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Immer noch umarme ich ihn, inhaliere seinen Vanille Duft.
„Danke, " murmle ich in seine harte Schulter. Seine Brust vibriert und er lacht „Ehrensache."
Das ist vielmehr als Ehrensache. Ob ich das gemacht hätte, weiß ich nicht mal. Das beweist Mut und Treue.
„Nein das ist mehr als das." Ich löse mich aus der Umarmung und meine Hände befinden sich noch auf seiner Brust. Er sieht mich an und hat ein leichtes Lächeln drauf „Es beweist das du für deine Freunde alles tun würdest."
Sein vorher so schönes Grübchen lächeln verschwindet und er nimmt meine Hände von seiner Brust. Langsam legt er sie in seine. Das Gefühl ist atemberaubend.
„Ich habe das nicht gemacht, weil wir Freunde sind, Ruby."
Das er uns Freunde nennt und das akzeptiert hat das ich uns so nenne, freut mich. Nur warum hat er das denn gemacht?
„Ja, aber warum sonst?" Leicht lachend sehe ich ihn an, doch er sieht etwas bedrückt in meine Augen. Da ist es wieder. Dieses Geheimnisvolle.
„Ich, ich..."
Erwartungsvoll verkrampfen meine Hände. Er merkt das und sieht auf unsere Hände hinunter.

„Ich mag dich."

Ja mögen tu ich ihn auch. Mögen kann man in so vielen Dingen definieren. Was meint er mit diesen mögen? Bevor ich mir noch was einbilde...

„Ich mag dich auch." Ich lächle ihn an, doch er wiederum schüttelt den Kopf „Nein, du verstehst das nicht. Ich mag dich sehr, sehr. Mehr als man jemanden normal mag."

Harvey Stevenson mag mich. Harvey mag mich. Er, er liebt mich.

„Aber - aber du bist doch mit Kim zusammen."

Er nickt „Ich bin nur aus Schutz mit ihr zusammen."

Was hat er mir denn noch alles verheimlicht? Alles aus Schutz? Aber vor wem denn Schützen?

„Aus Schutz? Aus Schutz vor wem?" Ich rücke unabsichtlich ein wenig nach hinten. Das passiert aus Reflex.
Harvey will darauf antworten, doch schließt denn Mund dann wieder.

„Harvey, erzähle es mir."

„Vor Rick, den du gesehen hast, als du gelauscht hast."

Rick
Ich will wirklich nichts mit ihm zutun haben, wenn Harvey mich schützen will vor ihm.
„Warum ist das denn jetzt der Richtige Zeitpunkt das zu sagen? Ist er denn keine Gefahr mehr?"

Er nickt „Doch. Aber ich kann das nicht länger in mich hineinfressen."

Harvey sagt das mit einer solchen Ehrlichkeit, das ich kurz davor bin ihm zu glauben.
Das Problem ist eben das das alles so plötzlich und unecht ist. Die ganzen Sachen mit Kim, der Niere und eben seinen Gefühlen. Warum so viel auf einmal. Außerdem darf ich nicht vergessen das ich mit Toby in einer Beziehung bin, obwohl das wohl nicht mehr lange halten wird.

„Harvey das alles ist so viel." Etwas durcheinander stehe ich auf und gehe zum Fenster, um rauszuschauen. Die Straße ist unbefahren, nur ein paar Kinder laufen draußen rum und spielen im Schnee.
Hinter mir vernehmen ich Schritte und Harvey der meinen Arm rauf und runter streicht „Ich weiß. Mir ist es nur wichtig das du bescheid weißt."
Die Gänsehaut die meine Haut übersät, bringt mich dazu mich umzudrehen. Er steht ganz nah an mir. Sein Duft benebelt meine Sinne und meine Arme lege ich um seinen Hals.

„Was erwartest du denn nun von mir?"
Die Frage klingt leicht belustigt, doch eigentlich meine ich das komplett ernst.
Harvey zuckt mit seinem breiten Schultern „Nur das du mir glaubst."
Das tue ich. Ich fühle es, daß er es ernst meint. Auch wenn das sehr naiv klingt.

„Hör zu. Ich habe sowieso nicht vor gehabt über Nacht zu bleiben. In einer Stunde nehme ich den nächsten Zug zurück nach Leeds. Wenn du das selbe fühlst kommst du mich vor Weihnachten besuchen. Dann kommst du so schnell wie möglich zurück nach Leeds."

„Aber-"

Sein Zeigefinger legt sich auf meine Lippen und er stoppt meine wiederrede.

„Nichts aber. Du musst auf dein Gefühl hören. Dein Bauch wird dir die Antwort darauf geben."

Ich bin komplett überfordert. Er will das ich vor Weihnachten zu ihm komme, wenn ich mich entschieden habe das ich auch was fühle.
Wie soll ich das herausfinden??

„Bringst du mich zum Bahnhof? Wir können dann auch zu Fuß gehen." Ich nicke. Klar doch, vielleicht sagt mir mein Bauch bis dahin was ich tun soll, sowie Harvey das gesagt hat.

Er erhebt sich und ich tue es ebenso.
„Warte. Ich habe da noch was für dich."

Harvey kramt in seinem Rucksack und holt ein Buch raus, das mir sehr bekannt vor kommt.

„Hier." Das Buch des Universums. Tatsächlich hat er es wahrscheinlich aus unserer Wohnung mitgehen lassen.
Lächelnd neben ich es an und lege es auf das Bett „Danke. Das ist sehr lieb von dir."
Auch Harvey schenkt mir ein kurzes lächeln und zieht sich den Mantel an.
Ich nehme mir eine Jacke aus dem Schrank.

„Mum, wir-äh ich bin kurz draußen!"

„Ja!"

Ausatmen treten wir aus der Tür und nehmen den weiten Weg zum Bahnhof auf uns.

Unterwegs reden wir sehr wenig. Die ganze Zeit bin ich am nachdenken, wie ich weiter vorgehen soll. Entweder ich entscheide mich für Harvey und lebe das Leben was ich mir schon ewig gewünscht habe, oder er hält sich von mir fern und ich tu so als wenn nie was gewesen wäre.
~

„Ich weiß. Es ist gemein das zu sagen, aber ich hoffe du triffst die richtige Entscheidung und kommst mich vor Weihnachten besuchen."

Lächelnd sehe ich auf den Boden und er streicht mir über die Wange. Sofort brennt diese Stelle.

„Wir werden sehen."

Er nickt und gibt mir überraschender Weise einen kleinen Kuss auf die Wange, bevor er mich anlächelt und seine Grübchen zeigt. Langsam begibt er sich zum Zug und steigt ein.
Ich weiß nicht ob er mich sehen kann, aber ich winke bis der Zug um die Ecke verschwunden ist.

Die Zukunft liegt in meinen Händen. Wie werde ich mich entscheiden?

Wonder~When Impossible things become possible...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt