Moira
Der Nachtschatten trat einen Schritt auf den Giganten zu und hob ein wenig die Flügel an, um größer zu wirken.
Der weiße Drache ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken und hob auch sein linkes Vorderbein aus dem Wasser.
Ohnezahn grummelte etwas, aber auch das schien sein Gegenüber wenig zu interessieren.
Hicks' Drache knurrte immer lauter, doch es kam weiterhin keine Reaktion.
Bis der Gigant sich komplett aus dem Wasser erhoben hatte und direkt vor dem Nachtschatten stand, der auf einmal ziemlich klein wirkte.
Es war schwer, den Ausdruck der hellen Augen zu deuten, aber die ganze Erscheinung dieses Drachen strahlte Autorität aus.
Aber nicht einfach irgendeine Autorität, sondern eine ganz besondere, eine, die dieses bestimmte Etwas hat.
Die Autorität eines Alphas.Wenn sich zwei Alphadrachen begegnen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: entweder hat jeder Alpha seinen Schwarm, um den er sich kümmert, und sie ziehen weiter ihre Wege, oder es kam zum Kampf, der erst endete, wenn einer der beiden aufgab oder starb.
In unserem Fall schien es sich eher weniger um die erste Option zu handeln.Der weiße Alpha richtete sich zu seiner vollen Größe auf, sah dann auf Ohnezahn hinunter und...
... verbeugte sich.
Ich schloss kurz meine Augen und öffnete sie wieder.
Nein, es handelte sich nicht um eine Einbildung. Der Gigant verbeugte sich wirklich vor dem schwarzen Drachen. Ohne, dass es vorher zum Kampf gekommen war.
Er überragte ihn zwar noch immer um einige Meter, aber er verbeugte sich.
Vor Ohnezahn.
Und damit tat er etwas, was garantiert noch kein Alpha vor ihm getan hatte.Der Nachtschatten war mindestens so überrascht wie alle anderen in der Höhle, einschließlich der Schneegeister.
Diese folgten nun dem Beispiel ihres Alphas und senkten ebenfalls den Kopf.Ich löste mich schließlich als Erste aus meiner Schockstarre, denn als ich den weißen Riesen genauer betrachtete, fielen mir die zwei großen (und eigentlich nicht zu übersehenden) Stellen an seinem Bauch auf. Sie waren rund und die Haut war dort stark vernarbt und geschwollen.
Allem Anschein nach Narben von einem früheren Kampf, den dieser Drache verloren hatte. Ich weiß nicht, was ihm diese Wunden zugefügt hatte, aber er musste großes Glück gehabt haben, jetzt noch zu leben.
Nur, was könnte ihn so verletzt haben?"
Wie automatisch wanderte mein Blick zu den Stoßzähnen des Drachen.
Und dann wieder zu den Narben.
Der Abstand käme ungefähr hin. Und die Größe der vernarbten Fläche...
Ich hielt kurz die Luft an.
Falls diese Verletzung von einem Drachen seiner Art kam, dann müsste dieser ihm weit über die Hälfte der Länge der Stoßzähne in den Bauch gerammt haben.
Das wiederum bedeutete, dass dieser Drache eigentlich nicht mehr leben könnte.
Und dass es noch mindestens einen anderen weißen Giganten geben musste.
Mir fielen die Worte der Drachenreiter von vorhin wieder ein.
Sie hatten schon einmal solche Drachen gesehen.Fischbein neben mir schien die Verletzungen auch entdeckt zu haben.
Er schnappte nach Luft und deutete aufgebracht in ihre Richtung.
„Leute... Leute... oh... guckt mal! Das...der...wir...er...Hicks..."
Für mich ergab sein Gestotter wenig Sinn, die Drachenreiter hingegen schienen nach wenigen Sekunden zu wissen, was er meinte.
Ihre Stimmung schlug schlagartig von Hab-Acht auf Erleichterung um.
Und ich verstand immer noch nicht, was los war.
Zum Glück war ich da nicht die Einzige.
<Ähm...?>
<Ich hab' keine Ahnung.>
Eine Art Quietschen ließ meinen Blick zu dem Nachtschatten schnellen, der anfing, aufgeregt vor dem sich noch immer verneigenden Giganten auf und ab zu springen.
Seine gesamte Alpha-Autorität war verschwunden, er glich eher einem überdrehten Katzenbaby.
Der weiße Drache richtete sich wieder auf und sah Ohnezahn dabei zu, wie er sich freute.
Ich glaubte, in seinen Augen ebenfalls etwas wie Freude, aber auch Belustigung zu erkennen.
Die Schneegeister hoben auch wieder ihre Köpfe, schienen allerdings genauso wenig zu verstehen wie ich.
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Sternenfluch - Auf den Spuren der Rätsel
Hayran Kurgu„Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, aber wir können beweisen, dass wir uns geändert haben, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben." „Das habe ich! Vertrau mir! Bitte..." „Auch ich habe aus meinen Fehlern gelernt, Wikinger." ~<>~<>~<>...