(49) Netze

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Nicht wundern, in diesem Kapitel wechseln die Orte und Perspektiven relativ oft. Normalerweise bin ich davon kein Fan, wie ihr bisher sicher bemerkt habt, aber in diesem Fall finde ich es passend.

Erzähler

Sie schlich über den Dorfplatz, sich sorgfältig umsehend, auch wenn sie wusste, dass niemand auf sie achtete. Man kann nie vorsichtig genug sein, das hatte ihre neueste Entdeckung ihr nur erneut bestätigt.
Ein kleines Lächeln stahl sich in ihr Gesicht, als sie daran dachte.

Eigentlich gab es nichts zu belächeln, noch nicht. Noch konnte sie sich aber auch nicht voll und ganz sicher sein, dass sie richtig lag.
Das würde sich in den nächsten fünf Minuten ändern, sobald eine gewisse Person das Gasthaus verließ.

Sie lehnte sich an die Wand in der Nähe der Tür. Nicht mal die stabilen Holzbretter konnten das Gelächter und Stimmengewirr vollständig abdämpfen.
Heute Nacht war das ihr Vorteil. Sie hörte, wie jemand zur Tür ging. Die Schritte klangen dumpf.
Dann wurde die Tür aufgestoßen. Licht fiel auf den Marktplatz und zeichnete auf dem gepflasterten Boden deutlich die Silhouette eines Mädchens ab.

Dieses trat ins Freie und ließ die Tür hinter sich zufallen, während sie den Platz überquerte. Die andere Person folgte ihr, erreichte sie ungefähr auf der Mitte der freien Fläche und lief dann neben ihr her.
Das Mädchen tat, als würde sie ihren neuen Schatten nicht bemerken, auch wenn sie beide es besser wussten.
Sobald sie sich ein Stück vom Marktplatz entfernt hatten, durchbrach leises Flüstern die Stille zwischen ihnen.

„Wie lange wolltest du uns noch etwas vorspielen?"

Die Worte hingen in der Luft, vorerst unbeantwortet.
Beide Gestalten bogen um eine Ecke, ihre Füße berührten im gleichen Takt den Boden.

„Ich weiß nicht, was du meinst."

„Du weißt, wen ich meine."

„Ich kenne mehrere Möglichkeiten, wen du meinen könntest."

„Eine dürfte reichen."

Jetzt umspielte auch die Lippen des Mädchens ein leichtes Lächeln.

„Ich hatte schon befürchtet, du kommst nie drauf."

„Wäre ich auch nicht. Aber sie macht Fehler, man muss nur auf sie achten."

Belustigt schnaubte das Mädchen aus der Gaststätte.

„Weiß Hicks, wo du bist?"

„Nein. Bis jetzt war es nur eine Vermutung. Sie weiß es auch nicht, zumindest nicht alles. Sonst hätte ich uns alle nur weiter in Gefahr gebracht."

„Er wird dich suchen."

„Er weiß, dass ich weg bin. Anscheinend musste ich noch was klären."

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Hicks

„Wo ist Astrid?"
Ich gähnte.
„Sie wollte noch etwas erledigen. Allein."
Mein Magen zog sich zusammen, als ich an unsere Unterhaltung dachte. Hoffentlich ging es ihr gut.
„Und das hast du ihr erlaubt?"
Ungläubig starrte Rotzbakke mich an.
„Das ist Astrid. Sie wäre so oder so gegangen."
Und ich machte mir so oder so sehr große Sorgen. Unsere Drache nicht zu finden war so schon schlimm genug, wenn auch noch Astrid spurlos verschwand...
Nein, daran durfte ich nicht denken. Das war immerhin Astrid Hofferson, meine Verlobte. Zwar nur mit einem Dolch bewaffnet, aber definitiv in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Wahrscheinlich besser als jeder andere.
„Und bis Sonnenuntergang wollte sie wieder an dieser Höhle sein."
Darauf hatte ich dann doch bestanden, was mir ein unzufriedenes Brummen seitens Astrid eingebracht hatte.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt