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Alte Regale und eine gemütliche Atmosphäre strahlen mir entgegen und ich kann von der Tür aus schon die größe des Ladens identifizieren. Wirklich groß ist das zwar nicht, aber genau das macht es so besonders.
Ich gehe langsam durch den Laden. Hier gibt es all möglichen Krimskrams. Aber keinen billigen Plastik, sondern eher besondere, robuste Dinge, wie zum Beispiel ein Kompass aus dem Anfang des 19ten Jahrhunderts, welcher mir sofort ins Auge gefallen ist. Würde mein Geschichtsprofessor hier sein, würde er vollkommen aufblühen in seinem Element. Ich gehe zu den Büchern, wo ich alte Lexika, Romane oder Sachbücher entdecke. Eins fällt mir ins Auge. Ein Abenteuerbuch welches meinem Vater gefallen könnte. Es ist zwar nicht von Make Twain, dafür aber aus dem Ende des 19ten Jahrhunderts und deshalb schon etwas besonderes. „Ja, das Buch ist klasse." Erschrocken drehe ich mich um und presse das Buch an meine Brust. Eine nett aussehende Frau, die schon etwas älter aussieht, grinst mich an, was ihre großen Augen unter der runden Brille stark betont. „Oh tut mir leid, habe ich Sie erschrocken?" Beschämt hält sie ihre Hand an die Brust und schüttelt den Kopf. Abwinkend lächle ich und sage „Ist doch nicht schlimm.." Ich lese ihren Namen auf einem kleinen Kärtchen, welches an ihrer Bluse befestigt ist „.. Miss Williams." Auch sie lächelt und fragt „Nenn mich doch Lucy." Lucy, das passt zu ihr. „Okay Lucy, hast du das Buch schon gelesen?" Nickend lächelt sie verträumt und sieht auf das Buch, welches sich noch an meiner Brust befindet „Ja, das Buch hat meinem Urgroßvater gehört. Mein Vater meinte, dass das sein lieblings Roman war. Es ließ ihn vergessen. Du musst wissen, er lebte zur Zeit des zweiten Weltkrieges." Beeindruckt sehe ich sie an. Wow, das Buch hat ja schon einiges hinter sich „Und da bringst du es über das Herz, dieses Buch zu verkaufen?" Leicht lacht sie und richtet ihre Brille „Jeder hat das Recht dazu ein kleines Stück Geschichte mitzuerleben. Außerdem denke ich, hat das Buch dann wohl seinen rechtmäßigen Besitzer gefunden." Ein zwinkern ihrerseits lässt mich amüsiert lachen „Ja, das stimmt wohl."
Wir sprechen noch viel über ihren Urgroßvater und das alte Buch. Lucy lacht viel, während sie von ihrem Urgroßvater erzählt. Er scheint ein lustiger Mann gewesen zu sein. Sie schwelgt förmlich in Erinnerungen.
Wir sitzen auf einem kleinen Sofa, welches sich neben dem Bücherregal befindet. Kein einziger Kunde ist hier, unverständlicher Weise.
Plötzlich vibriert mein Handy. „Oh entschuldige." Ich ziehe es aus meiner Manteltasche und nehme den Anruf an „Hallo, Ruby hier." Noah bittet mich aufgeregt schnellstmöglich zurück zum Studentenwohnheim zu gehen, da Anna in einer Stunde abgeholt wird. Mist, das hatte ich fast vergessen. Schnell lege ich auf und sehe zu Lucy, die mich wieder freundlich anlächelt „Ich muss leider los, weil eine Freundin von mir umzieht und sie wird in einer Stunden vom Studentenwohnheim abgeholt." Verständnisvoll nickt sie und fragt „Du studierst also?" Stolz grinse ich. Zusammen begeben wir uns zur Kasse, wo ich das Buch bezahle. Sie hat mir einen Sonderpreis gegeben. Lucy ist einfach viel zu nett.
Zügig verabschiede ich mich wieder in trete hinaus in die Kälte.
~
„Wo ist sie?" frage ich außer Atem, als ich den Innenhof erreiche, wo Noah schon auf mich wartet „Sie kommt gleich raus, entspannt dich." Nickend stützen ich meine Hände an meine Knie und atme tief ein und aus. Die letzen Meter bin ich wie eine irre durch die Park gerannt, da ich wirklich Angst hatte sie zu verpassen. „Wo warst du überhaupt?" Noah blickt mich fragen an, während ich dümmlich grinse „Ich habe meinem Vater ein Geburtstagsgeschenk gekauft. Der Laden, Noah wirklich, ist der Hammer. Dort gibt es alles, egal ob Taschenuhren, alte Kompasse oder auch Deko." Schwärmerisch sehe ich auf den Boden, bis jemand bekanntes meinen Namen ruft „Ruby?" Mein Herz setzt kurz aus, als ich sehe wer dort steht. Das ist mal wieder ziemlich unpassend. Seine roten Haare sind nach oben gegelt und er selber hat ein unsicheren Blick drauf „Toby? Was machst du hier?" Langsam kommt er auf mich zu. Hinter mir höre ich Noah schnauben, wie ein wütender Stier. Ich drehe ich um und flüster „Alles in Ordnung, okay?" Er nickt und geht einen Schritt zurück. Mein Blick fliegt wieder zu Toby, welcher jetzt nur noch ein paar Meter von mir entfernt ist.
„Ich wollte mit dir reden. Seit dem Kuss hast du meine Nachrichten ignoriert, ganz zu schweigen von meinen Anrufen." Was soll ich jetzt sagen? Ja du hast recht? Mein Nicken bestätigt seine Aussage „Du hast damals gesagt das alles in Ordnung sei, aber anscheinend ist es das nicht." Mein Fuß streicht nervös über den Sandboden und ich beiße mir auf die Unterlippe. „Warum gibst du uns auf?" Wieder kommt er mir näher. Jetzt befindet er sich direkt vor mir. Langsam hebe ich meinen Blick und sehe in seine braunen Augen „Ich-ähm ich weiß nicht. Vermutlich habe ich Zeit gebraucht." Mein Blick sinkt jetzt wieder, doch ich merke das er mich noch ansieht „Ruby das mit dem Kuss war ein dummer Fehler von mir und vollkommen überdacht, aber wollen wir nicht wieder normal miteinander befreundet sein?" Sein Hundeblick frisst mich von innen auf.
Was ist wenn er es wieder versucht? Es wieder versucht mich zu küssen? „Unter einer Bedingung," sage ich und atme tief ein um meinen Satz fortzuführen „Kein Kuss, keine Liebeserklärungen, nur Freundschaft, okay?" Nickend lächelt er und zieht mich plötzlich in eine Umarmung. Leise flüstert er in mein kaltes Ohr „Du wirst es nicht bereuen." Ich nicke nur und schlinge meine Arme nun auch um ihn.
Hinter mir nehme ich ein räuspern wahr „Anna kommt gleich." Noah scheint nicht sehr zufrieden mit meiner Entscheidung zu sein, doch das ist mir egal. Ich denke ich habe die richtige Entscheidung getroffen. „Anna?" Verwundert löst sich Toby aus meiner Umarmung „Ja meine Nachbarin, sie zieht heute aus." Verständlich nickt er und bleibt an Ort und Stelle stehen, grinst mich komisch an „Was ist?" Amüsiert sehe ich zu ihm auf „Ich bin nur so erleichtert das du mir verziehen hast." Sowie Anna damals. „Wenn du so erleichtert bist, kannst du jetzt ja gehen. Anna kommt gleich und sie kennt dich ja nicht, also.." Schützend hebt er seine Hände und sieht zu Noah, der jetzt neben mir steht „Ist ja gut, ich verschwinde schon. Wir sehen uns Ruby." Er lächelt mich noch an und dreht sich dann um, um zu verschwinden. „Gott ist der hartnäckig." Noah schüttelt den Kopf. Und ich lege meinen Kopf an seinen muskulösen Arm ab, sehe Toby hinterher „Ich weiß."
~
„Ich werde euch so vermissen. Bitte seid genauso nett zu eurem zukünftigen neuen Nachbarn wie zu mir." Anna zieht uns, mit Tränen überlaufenden Wangen, in eine Umarmung. „Ja das werden wir." Nuschelt Noah in ihre Schulter. „Hab ganz viel Spaß," sage ich noch und lächle sie an. Nickend wischt sie sich ein paar Tränen weg und sieht unter anderem noch zu ihren Freunden, die genauso weinen wie sie selbst. Schnell geht sie zu ihnen hin und zieht sie alle in eine Gruppen-Umarmung. Noah und ich beobachten das Spektakel. „Ich werde euch noch mehr vermissen." Schluchzend zieht sie sie stärker in eine Umarmung und Noah flüstert zu mir „Das nehme ich jetzt mal nicht persönlich." Die aussage bringt mich zum kichern. Anna geht jetzt zu dem Wagen zu und dreht sich nochmal um „Danke für alles." Langsam öffnet sie die Beifahrertür, wo daneben ungeduldig der große Bruder von ihr schon wartet. Er wohnt in London, deshalb hat er sich dazu bereit erklärt sie abzuholen. Mit einem letzten, versuchten Lächeln steigt sie ins Auto und knallt die Tür zu. Langsam rollt der Wagen los und sie öffnet schnell das Fenster auf der Fahrer Seite und ruft „Ich werde euch besuchen kommen!" Ihr Bruder schiebt sie genervt zurück und schließt das Fenster wieder. Wir sehen dem Wagen hinterher bis er komplett verschwunden ist.

Bis bald Anna.

Hey Leute, das Lied, dass ich dazu hinzugefügt habe, bezieht sich natürlich auf Annas Umzug. Ich fand es wirklich sehr passend uns schön.
Viel Spaß weiterhin💜

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt