Draußen lasse ich die vergangenen vierundzwanzig Stunden durch meinen überfüllten Kopf laufen.
Harvey und Kim sind ein Paar.
Ich habe Toby geküsst, obwohl ich ihm gesagt habe das alles auf freundschaftliche Basis abläuft.
Jetzt bin ich auch noch mit ihm in einer Beziehung.
Doch anstatt mich schlecht zu fühlen, fühlt es sich sogar gut an in einer Beziehung zu sein.
„Über was denkst du nach?"
Toby drückt ein wenig meine Hand um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir sind auf dem Weg zu seiner Arbeit, damit er den Text ins Büro bringen kann.
„Ach nichts." Ich lächle ihn verschmitzt an. Es ist komisch mit ihm in so einer Weise durch die Stadt zu laufen.
Vor kurzem habe ich Angst gehabt das so etwas passiert und jetzt bin ich auch noch selber verantwortlich dafür.
„Hier ist es." Ich sehe hinauf auf ein riesiges mit vielen Fenstern beschmücktes Gebäude, welches sich vor meinem bloßem Auge erstreckt.
„Wow," beeindruckt stehe ich mit offenem Mund vor seiner Firma. Er selber muss kurz lachen „Nicht schlecht, was?"
Zwei Männer im Anzug kommen aus einer Glastür raus und unterhalten sich angeregt über Finanzen, soweit man sich angeregt über dieses Thema unterhalten kann.
„Ich bin gleich wieder da." Schnell gibt er mir einen Kuss auf den Mund, was mich erstarren lässt.
Definitiv muss ich mich noch daran gewöhnen.
Ich sehe ihm hinterher, wie sein dunkler Mantel, durch die Tür verschwindet.
Ganz ehrlich, ich habe Glück ihn als meinen Freund betiteln zu können.
Ich, Ruby Miller bin offiziell in einer Beziehung.
Wie lange ist das her?
Drei oder vier Jahre?
Mein letzter Freund Angus hat mir damals den letzten Nerv geraubt. Ständig war er am kletten, wollte am liebsten jeden einzelnen Tag mit mir verbringen.
Noah selber hat mir geraten mit ihm Schluss zu machen, was ich auch getan habe.Mein Blick wandert auf eine silberne Bank, die trotz des Regens, trocken zu sein scheint.
Ich gehe auf diese zu und setze mich rauf.
Gut, sie ist wirklich trocken.
Wie lange braucht er denn noch?
Suchend drehe ich meinen Kopf zur Glastür wo immer noch keiner zu kommen scheint.
Vielleicht muss er den Text ja nochmal bearbeiten, obwohl ich persönlich den Text echt gut fand.
Während mein Kopf sich wieder nach vorne dreht, erkenne ich weiter hinten eine vierer Gruppe von Menschen, die mir leider zu bekannt vorkommt.
Einer von den hat vor kurzem mein Herz gebrochen.
Hoffentlich bemerken sie mich nicht, das wäre äußerst unangenehm.
Um mich gut zu verstecken, lasse ich nur noch meine Augen aus dem Mantel rausgucken.
Bitte geht einfach weiter.Sie unterhalten sich angeregt, ganz hinten läuft Harvey, der mit Kim Händchen hält. Sie klammert sich dabei an seinen Oberarm.
Die anderen beiden sind Will und Caroline, die eigentlich genau dasselbe machen.
Plötzlich höre ich jemanden hinter mir rufen „Ruby?" Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich Toby der sich suchend umschaut, mich dann aber erkennt.
Um zu schauen, ob das jemand bemerkt hat, sehe ich zur Gruppe.
Ja, sie schauen alle in unsere Richtung.
Lächlend kommt Toby auf mich zu und hält seine Hand hin, um mich hochzuziehen.
„Sie fanden den Text gut. Ich hatte nur ein kurzes Gespräch mit meinem Chef." Nickend versuche ich diese unangenehme Situation zu ignorieren.
„Sollen wir?" Er nickt in Richtung Wohnheim, was ich bejahe.
Die Gruppe, scheint es nicht weiter zu interessieren, denn sie sind weitergegangen.
Aber warum sind sie nicht in der Uni?
Haben wir frei?
Händchen haltend, laufen wir durch die Stadt. Die kalte Luft, umschließt nicht meine Hand, denn die wird von Toby festgehalten.
„Ich kann es noch gar nicht richtig fassen," murmelt Toby.
Oh glaube mich, ich auch nicht.
Nickend Stimme ich ihm zu.
Ich glaube ich selber kann noch nicht einmal glauben.
~
Im Innenhof angekommen, umarmen und Küssen wir uns noch, bevor er den Hof winkend verlässt.
„Bis dann!"
Ich sehe ihm wieder hinterher, bis er verschwunden ist.
Etwas benommen von den vergangenen Stunden, laufe ich in das Gebäude und anschließend durch die Flure.
Ich habe echt keine Ahnung, wie so viel in so wenigen Stunden passieren konnte.
Bei der Wohnung angekommen, klopfe ich an.
Kurz höre ich ein rumpeln und ein „Warte ich komm," durch die Tür.
Die Tür wird aufgemacht und Noah lächelt mich an.
„W-Was machst du denn schon h-hier?" Ich betrete die Wohnung und sehe ihn skeptisch an, während er die Tür schließt.
„Es ist viertel nach zehn Noah." Mein Finger zeigt Richtung Uhr.
Er schluckt.
Was hat er?
„A-also d-da-" Er wird von einer weiteren männlichen Stimme unterbrochen, die mich etwas erschreckt.
„Hi Ruby." Steve steht Oberkörperfrei vor mir und umarmt mich kurz.
„H-hi?"
Nervös kratzt sich Noah am Hinterkopf.
Das ist also los.
„Noah können wir kurz mal sprechen?"
Ich sehe ihm fordernd an, sodass er mir wohl oder übel in mein Zimmer folgt.
Vorsichtig schließe ich die Tür.
„Warum hast du mir nicht gesagt das er hier ist, dann wäre ich später gekommen."
Schulterzuckend lässt er sich auf mein Bett fallen „Ich will nicht das du denkst, dass du hier nicht willkommen bist." Etwas bedröppelt sieht er auf den Boden. Ich setze mich neben ihn und umarme ihn von der Seite „Mach dir keine Gedanken. Solange du hier wohnst werde ich mich immer wie zu hause fühlen."
Zufrieden sieht er zu mir rüber und inspiziert mein Gesicht.
„Irgendwas ist anders mit dir."
Wie kommt er jetzt darauf?
„W-Wie kommst du denn darauf?" Lachend streicht er mir eine Strähne hinter das Ohr.
„Die Intuition eines schwulen Mannes sollte man nie unterschätzen.
Also was ist los?"
Schluckend verknote ich meine Hände. Raus mit der Sprache.
„IchbinineinerBeziehung."
Das habe ich so schnell gesagt das ich selber noch nicht mal mitgekommen bin.
„Was bist du?"
Er entknotet meine Hände. „Ich-ich bin in einer B-beziehung."
Noah reißt seine Augen auf und umarmt mich.
„Wow, mit wem denn? Doch nicht mit H-", bevor er den Namen ausspricht, unterbreche ich ihn „Nein, mit Toby, dem Kellner."
Noah grinst und umarmt mich nochmal. „Gute Wahl Schätzchen. Ihr passt auch gut zusammen. Wie kam es denn dazu?"
Ich beginne ihm alles zu erzählen. Von seiner Ex, bis hin zu dem Filmeabend, sein Tattoo bis hin zu seiner Liebeserklärung...
DU LIEST GERADE
Wonder~When Impossible things become possible...
RomanceWunder. Was sagt uns dieses wichtige Wort? Gibt es wirklich Wunder auf der Welt und auch Wunder in der Liebe? Die 19 Jährige Ruby Miller hat ein erfülltes Leben, wo es wirklich nichts dran auszusetzen gibt. Sie und ihr bester Freund Noah wohnen in e...