(38) Vorschläge und Diebe

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Astrid

„Schön, dass ihr zwei Turteltauben auch endlich wieder da seid.", begrüßte uns Rotzbakke.
Ausnahmsweise verpasste ich ihm dafür keine Backpfeife, sondern befestigte augenverdrehend meine Tascohen an Sturmpfeils Sattel.
„Wo wart ihr überhaupt?" Moira musterte uns mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Hätten eure Drachen sich nicht entspannt um den Fisch gestritten, hätten wir uns auf die Suche nach euch gemacht."
Ich öffnete meinen Mund, um zu sagen, dass wir trainiert hatten, schloss ihn dann aber wieder.
Seit wann scherzte Moira?
„Wir konnten nicht mehr schlafen und sind dann trainieren gegangen."
Auch Hicks hatte seine Sachen an Ohnezahns Sattel befestigt und war sogar schon aufgestiegen.
„Also, Moira, wie geht's dir?"
Die gefragte Person reagierte erst nach etwa zehn Sekunden.
„Oh... Ach ja- Gut. Den Flug halte ich durch."
„Fischbein?"
„Vielleicht sollten wir ab und zu ein paar Pausen machen, aber ansonsten sollte sie durchhalten. Das Heilmittel hat erstaunlich schnell gewirkt."
„Ich halte das auch ohne Pausen durch!"
„Haben wir gestern ja gemerkt."
Moira schnaubte kurz, stieg dann aber ohne Widerrede auf Nachtblitz' Rücken.

„Moira, kommst du?"
Ein bisschen ungeduldig sah Raff zu unserer Verbündeten, die noch keine Anstalten gemacht hatte, abzuheben.
„Ich... äh... Ja..."
„Sollen wir diese Nacht vielleicht doch noch hierbleiben?"
Während Raffnuss' Ungeduld fast greifbar war, blieb mein Verlobter ruhig.
Alles andere wäre auch ziemlich unverständlich gewesen. Es war überhaupt schon fast ein Wunder, dass es Moira jetzt wieder so gut ging, wenn man bedachte, dass sie erst vor wenigen Stunden nicht die Kraft gehabt hatte, aufzustehen.
Aber sie würde nie zugeben, dass sie eine etwas längere Pause brauchte. Genau wie ich, wie man ehrlicher Weise hinzufügen muss.
Also atmete sie einmal tief durch, schloss kurz die Augen und gab Nachtblitz das Kommando zum Abheben.
„Nein, wir bleiben nicht noch eine Nacht hier. Wir müssen schließlich schneller sein als Sungird."
Ihre Körperhaltung widersprach ihren Worten, als sie uns erreichte.
Ziemlich wackelig saß sie auf ihrem Drachen, als würde sie jeden Augenblick herunterfallen. Nachtblitz' unsicherer Flugstyl war ihr da keine besonders große Hilfe.
„Es bringt uns nichts, wenn du während des Fluges vom Drachen kippst."
„Ich weiß ja nicht, wie du fliegst, aber man sollte nach jahrelangem Drachenreiten schon in der Lage sein, sich für einige Stunden im Sattel zu halten.", wies sie Rotzbakkes Zweifel zurück.

Sie hielt sich tatsächlich besser, als ich gedacht hatte. Das lag allerdings weniger daran, dass sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, als an ihrem Klammergriff am Sattel.
Es wirkte fast so, als hätte sie -wenn überhaupt schon mal- das letzte Mal vor Jahren einen Drachen geritten.
Passend dazu flog ihre Freundin so wie ein Jungdrache, der erst vor kurzem seine Flugfähigkeit entdeckt hatte.
Als ich sie jedoch darauf ansprach, behauptete sie, dass man dies wohl auf die Nachwirkungen des blauen Oleanders schieben könnte.
„Dann haben ihre Schuppen also doch nicht alles abgehalten.", schlussfolgerte Taffnuss.
„Anscheinend nicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, in zwei bis drei Tagen sollte sie wieder ganz die Alte sein."
„Wir sollten ihr sicherheitshalber auch etwas von dem Gegenmittel geben. Nicht, dass es doch noch so endet wie bei dir."
„Nein! Alles, aber nicht das!"
Fischbein zuckte erschrocken zurück, als Moira ihn so anschrie.
„Ähm, ich meine: Lieber nicht. Die Symptome sind sehr schwach und wenn wir ihr jetzt das Gegenmittel geben, würden wir sie damit eher vergiften als ihr zu helfen. Das... hatten wir schonmal. Und eine Vergiftung mit Glutkesselgift ist mindestens genauso unschön wie blauer Oleander."
Es entstand eine kurze Pause, während der niemand etwas sagte.
Schließlich unterbrach Rotzbakke das allgemeine Schweigen: „Das klingt logisch."
Ich könnte schwören, dass Moira erleichtert aufatmete.
Aber anscheinend bekam das nur ich mit.

Nach dieser kurzen Unterhaltung sagte Moira nichts mehr. Vielleicht unterhielt sie sich mit Nachtblitz, oder sie hing einfach ihren Gedanken nach. Es war zu dunkel, um ihre Augenfarbe zu erkennen, also konnte ich nur raten.
Dennoch war es bei weitem einfacher, die Tätigkeit der Schwarzen Kriegerin zu erraten, als den Sinn des Rätsels.
Ich hatte schon nach den ersten dreißig Minuten unseres Fluges aufgehört, nach Logik hinter den Worten zu suchen, aber Fischbein und Hicks bewiesen deutlich mehr Durchhaltevermögen als ich.
Gerade diskutierten sie darüber, ob es sinnvoll wäre, den Kurs zu ändern, einigten sich dann jedoch ziemlich bald darauf, dass das Schwachsinn war.
„Am einfachsten wäre es, wenn wir ein paar von Sungirds Drachenjägern suchen, ihnen das Rätsel geben und sie dann ganz in Ruhe verfolgen."
„Ja, warum machen wir es nicht einfach mal umgekehrt? Sonst machen wir doch immer die Arbeit und die fahren uns einfach hinterher."
„Erinnerst du dich noch an das letzte Mal, als du und Raff euch als Drachenjäger ausgegeben habt? Falls ihr es vergessen habt; wir sind damals beinahe draufgegangen!"
„Beinahe. Und außerdem haben wir diesmal Unterstützung."
Taff nickte Richtung Moira, die halb von Nachtblitz fiel, als diese ein bisschen kräftiger mit den Flügeln schlug.
Hicks warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
„Noch haben wir einen Vorsprung. Wenn wir den Drachenjägern das Rätsel geben, wird dieser Vorsprung verschwinden und es läuft garantiert auf einen Kampf hinaus."
„Hmm... Und wenn wir uns als Drachenjäger verkleiden und die richtigen Drachenjäger unauffällig nach dem Weg fragen?"
„Der Plan ist genauso dämlich wie du.", warf Rotzbakke ein.
Unnötig, zu erwähnen, dass daraufhin eine laute Diskussion der Thorstons mit dem Jorgenson folgte.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt