Hand auf meinen Rücken und drückt mich näher zu ihm. Seine andere Hand legt sich auf meine Wange. Ganz sachte legt er seine weichen, rosa Lippen auf meine.

Der Kuss fühlt sich an wie ein Feuerwerk. Ganz anders als der Kuss damals mit Toby. Der hier fühlt sich nämlich echt an. Unsere Lippen bewegen sich perfekt synchron zueinander.
Es ist als würde sich als die Last von mir in Luft auflösen. Ein pures Glücksgefühl durchströmt meinen Körper. Meine Hände liegen auf seiner Brust, während er mich weiterhin schützend in seinen Armen hält.
Unser Weg führt uns zu dem Sofa, wo ich mich mit dem Rücken drauflege, während er sich über mich beugt und mir ein Gefühl von Schutz und Liebe überbringt. Ein Sofakissen fällt von der Couch. „Hoffentlich kommt jetzt dein Kumpel nicht aus dem Zimmer, " murmelt Harry zwischen dem Kuss. Kichernd nicke ich und antworte „Dann ist das so." Als Zustimmung streicht er über meine Seite, was ein kribbeln in mir auslöst.
Außer Atem lösen wir uns und sehen uns in die Augen. Ein Grinsen legt sich automatisch auf mein Gesicht. Auch er lächelt, was wunderschön aussieht. Er ist perfekt. Alles ist perfekt.

Ruby, ich bin dir vollkommen verfallen."

Überrascht hebe ich meine Augenbrauen. Urplötzlich verändert sich seine Miene und er geht von mir runter. Gehe nicht!
„Scheiße," murmelt er und streicht sich durch das Haar. Es ist als würde er realisieren was er eben gesagt hat. Sein Blick gleitet zu mir. Harvey's Miene verändert sich zu etwas was ich nicht definieren kann. Er steht vom Sofa auf „Es tut mir leid." Was? Überfordert sehe ich ihm nach, während er dabei ist die Wohnung zu verlassen. Als er die Tür öffnet, gebe ich eine leisen Ton von mir „Harvey?"
Er dreht seinen Kopf zu mir. Schluckend frage ich „Was tut dir leid." Doch er schüttelt den Kopf und verlässt ohne ein weiteres Wort die Wohnung.

Völlig Perplex sehe ich noch auf die Tür. Eben war alles doch noch so perfekt uns jetzt?
Mir steigen die Tränen in die Augen und ich weine los...

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt