(18) Finde das Papier gespalten

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Moira

Ungefähr eine Stunde nach dem Gespräch mit Astrid ging die Sonne auf, was für uns landen bedeutete.
Nur war weit und breit keine Insel zu sehen.
„Ich schlaf gleich ein!", teilt Taffnuss uns mit.
„Ich schlafe vor dir ein!", fing Raffnuss gleich an zu streiten.
„Du kannst gar nicht vor mir einschlafen, Ich schlafe nämlich schon!"
„Aber deine Augen sind noch offen!"
„Aber mein Gehirn schläft schon seit zehn Minuten!"
„Mein Gehirn schläft schon seit zwei Stunden!"
Merkt man.
„Und meins seit fünf Tagen!"
Auf jeden Fall.
„Seit einem Jahr!"
„Seit zwei Jahren!"
„Drei Jahre!"
„Vier Jahre!"
„Fünf Jahre!"
„Seit... äh... sechs Jahren!"
„KÖNNTET IHR BITTE EURE KLAPPE HALTEN, IHR SCHRUMPFHIRNE?"
Ausnahmsweise stimmte ich Rotzbakke zu. Wir waren alle müde und das Gezanke der Zwillinge hob unsere Stimmung nicht gerade an.
„Boa ey, du bist vielleicht ne Spaßbremse.", beschwerte sich Raff und gab ihrem Bruder ein High-Five.
<Moira, sieh mal nach vorn...>, meldete sich Nachtblitz in meinem Kopf zu Wort.
Ich schaute in die besagte Richtung, konnte aber nicht mehr als einen verschwommenen dunklen Fleck auf dem Meer ausmachen.
<Äh...>
Nachtblitz hatte schon verstanden.
Ich spürte das bekannte Kribbeln in meinem Kopf und einen Augenblick später erkannte ich, dass der dunkle Fleck ein kleines Schiff war.
<Was meinst du, Händler oder Kopfgeldjäger?>, fragte ich sie rhetorisch.
<Händler hätten Waren auf ihrem Schiff, Fischer hätten Netze und Körbe, da aber weder das Eine noch das Andere vorhanden ist...>
<Dann flieg mal bitte kurz zu Hicks.>
Nachtblitz beschleunigte und kurz darauf waren wir auf einer Höhe mit dem einbeinigen Wikinger.
„Hicks, ich bin gleich wieder da, muss nur noch schnell etwas erledigen."
Er sah mich verblüfft an.
„Was denn?"
„Das kann dir egal sein, freu dich lieber, dass ich dir überhaupt Bescheid gesagt habe."
Dann ließ Nachtblitz den Nachtschatten hinter sich und flog auf das kleine Schiff zu.

<Bereit?>
<Meinst du das ernst?>
<Ok, war eine dumme Frage.>
<Los jetzt!>
<Ist ja schon gut!>
Ich setzte meine Maske auf und ließ mich von Nachtblitz' Rücken fallen.
Sie tarnte sich und war dann nur noch als kleiner flimmernder Fleck auszumachen, aber wenn man nicht genau hinsah, war sie praktisch unsichtbar.
Ich spannte meinen Rücken an und landete leise auf dem Deck des Schiffes. Es hatte jahrelang gedauert, bis ich nur mithilfe meiner Rückenmuskulatur die künstlichen Flügel steuern konnte, aber es hatte sich gelohnt.
Da es kurz nach Sonnenaufgang war, schlief die Besatzung des Schiffes vermutlich noch. Bis auf einen, der das Schiff über Nacht steuern musste.
Wahrscheinlich würde ich denjenigen unter Deck finden, also machte ich mich auf den Weg.
Ich hatte recht; gerade als ich die Treppe runterstieg, kam mir ein Wikinger entgegen. Er öffnete den Mund ,um etwas zu sagen, aber ich war schneller und er sackte mit einem Betäubungspfeil im Arm zusammen. Ich ging an ihm vorbei, nahm den Pfeil wieder an mich und machte mich auf die Suche nach der restlichen Besatzung. Wenig später hatte ich sie alle gefunden und betäubt. Das Schneller-Stachel-Gift sollte wenigstens ein paar Stunden lang wirken.
Das einzige Problem an der Sache mit den Betäubungspfeilen war, dass sie mir langsam zur Neige gingen. Neue Pfeile zu schnitzen war nicht so schwer, aber ich brauchte auch das Betäubungsmittel...
Naja, im Moment waren andere Sachen wichtig.

Ich fand an Deck ein Seil und schlang es um die Galionsfigur, dann warf ich das andere Ende in die Luft, wo Nachtblitz es auffing.
<Ich bringe sie zum Halsbrechersumpf, in Ordnung?>
Ich nickte nur und wusste, dass Nachtblitz das gesehen hatte.
Das Schiff setzte sich in Bewegung und wurde immer schneller.
Ich kletterte den Mast hoch und nutzte den Wind, um abzuheben.
Während Nachtblitz das Schiff und die Wikinger wegbrachte, flog ich zu den Drachenreitern zurück.

Hicks sagte nur ein Wort, als ich wieder da war.
„Kopfgeldjäger?"
„Jep."
„Interessante Methode."
„Hm."
Dann fiel mir etwas ein.
„Hast du eine Karte von dem Ort, an dem wir sind?"
Hicks sah mich fragend an.
„Ja, aber warum?"
„Gib mal her.", forderte ich ihn auf.
Widerwillig rechte er mir seine Karte.
Ich hatte richtig vermutet; wir waren ganz in der Nähe des Ortes, an den ich eigentlich fliegen wollte.
Und wenn ich mich nicht komplett irre, müssten wir bald eine Insel mit Schnellen Stacheln erreichen. Hicks' Karte zeigte diese Inseln zwar nicht mehr, aber da wir immer in die selbe Richtung flogen und ich noch ungefähr wusste, wo welche Insel lag, war das nicht weiter schlimm.
Ich wollte schon nach meiner Karte greifen und gucken, ob ich richtig lag, aber da fiel mir ein, dass die Tasche ,in der die Karte drin war, immer noch bei Nachtblitz war. Ich sollte echt mal anfangen, mein Zeug bei mir zu tragen. Zumindest das Wichtigste.
<Nachtblitz?>
<Ja?>
<Wo bist du jetzt ungefähr?>
<Irgendwo auf dem Meer.>
<Glaubst du, die Entfernung reicht?>
<Bestimmt.>
<Kannst du dann bitte zurück kommen?>
<Natürlich, bin in zwanzig Minuten da.>
„Kann ich meine Karte jetzt wiederhaben?", fragte Hicks leicht gereizt.
„Ja. Und ich weiß jetzt, wo wir schlafen können."
Ich spürte, wie alle ihre Ohren spitzten und ganz genau zuhörten.
„Hier in der Nähe gibt es eine Insel, aber wir sollten uns eine Höhle in einer Klippe suchen oder uns irgendwo niederlassen, wo es kaum Bäume gibt."
„Aber dann haben wir ja keine Deckung!", protestierte Rotzbakke.
Astrid murmelte was von „Verteidigung selbst bauen" und Fischbein machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Hmm... am besten keine Deckung... oder eine Höhle in der Klippenwand... was könnte dort wohl leben?"
„Ist doch glasklar,", spottete Taffnuss.
„da wohnt das lichtscheue Nebelmonster des Schreckens!"
Astrid, die schräg hinter mir flog, verdrehte die Augen, während Fischbein anfing, nervös an seinen Fingernägeln zu knabbern. „Fischbein glaubt Taffnuss doch nicht wirklich, oder?", fragte ich Hicks.
Dieser seufzte nur.

Kurz darauf tauchte die Insel auch schon am Horizont auf. Hoffentlich hören die Drachenreiter auf mich, denn Schnelle Stacheln bevorzugen schattige Plätze. Normalerweise meiden Sie die sonnige und wenig bewachsene Gebiete, denn dort können sie sich nicht so gut verstecken. Und genau das sollten wir ausnutzen, doch wenn ich das Hicks sagen würde, dann würden wir nach einer anderen Insel suchen.
Aber für den Kampf, der uns garantiert bevorstehen wird, brauche ich so viele Pfeile wie möglich.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt