„Ja das frage ich mich auch." Noah schließt plötzlich hinter sich die Tür. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er den Raum betreten hat. Doch ich ignoriere dies. Lediglich Toby und seine 'Ausrede' stehen im Mittelpunkt. Nervös streicht er sich über seine Jeans und starrt auf den Boden. „Ich höre?" Meine Stimme wird gereizter von Sekunde zur Sekunde.
„Naja ich, keine Ahnung. Ich hatte Angst dich so in dem Zustand zu sehen." Sein Blick wandert zu mir und er sieht mich entschuldigend an. Meine Fassade aber bleibt. Ich glaube ihm das nicht.
„Darf ich lachen? Gerade jetzt als ihr Freund musst du für sie da sein." Noah geht einen Schritt nach vorne und zeigt auf mich. Dabei sieht er ihn vorwurfsvoll an. Diese Situation gerade ist so nervenaufreibend. Zum Glück ist Noah da, sonst hätte ich gar nicht die Kraft dazu stark zu bleiben.
„Man ich weiß das ich Mist gebaut habe. Aber jetzt bin ich ja hier, oder?" Aufgebracht steht Toby auf und dreht sich zu mir. Noah sieht er nicht ein einziges Mal an. Sonst würde er vermutlich einen Todesblick kassieren.
„Das ist keine Entschuldigung." Noah geht auf mein Bett zu und setzt sich an die Bettkante, mit dem Kopf zu Toby gedreht. Verzweifelt sieht Toby mich an.
„Siehst du das auch so?" Sein Hundeblick bleibt mir natürlich nicht verschont. Ob ich es auch so sehe weiß ich nicht.
„Ja," dieses Wort verlässt schneller meinen Mund als das ich daran gedacht habe. Noah nickt zustimmend, das kann ich aus dem Augenwinkel sehen. Toby senkt traurig seinen Kopf und nickt „Na schön, dann gehe ich eben." Was? Er verschwindet wieder? Ich habe ihn nie so als feige eingestuft. „Ist vielleicht besser." Noah scheint zu merken das ich fast wieder einknicke, als er aufsteht und Toby zur Tür begleitet. Irgendwas flüstert er ihm noch ins Ohr, bevor er ihn aus dem Raum schiebt.
„Was hast du ihm gesagt?" Ich setze mich auf, passe aber auf das mir die Decke nicht wegrutscht. Noah lacht leicht und zuckt mit den Schultern.
„Ach nicht so wichtig." Jetzt hebe ich meine linke Augenbraue. Da er weiß das ich nicht nachgeben werde, seufzt er „Ich hab ihm nur gedroht das er nächstes Mal bitte mit mehr Enthusiasmus in eine Diskussion mit mir gehen soll. Sonst verliert er so oder so."
Na da wird sich Toby wohl seinen Teil dabei gedacht haben. Lachend schüttele ich den Kopf und sage nur „Typisch." Er stimmt mit ein.
~
Später verabschiede ich mich von Noah, der morgen wieder Uni hat. „Ich schaue dann morgen wieder vorbei." Nickend umarme ich ihm und er drückt mir einen Kuss auf dem Kopf, bevor er sich meinem Eltern widmet „Bis dann." Sie nicken und er verlässt ohne sich nochmal umzudrehen den hellen Raum.
Kaum ist die Tür geschlossen, dreht meine Mutter ihren Kopf zu mir „Wo ist denn dein Freund?" Fragend sieht sie mich an. Soll ich ihr die Wahrheit sagen? „Das ist eine sehr lange Geschichte..." langsam nickt sie und belässt es dabei, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Über Toby reden ist das aller letzte was ich im Moment will und kann. Er ist es nicht wert.
„Wir ähm wir müssen mal mit dir reden." Aufeinmal unterbricht mein Vater dir Stille. Meine Mutter hingegen schüttelt nur den Kopf und sieht zu meinem Vater „Noch nicht." Doch er nickt „Doch es ist besser." Verwirrt sehe ich beide an, der Blick von meinem Vater geht nun wieder in meine Richtung. „Ruby." Skeptisch Blicke ich sie an. Meine Mutter ist davon nicht sehr begeistert das mein Vater mir jetzt die ultimative Nachricht überbringt.
„Wir wollen dich gerne zu uns nach Hause holen. Nur für ein paar Wochen damit wir aufpassen können das auch nicht schlimmes mehr passiert." Wie bitte? Ungläubig sehe ich meinen Vater an, der etwas bedrückendes in seinem Gesichtsausdruck hat.
„Warte. Ich kann nicht. Was ist mit der Uni?"
Meine Mutter erhebt sich von der Bettkante, bevor mein Vater was einwerfen kann „Dafür haben wir schon gesorgt, Schatz. Der Direktor ist einverstanden."
Sie haben das alles schon hinter meinem Rücken abgesprochen?
„Wann? Wie?"
Der räsupernde Ton meines Vaters bekommt meine aufmerksamkeit „Es ist besser so, glaube uns. In ein paar Wochen wärst du dann ja wieder zurück." Plötzlich gefällt mir der Gedanke ein bisschen Auszeit zu nehmen von allem. Der Uni, Toby und... Harvey.
„Ja." Überrascht sieht meine Mutter mich an „Was ja?"
Augenrollen lache ich und sage „Ich denke das ist das beste, also ja." Erleichtert sehen meine Eltern sich an. Dann geht es wohl bald wieder nach Hause.
~
Harvey POV:Gelangweilt sitze ich zu Hause im Zimmer und versuche mich auf die Geschichtsprüfung vorzubereiten. Es ist nur alles andere als einfach. Die Narbe der OP ist immer noch da, manchmal tut sie auch weh. Die OP habe ich geheim gehalten. Ruby soll nicht wissen das ich es bin, der ihr Leben quasi gerettet hat. Ich muss sie ja aus meinem Leben fern halten. Seufzend zeichne ich leichte Konturen auf dem Blattpapier. Die Uhr tickt und mit jeder Sekunde die verfliegt habe ich den Drang ins Krankenhaus zu gehen, um Ruby die Wahrheit zu sagen. Sicherlich hasst sie mich gerade dafür das ich sie so habe stehen lassen. Auf jeden Fall denkt sie das. Bedrückt stehe ich von meinem Schreibtischstuhl auf, um mich mit dem Rücken auf das Bett fallen zu lassen. Es muss doch eine Lösung dagegen geben. Mit einmal kommt mir eine idee. Ich brauche Ablenkung. Deshalb greife ich zu meinem Telefon und rufe meine Scheinfreundin an.
„Hey, hast du Zeit?" Ihr quiekende Stimme dringt durch das Telefon.
„Klar Harveylein, soll ich-?
„Ich komme vorbei. Tschüss." Sofort lege ich auf und begebe mich nach unten, um mir Schuhe und Jacke anzuziehen. „Wo gehst du hin?" Die zerbrechliche Stimme meiner Mutter dringt in mein Ohr. Sie steht dort mit Strickjacke und einer Schlafanzughose. Ihr blasses Gesicht wird immer schlimmer und schlimmer. „Ich muss eben was erledigen gehen." Ihr Blick bleibt starr und Sie sagt „Bitte Harvey, Bau keinen Unsinn." Ich schüttele den Kopf und gehe auf sie zu „Keine Sorge, ich bin bald wieder da." Zügig hinterlasse ich ihr einen Kuss auf der Stirn und verlasse mit Tränen in den Augen die modrige Wohnung.So sieht Harvey's Leben aus. Ja unheimlich einsam. Ich habe das Lied dafür gewidmet. Man sollte immer hinter die Fassade einer Person blicken.
Das Kapitel hat sehr viel Inhalt und zeigt schon in die Richtung wohin es die Protagonisten im Zukunft führen wird. Aber vielleicht passiert ja noch ein Wunder?Eure MILLI132
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Wonder~When Impossible things become possible...
RomanceWunder. Was sagt uns dieses wichtige Wort? Gibt es wirklich Wunder auf der Welt und auch Wunder in der Liebe? Die 19 Jährige Ruby Miller hat ein erfülltes Leben, wo es wirklich nichts dran auszusetzen gibt. Sie und ihr bester Freund Noah wohnen in e...