(25) Die kalten Seelen

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Astrid

Diese Schlitterschuhe waren einfach nur klasse. Es machte unglaublich viel Spaß, so über das Eis zu fahren. Man kam damit wirklich sehr viel besser und schneller voran und so hatten wir nach wenigen Minuten schon ein gutes Stück Weg zurückgelegt. Das war an sich super, nur wurde es immer dunkler und unsere Drachen waren nicht ganz so schnell wie wir, da sie immer mal wieder ausrutschten.
Aber glücklicherweise hatten wir das restliche Holz mitgenommen, sodass wir es jetzt als Fackeln benutzen konnten.
Okay, ›wir‹ betraf eigentlich nur Hicks und mich. Die Anderen rutschten entweder zu oft aus oder würden damit irgendwelche Explosionen zustande bringen (ich nenne an dieser Stelle mal keine Namen) oder sie hielten die Karte, was Moiras Part war.

Und das war auch ganz gut so, denn hätte sie nicht ständig die Karte kontrolliert, hätte ich mit sehr viel Schwung in einer Felsmauer gebremst.
Gerade noch rechtzeitig rief sie „Anhalten!".
Sofort versuchten alle zu bremsen, wobei einige ihren Po mit zur Hilfe nahmen.
Nur ein gewisser Jorgenson musste trotzdem Bekanntschaft mit der Wand machen.
Kloooooooonnnnnng!
„Wow, Rotzbakke, ich habe ja schon immer vermutet, dass dein Oberstübchen etwas leer ist, aber so ein Hohlkopf..."
„So hohl war nichtmal unser Onkel Stunnuss!"
„Und der war schon echt hohl, das kannst du mir glauben!"
Rotzbakkes Gesicht lief rot an.
„Ihr Hohlnüsse, das war nicht mein Kopf, sondern diese dämliche Wand!"
„Da wäre ich mir an deiner Stelle aber nicht so si-"
Klooonnng!
Fischbein hatte mit der Faust gegen die Wand geschlagen.
„Leute, die Wand ist wirklich hohl."
Mit großen Augen drehte er sich zu uns um.
Rotzbakke grummelte etwas, das sich stark nach „Sag ich doch!" anhörte.
„Und was machen wir jetzt?"
„Wie meinst du das, Astrid?", fragte Moira.
„Na, laufen wir weiter oder gucken wir, was hinter dieser Wand ist?"
„Wir müssen gucken, was hinter der Wand ist, denn sie versperrt uns den Weg.", stellte sie nüchtern fest.
„Echt?"
„Jap.", meldete sich Hicks zu Wort.
„Ich bin gerade an ihr entlanggelaufen. Wir müssen hier irgendwie durch."
Rotzbakke schnaubte.
„In diesem schlauen Rätsel stand aber nichts von hohlen Wänden."
Was war nur mit dem los?
Ich meine, bockig, anstrengend und überheblich hoch drei war er schon immer gewesen, aber seit kurzem benahm er sich noch komischer.
„Dürfen wir sie in die Luft sprengen?"
„Biiiiiitteeeeeee"
Raff und Taff sahen Hicks flehend an. Dieser sah hilfesuchend zu mir, woraufhin die Zwillinge sich vor mir hinknieten.
„Oh bittebittebitte, liebe Astrid!"
Sie sahen mich bettelnd an. Etwas verwirrt und überfordert blickte ich mich um.
„Ähm..."
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Moira sich bewegte.
„Ich..."
Sie schüttelte so schnell den Kopf, dass ihr Zopf Rotzbakkes Gesicht nur knapp verfehlte und fuhr mit ihrer Hand fast genauso schnell vor ihrem Hals hin und her.
„Nein."
Die Zwillinge fielen sich in die Arme und fingen an, imaginäre Tränen zu weinen.
„Diese Welt ist so unfair!"
„Nie dürfen wir Spaß haben!"
Ich konnte mich gerade noch so davon abhalten, mir meine Hand ins Gesicht zu schlagen, Hicks dagegen nicht.
„Nicht mal eine ganz kleine Explosion?"
Taff sah mit großen Augen zu Moira. Die schien ihn entweder nicht zu bemerken oder zu ignorieren. Ich tippte eher auf letzteres. Im Licht der Fackeln konnte ich allerdings erkennen, dass ihre Augen schon wieder eine dunkle Färbung hatten.
Manchmal würde ich gerne ihre Gespräche mit Nachtblitz hören können...
An ihrer Stelle antwortete also Fischbein den Zwillingen: „Dann würde das Eis zum Teil schmelzen, vielleicht würde der Tunnel einstürzen oder wir würden irgendwelche Drachen wecken. Und außerdem; Fleischklöpschen mag keinen Lärm."
„Pff... dann eben nicht." Beleidigt stand Raff auf und stolzierte genau zweieinhalb Schritte weit, wo sie uns den Rücken zudrehte und schmollte.
Hicks schüttelte den Kopf und ging die Wand, die unseren Weg versperrte, nochmals entlang.
„Es muss hier doch irgendwo einen Schalter oder so geben..."
Fischbein schloss sich ihm an.
Ich ging zu Moira, die inzwischen schon wieder ihre natürliche Augenfarbe hatte und die Karte studierte.
„Wo sind wir jetzt ungefähr?"
„Hier."
Sie deutete auf eine Stelle der Karte, wo sich ein hauchdünner Strich quer durch den Tunnel zog.
„Dann ist das da die Wand?"
Ich deutete auf den Strich.
„Jep. Und wir haben schon ungefähr drei viertel der Strecke zurückgelegt."
„Du klingst nicht gerade begeistert."
„Doch, aber mir war es bisher zu... ruhig. Auf der Karte steht etwas von kalten Seelen, die etwas bewachen. Also muss noch irgendwas kommen..."
„Und du denkst, es befindet sich hinter der Wand."
Sie nickte.
„Dann sollten wir vorsichtig sein... Ich sage Hicks bescheid."
Und in genau diesem Moment knarrte es laut und der Boden sowie die Wände begannen zu vibrieren.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt