(10) Erinnerungen

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Moira

Hicks und Ohnezahn beobachteten gerade Vögel, die neben uns her flogen.
Sie waren so damit beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie Nachtblitz sich tarnte und wir unseren Kurs änderten.
Bei den Höhlen packte ich schnell alles Nötige zusammen, verschloss den Geheimraum so, dass Hicks nicht mehr reinkam und setzte mir meine neue Maske auf.
Dann flogen wir wieder los.
Hoffentlich ist Hicks schlau genug, um nicht nochmal nach mir zu suchen, denn diesmal könnte es seinen Tod bedeuten.

Es tat mir schon etwas leid, ihm etwas vorgemacht zu haben, aber hätte ich mein Verhalten ihm gegenüber nicht geändert, hätte er uns die ganze Zeit über beobachtet.
Und dann wäre es praktisch unmöglich geworden, heimlich wegzufliegen.
<Wohin jetzt?>
Ich blickte auf die Karte.
<Südwest>
Automatisch änderte Nachtblitz ihren Kurs und flog in die besagte Richtung.
<Bist du dir sicher, dass wir da jetzt hinsollten? Vergiss das Kopfgeld nicht...>
<Gerade deshalb.>
Sie schwieg kurz.
<Das wird sehr gefährlich, Moira.>
<Ich weiß, aber wenn wir noch länger warten, ist es vielleicht schon zu spät. Außerdem hätte dieser Hicks sonst darauf bestanden mitzukommen.>
Damit war unser Gedankengespräch erstmal beendet und ich beschloss, eine Weile zu schlafen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

„Moira, komm bitte!"
Ich krabbelte zur Schlafstätte meiner Mutter und sah sie an. Sie war noch blasser geworden und ich spürte, dass es ihr nicht gut ging.
„Ich habe etwas für dich..."
Sie reichte mir eine Kette mit einem Medallion dran. Das Schmuckstück war nicht sehr groß und aus einem Material, das ich nicht kannte.
In die Vorderseite waren zwei sich umkreisende Drachen eingeritzt, in deren Mitte ein Edelstein eingelassen war. Er war dunkelblau und funkelte wie der Sternenhimmel.
„Dieses Medallion habe ich schon von meiner Mutter bekommen, die es ebenfalls von ihrer Mutter hat.
Es soll dich beschützen.
Öffne es erst, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Du weißt, wenn es so weit ist."
Als sie es mir umlegte, schien der Stein kurz zu leuchten.





„Das ist unmöglich! Der Stamm ist ausgelöscht, die letzten Überlebenden wurden von den Berkianern fertig gemacht! Selbst wenn einer dieses Gemetzel überlebt hat, hat er garantiert nicht die Fähigkeiten, geschweige denn eine Seelenbindung, denn auch diese Drachen gibt es nicht mehr!"
„Aber das Auge leuchtet, Sir!"
„‚Das Auge leuchtet!' Das >Auge< ist auch nur eine Legende, ein Gerücht, was sich die Schafsköpfe ausgedacht haben, um Macht zu bekommen!"
Ich hockte hinter einem Stein und betete, nicht entdeckt zu werden. Etwas entfernt standen einige Männer und diskutierten. Was meinten die mit dem Auge?
Nachdenklich betrachtete ich das ovale Medallion um meinem Hals.
Mit etwas Fantasie sah es aus wie ein Auge, der Stein war dabei Iris und Pupille.
„Aber wenn es stimmt? Wenn tatsächlich jemand diese Gaben besitzt?"
„Dann werden wir ihn finden und vernichten! Und zwar bevor er auch nur ahnt, wie mächtig er ist!"





Ich rannte. Meine Lunge brannte, aber ich beschleunigte nochmals. Meine Verfolger fielen zurück, dafür machte sich ein schmerzhaftes Ziehen in meiner rechten Seite bemerkbar.
Zum Glück wurde das Unterholz des Waldes dichter und bot mehr Versteckmöglichkeiten.
Ich begann Haken zu schlagen und so meine Verfolger zu verwirren. Dann sprang ich hinter einen dichten Busch und kauerte mich auf dem Boden zusammen. Neben mir lag ein kleiner Stein.
Ich nahm ihn und warf ihn in eine andere Richtung, wo er dann laut raschelnd im Unterholz verschwand. Und meine Verfolger waren auch noch so blöd und liefen in die Richtung, in die ich den Stein geworfen hatte.
Ich dagegen schlich mich geduckt davon.

Nach einer Weile lichtete sich der Wald und ich erreichte einen kleinen Tümpel. Keuchend ließ ich mich am Ufer nieder.
Erstmal war ich außer Gefahr.

Ich betrachtete eine Weile das Wasser. Es wurde dunkler, je tiefer der Tümpel wurde. Ungefähr in der Mitte des Tümpels war es schwarz. Dort stiegen Luftbläschen an die Oberfläche.
Dann brodelte das Wasser an dieser Stelle kurz auf. Der schwarze Fleck hatte sich ein bisschen ... bewegt?!
Eines war klar; dort unten war etwas, was dort nicht hingehörte.
Ohne weiter drüber nachzudenken watete ich ins Wasser. Schon nach zwei Schritten reichte es mir bis zur Hüfte.
Ich holte tief Luft und tauchte.

Ich kam ziemlich schnell voran, vor allem, wenn man beachtet, dass ich bisher nur dreimal getaucht war.
Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass es vielleicht ein bisschen blöd war, einfach in den Tümpel zu springen. Aber was geschehen ist, ist geschehen.

Am Grunde des Gewässers lag ein Drache, der halb unter Steinen begraben war. Allein konnte er sich nicht befreien, so viel stand fest.
Und er würde sterben, wenn er nicht bald freikam...
Als er mich bemerkte, zeigte er drohend seine Zähne. Ich näherte mich ihm trotzdem und begann, ein paar kleinere Steine zu beseitigen. Überrascht sah mich der Drache an.

Mir wurde schwindelig, ich war eindeutig zu lang unter Wasser.
Dennoch packte ich einen der letzten großen Steine und wuchtete ihn vom Drachen runter.
Noch drei Steine... zwei... vor meinen Augen flimmerte es. Das Ziehen in meiner Lunge ignorierte ich weiterhin gekonnt.
Eins...
Der letzte Stein sank neben mir zu Boden und alles wurde schwarz.

Das Erste was ich sah, als ich wieder zu mir kam, war der Kopf des Drachen, den ich gerettet hatte.
In meinem Kopf ertönte eine Stimme.
<Danke... ich heiße übrigens Nachtblitz.>
Mein Medallion leuchtete auf, als meine Hand die Schnauze des Drachen berührte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

<Moira, du solltest langsam wieder aufwachen.>
Überrascht fuhr ich hoch.
<Sind wir schon da?>
<Nein, aber es gibt da etwas, was du dir ansehen solltest...>

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt