Kapitel 28

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Ich lehnte an einem Stützpfeiler in der Mensa und unterhielt mich mit Leanne und Lil über Grans Umzugspläne nach Kalifornien. Will stand hinter uns und redete mit ein paar anderen Sportlern, unterandrem Nathan Cook (der Typ, dem Lil helfen musste). Es war eigentlich soweit ruhig in der Mensa, bis Jessy und ihre Clique diese betraten. Das Geflüster ging allerdings erst so richtig los, als Jessy direkt auf Will zusteuerte und ihn innig umarmte. Die Eifersucht explodierte sofort ihn mir und ich wäre am Liebsten auf Jessy losgegangen, aber ich hielt mich zurück, um Wills Reaktion zu testen. Wenn er jetzt nicht zu mir stehen konnte, würde er es auch in Zukunft nicht können.

Will schob sie von sich. ,,Jessy, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber könntest du das bitte lassen!? Wir sind nicht zusammen!" Jessy sah ihn beleidigt an. ,,Aber Will mein Süßer, findest du mich etwa nicht mehr sexy!?", zwitscherte sie verführerisch. Ich fand diese Situation irgendwie wie skurril. Will verdrehte nur die Augen. ,,Nein Jessy. Ich fand dich nie sexy. Das hab ich auch nie gesagt", antwortete er trotzdem gelassen. Jessy wirkte etwas geschockt. Das war das erste Mal, das sie in der Schule einen Korb kassierte. Inzwischen hatten alle aufgehört zu essen und sahen zu den Beiden herüber. Jessy schüttelte ihr volles Haar und lachte hoch und gezwungen. ,,Ach Will, du musst nicht einen auf den harten Mann machen. Bei mir kannst du auch mal abschalten.", flüsterte sie so laut, dass alle sie hören konnten. Dann lehnte sie sich gegen ihn und räkelte sich so, dass dem letzten Idiot hier klar werden musste, was sie von Will wollte, und das war ganz bestimmt nicht jugendfrei. Will machte nichts dagegen, sondern schien es auch noch ein bisschen zu genießen.

Die Eifersucht bohrte sich in meine Brust, wie ein Messer. Ich konnte fast nicht mehr atmen und war kurz davor, mich unauffällig zu verkrümeln, als mein Blick den von Jessy traf. Ehe ich wusste, was ich tat, bohrte sich mein Blick in ihren, ich überwand die Mauern, ohne sie zu berühren und drang in ihre Seele ein. Ich bekam am Rande mit, wie Jessy leise keuchte und sich leicht vornüber beugte. Normalerweise hätte ich jetzt sofort erschrocken abgebrochen und hätte mich aus der Situation gerettet. Allerdings war ich schon so tief eingedrungen, dass ich fast gar nichts mehr davon mitbekam, was um mich herum passierte.

Jessys Seele lag nun vor mir, wie eine Art Museum, was in Tage unterteilt war, und ging langsam hindurch, ohne mir etwas genauer anzusehen. Bis ich schließlich an einer Erinnerung angekommen war, die mich besonders interessierte. Als ich sie gefunden hatte, stellte ich mich davor und wenige Augenblicke später war ich drin.

Wenn man sich eine Erinnerung ansieht, wird man in diesem Moment quasi zu dieser Person. Man sieht und fühlt, was die Person in dem Moment gesehen und gefühlt hat, dadurch kann man nachvollziehen, warum diese Person damals so gehandelt hat. Die Sache allerdings auch ein paar Haken. Zum einen, muss man, wie schon gesagt, den Seelenblick anwenden und, dass der schon nicht so ohne ist, habe ich schon mal erwähnt. Die meisten Euphorias die die Fähigkeit für den Seelenblick besitzen könne mit diesem nur die Gefühle sehen und nicht die Erinnerungen. Umso mächtiger die Euphoria, umso tiefer kann sie in deine geheimsten Gefühle und Gedanken eindringen, auch in der Vergangenheit. Um sich Erinnerungen anzusehen, die schon Jahre alt sind, muss man also sehr mächtig sein. Außerdem zwingt man diese Person dann, das Erlebte nochmal in allen Details wieder zu erleben. Ich hab meiner Mutter nie davon erzählt, dass ich es konnte, damit sie nicht auf die grandios schlechte Idee kommt, mich wieder zu ihr zu holen. Nein danke! Gran weiß allerdings davon, ebenso wie Lil.

Für die Außenwelt waren nur wenige Sekunden verstrichen, für mich und Jessy allerdings viele Stunden. Ich hatte übrigens herausgefunden, warum sie so durch die Gegend hurte: Jessy war lesbisch. Sie hatte allerdings Angst vor der Reaktion von ihrer Familie und ihren Freunden, wenn diese es irgendwie herausfinden sollten, also machte sie genau das Gegenteil: Sie schlief mit reihenweise Jungs, damit bloß niemand auf den Gedanken kam, das sie eigentlich auf Mädchen stand. Ich muss sagen, dass sie irgendwo auch Recht damit hatte. Die Toleranz an unserer Schule homosexuellen gegenüber, war geradezu unterirdisch. Ich persönlich hatte nichts gegen sie, meinetwegen sollten sie rummachen, mit wem sie wollten, solange der Andere das genauso toll fand. Mir war es ziemlich egal, wen die Leute lieben, solange sich nicht irgendein Pärchen mitten im Gang gegenseitig auffrisst, egal ob hetero- oder homosexuell. (**Dass Jessy so reagiert hat, heißt weder, dass alle ungeouteten Lesben oder Schwule das so machen oder machen sollten, noch heißt es, dass ich persönlich etwas gegen Schwule oder Lesben habe. Mir ist es total egal, die Leute können tun und lassen was sie wollen, sie sind sie alt genug, um das zu entschieden, deshalb werde ich ganz bestimmt nicht mit erhobenen Zeigefinger da stehen und wie irgendein homophobes Arschloch versuchen, es ihnen zu verbieten oder sie in eine Nervenanstalt stecken, oder solche kranken Aktionen.**)

Ich zog mich langsam aus Jessys Seele zurück und sie stolperte ein paar Schritte rückwärts. Als ich allerdings erneut in ihre Augen sah, konnte ich erkennen, dass sie geistig noch völlig intakt war und ich nichts aus Versehen in ihrer Seele beschädigt oder gar zerstört hatte. Jessy starrte mich mit weit aufgerissen Augen an und mein schlechtes Gewissen kam wie ein Schwall kaltes Wasser zurück. ,Na super Katy! Mach sie noch mehr innerlich kaputt, dass hilft ihr mit Sicherheit weiter! Ist ja nicht so, als ob ihre Eltern ihr die ganze Zeit predigen, dass Homosexualität das Böse der Welt ist und sie damit von innen heraus zerstören. Erinnerst du dich, was du gesehen hast!? Wie sie ihren Gott anfleht, diesen Fluch endlich von ihr zu nehmen!? Wie es sie innerlich zerreißt, ,,zum Bösen" zugehören!?', schrie ich mich innerlich an.

Jessy wirkte immer noch völlig verstört und zuckte zusammen, als Catherine aus ihrer Clique sie ansprach, was denn los sei und warum sie mich Looser so merkwürdig anstarre. Sie wandte ihren Blick ab und setzte ein strahlendes Lächeln auf, was sogar echt wirkte und verkündete, dass alles ok sei und sie nur mal auf Klo müsse. Damit wandte sie sich ab und rannte beinahe aus der Mensa. Sie wandte sich nochmal zu mir um. Ohne den Seelenblick anwenden zu müssen, las ich aus ihren Augen heraus, dass sie wusste, dass ich nun ihr größtes Geheimnis kannte. Woher, wusste ich nicht. Ein paar Momente später verließ ich ohne ein Wort ebenfalls die Mensa.

Lil holte mich an den Fächern ein. ,,Süße..." Ich unterbrach sie. ,,Ich hab keine Ahnung, was mich da geritten hat. Ich war so eifersüchtig auf sie und dann kreuzten sich nur kurz unsere Blicke, da hat es mich einfach gepackt." Lil lehnte sich locker gegen die Fächer neben mich. ,,Süße, du musst dich nicht vor mir rechtfertigen." ,,Ja ich weiß, tut mir leid. Wenn Gran das herausfindet, bin ich sowas von tot." ,,Die meinte ich auch nicht, wobei du da auch Recht haben könntest." Ich runzelte verwirrt die Stirn. ,,Wen meinst du dann?" Lil massierte sich den Nasenrücken und überlegte offensichtlich, wie sie das jetzt sagen sollte. ,,Es geht nicht darum, was deine Gran, deine Mutter, Leanne oder andere über dich denken. Es ist auch erstmal egal, was ich von dir denke, auch, wenn ich nicht viel von der Seelenblickaktion von gerade halte. Viel wichtiger ist, dass du dir noch selbst in die Augen schauen kannst." Damit dreht sie sich um und verschwand in der Schülermenge. Nachdenklich sah ich ihr nach. Warum funktionierte das bei allen, außer bei mir!?

**Es tut mir leid, dass solange nichts kam. Ich muss aber sagen, dass nur Müll rauskommt, so wie dieses Mal, wenn ich versuche etwas Gutes zu schreiben, aber eigentlich überhaupt keinen Bock darauf habe und tausend andere Sachen im Kopf habe. Hat man ja an den ersten zehn Kapiteln gemerkt. Ich hab sie mir nochmal durchgelesen und muss sagen, dass sie mir irgendwie nicht so richtig gefallen. Aber allzu viel kann ich auch nicht verändern, damit die Geschichte halbwegs geschlossen bleibt. Naja, aber auch ich bin keine Maschine, also musste ich mich erstmal in das Geschichten Schreiben rein finden und inzwischen finde ich die Kapitel auch ganz ok von Länge und Inhalt her. Ihr merkt schon, ich mich mal wieder viel zu viel beklage und irgendeine Scheiße erzähle. Ich wollte noch irgendwas erwähnt haben... Ach ja! Ihr habt es bald geschafft! Bald ist dieses Buch abgeschlossen und ihr... müsst nur noch den zweiten Teil über euch ergehen lassen. Sorry Leute! Vielleicht mache ich ja auch drei Bücher draus, mal gucken. Ich laber mal wieder viel zu viel, aber ich unterbreche mich jetzt mal und lass euch jetzt endlich in Ruhe pennen. Tschau und gute Nacht!**

Euphoria (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt