Auf dem Weg zurück zu Grace, fragte Gran mich leise über meinen Ruf und das Gespräch mit meiner Erzeugerin aus. Ich erzählte ihr alles. Es hatte keinen Sinn etwas auszusparen, da sie mit genügend Zeit alles herausfand, egal wie sehr ich mich auch bemühte es zu verheimlichen. Ich gab Wort für Wort den Streit mit meiner Mutter wieder und Gran bekam, wie immer, Tränen in den Augen. Egal was meine Mutter getan hatte, sie war immer noch Grans Tochter. Deshalb liebte sie sie, auch wenn sie es nicht guthieß was sie mir angetan hatte. Ich hasste meine Erzeugerin nicht mal so sehr dafür, was sie zu mir sagte, ich konnte das gut verkraften, ich war schließlich schlimmeres von ihr gewohnt. Ich hasste sie dafür, dass sie so einen wundervollen Menschen wie Gran immer wieder zu weinen brachte mit ihrer Boshaftigkeit. Ich hasste sie wirklich dafür.
Im Zimmer angekommen, verabschiedeten wir uns von Grace. Ich für meinen Teil, war meiner Erzeugerin ein klitzekleines bisschen dankbar, dass wir uns so lang gestritten haben. Versteht das bitte nicht falsch. Ich mag Grace wirklich, aber es ist mich auch nicht wirklich einfach, sie so zu sehen. Ich kenne sie seit sieben Jahren und sie war immer stark, fröhlich und so gut wie nie schlecht gelaunt. Sie so schwach zu sehen, ist ziemlich schwer für mich und macht mich traurig. Wenn es mir schon so geht, stellt euch mal Lil vor. Sie ist in eine kleinere Wohnung bei uns gegenüber eingezogen, damit sie nicht so alleine ist in dem großen Haus. Außerdem ist Lil schon achtzehn und ein halbes Jahr älter als ich.
Zurück Zuhause bereiten Gran, Lil und ich die letzten Kleinigkeiten für die Pferde heute Abend vor. Wir haben abgesprochen, dass Orador quasi Lils Pferd werden soll, da ich sowieso keine allzu enge Bindung zu ihm habe. Ich und Gran glauben, dass Orador ihr helfen wird, den Tod ihrer Mutter irgendwie zu verkraften.
Gran macht Abendbrot und Lil und ich helfen ihr dabei. Währenddessen wird die Stimmung langsam wieder fröhlicher. Es klingelt an der Tür. ,,Das sind bestimmt die neuen Pferde. Ich geh schon", rief ich und eilte in den Flur. Ich rutschte das letzte Stück, dies mal kontrolliert, und öffnete die Tür mit Schwung. Vor der Tür standen ein Mann und ein Mädchen, die ich nicht kannte. Die beiden sind Standartkunden: reicher Daddy, verwöhntes Töchterchen. Sie will ein Pferd als Statussymbol, unterschätzt die Arbeit und kommt dann nicht mit dem Tier klar, weil sie merkt: ,Oh shit! So ein Pferd ist ja gar keine Maschine! Es hat Gefühle wie jedes andere Lebewesen! Ich hab ja gar keine Ahnung von Pferden!' Tja. Dumm gelaufen. Aber hey, mit solchen Leuten verdienen wir Geld und das nicht schlecht.
Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und sagte: ,,Hallo. Sind Sie für die Pferde da?" ,,Hallo. Ja, ich bin Martin Soncez. Sind Sie die Trainerin?", antwortete der Mann. ,,Naja, ich bin eine von zweien. Mein Name ist Eskada Morningstar. Meine Gran wartet auf Sie drinnen. Ich bringe die Pferde schon mal in den Stall. Wie heißen die beiden denn?" ,,Der Blonde heißt Golden Eye und die blauäugige heißt Azura", antwortet Herr Soncez. ,,Aber seien Sie vorsichtig, die beiden sind gefährlich und wild." ,,Danke für die Warnung, aber ich denke, ich weiß was ich tue." Ich gehe auf den Anhänger zu, der schon von dem Randale der beiden ruckelt.
Ich öffnete die kleine vordere Tür und sofort guckte ein wunderschönes Palomino Pferd heraus. Golden Eye ist ein bildschönes Pferd und er beruhigte sich schnell, als er den Kopf rausstrecken konnte. Also betrat ich den Hänger um die Stute in Augenschein zu nehmen. Sie war ein atemberaubend schöner Schimmel mit Fischaugen (so nennt man blaue Augen bei Pferden) und auch sie beruhigte sich, als ich im Hänger stand. Ich ging wieder hinaus um die Klappe zu öffnen und die beiden rauszulassen.
Ich beschloss als erstes Azura heraus zu, holen, da sie unruhiger wirkte als Golden Eye. Aber als ich sie rückwärts schickte, schnappte sie nach mir. ,Nicht gut erzogen', dachte ich und diskutierte ein bisschen mit ihr herum, bis sie schließlich widerwillig rückwärts ging. Nach zwei weiteren heftigen Diskussionen stand sie schließlich in der Box. ,Das ging ja noch', dachte ich bei mir. Ich hatte schon deutlich schlimmere und gefährlichere Pferde gehabt. Azura war es wahrscheinlich einfach nur gewohnt, immer ihren Willen zu bekommen, weil alle Angst vor ihr hatten. Damit konnte ich umgehen.
Golden Eye war deutlich kompromissbereiter als Azura und ließ sich willig in den Stall führen. Ich schloss die Hängerklappe und öffnete die Sattelkammer und nahm die beiden Sättel und Zaumzeuge raus, die dort hingen, wobei ich mich fragte, warum sie diese schon gekauft hatten und schickte sie, nach einer kurzen Versicherung, dass ich alleine war, in die Sattelkammer (ja, ich habe meine Fähigkeiten dafür verwendet).
Ich stand am Zaun und rief unsere Pferde, die sofort kamen. Ich sammelte sie um mich und lief mit ihnen in den Stall. Wir haben sie darauf trainiert, selber in die Boxen zu laufen. Ich fütterte, schloss die Boxen und ging zurück ins Haus.
,,Alles klar. Die Pferde stehen in der Box und fressen zufrieden ihr Heu", rief ich und platzte in die Küche, wo alle um den Tisch saßen. ,,Sehen Sie", meinte Gran zu Soncez, ,,meine Enkelin weiß, was sie tut. Wir werden schon mit Ihren Pferden klar kommen." ,,Dann bedanke ich mich bei Ihnen, wir fahren dann wieder nach Hause. Komm Adrina." Adrina? Um Himmels Willen, sie hatte es ja noch schwerer als ich. Ich hatte echt Mitleid mit ihr. Die schlanke Blondine erhob sich ohne ein Wort und folgte ihrem Daddy in den Flur. Ok, ich nehme das mit dem Mitleid zurück. Was für eine verwöhnte Tusse!
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Euphoria (Abgeschlossen)
FantasiaEskada, von allen nur Katy genannt, ist eine Euphoria, also jemand, der dafür sorgt, dass die Menschen die Hoffnung nicht aufgeben, egal wie auswegslos die Lage ist. Sie ist dafür verantwortlich, dass es immer einen Ausweg gibt und sie ist nie gesch...