(37) Training

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Astrid

Holz splitterte, als meine Axt zum wiederholten Mal die Mitte der Zielscheibe traf.
Mit wenigen Schritten hatte ich meine Waffe erreicht, sie wieder an mich genommen und gleich darauf gegen den nächsten Baum geschleudert.

Es tat unbeschreiblich gut, wieder zu trainieren. Und ich musste dringend meinen Frust abbauen.
Natürlich hatte es nicht gereicht, fast gefangen genommen zu werden.
Nein, die Person, die uns letztendlich aus der Klemme geholfen hatte, musste auch noch beinahe sterben.
Und natürlich verschwand sie, bevor das Gegenmittel fertig war.
Wieder hörte ich das überhebliche Lachen des Drachenjägers, als würde er sich über mich lustig machen.
Eines stand fest; dem würde ich noch zeigen, was es hieß, sich mit Astrid Hofferson anzulegen. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann würden wir ihn wohl oder übel wiedersehen. Und dann würde nicht ich die Unterlegene sein.
Ich legte etwas zu viel Kraft in den nächsten Wurf und meine provisorische Zielscheibe zerbrach krachend.

Ich hielt kaum meine Axt wieder in der Hand, da raschelte es hinter mir.
Dank meiner jahrelang trainierten Reflexe hatte ein äußerst überraschter Hicks keine Sekunde später eine Klinge an seinem Hals.
„A-Astrid, ich bin's."
„Oh."
Ich nahm meine Waffe runter und auch er ließ seine Hände sinken.
„Entschuldigung. Ich..."
„Schon gut. Ist ja nichts weiter passiert.
Alsoo... du trainierst?"
Er entdeckte die gespaltene Zielscheibe und zog eine Augenbraue hoch.
„Ich bin gerade fertig geworden."
„Schade."
„Schade? Soll das etwa eine Herausforderung sein?"
Prüfend sah ich ihn an.
Er trug die Lederrüstung, die er sich auf der Drachenklippe gemacht hatte. Ich wusste, dass er auch die Rüstung vom Kampf gegen Drago eingepackt hatte, schließlich trug er sie meistens während unserer nächtlichen Flüge.
Wie üblich war ein Dolch an seinem Oberarm befestigt und sein Feuerschwert sowie einige Zippergaspatronen an seinem Bein.
Die Arme hingen locker herunter, doch sein Gewicht hatte er so verlagert, dass er jederzeit vorspringen oder zurückweichen konnte. Außerdem baumelte seine Hand rein zufällig ziemlich nah am Feuerschwert.
„Würdest du sie denn annehmen?", bekam ich sogleich schelmisch grinsend die Gegenfrage.
„Aber denk daran; du wolltest es so!"
Damit schnellte meine Axt zum zweiten Mal am heutigen Tag auf ihn zu.

Er blockte den Schlag ab, doch ich hatte schon längst zum nächsten ausgeholt.
Hicks blockte wieder ab, war diesmal aber schneller als ich und so musste ich nun seine Schläge abwehren.
Gleich beim nächsten Angriff unterschätzte er allerdings die Reichweite meiner Axt.
Funkensprühend traf Metall auf Metall.
Sein Schwert und meine Axt verhakten sich ineinander und jeder versuchte, den Anderen zurückzudrängen.
Eine Weile standen wir uns so gegenüber, den Blick starr auf unsere Augen gerichtet.
Dann bekam ich eine Idee und sah kurz auf unsere Füße.
Ja, das könnte klappen.
Ich richtete meinen Blick wieder auf Hicks' Augen.
Dieser zog jetzt fragend eine Augenbraue, woraufhin ich lächelte.
Auch Hicks schaute jetzt kurz auf den Boden und ich sah Erkenntnis in seinem Blick auftauchen. Bevor er jedoch noch irgendetwas tun konnte, warf ich mich zur Seite, ließ gleichzeitig meine Axt los und rollte mich ab.
Unser Anführer hatte nicht genug Zeit, um sein Gleichgewicht zu finden und landete weniger elegant auf dem Boden.
Während er einige Grashalme ausspuckte, griff ich mir unsere Waffen und richtete sie auf ihn.
„Besiegt."
„Da bin ich mir nicht so sich-"
Kurzerhand stellte ich meinen Fuß auf seinen Rücken.
„Besiegt."
„Okay, du hast gewonnen."
Ich spürte noch, wie irgendwas meinen Knöchel umklammerte, dann landete ich neben Hicks auf dem Boden. Das Schwert und die Axt flogen dabei mehrere Meter von mir weg.

Was zum...? Wie bin ich denn jetzt hier gelandet?
Hicks brach in haltloses Lachen aus und ließ meinen Fuß los.
„Hör auf zu lachen! Das ist unfair gewesen!"
Aber er lachte nur noch lauter.
„Hicks! Das Duell war schon vorbei!"
Obwohl ich wirklich ein bisschen sauer war, sein Lachen war einfach ansteckend.
„Hör endlich auf zu lachen! Das ist nicht witzig!"
„Du hättest dein Gesicht sehen sollen!", prustete Hicks, „Wie Mehltau, als Vater sagte, die Drachen würden auf Berk bleiben dürfen!"
Na warte. Das bekommst du zurück.
„Hast du mich gerade wirklich mit Mehltau verglichen? Oder habe ich mich verhört?"
Anstelle einer Antwort verschluckte sich Hicks an seinem Lachen.
„Schön, wie du willst..."
„Hey! Astrid! Gib mir mein Bein zurück!"
„Hol's Dir doch!"
Ich streckte ihm lachend die Zunge raus.
„Ohnezahn! Ich hab hier was für di-"
Der Drache kam hinter mir aus dem Gebüsch geschossen und schaffte es nicht mehr, rechtzeitig zu bremsen.
Zusammen krachten wir auf den Boden.
Hicks, der da ja noch immer saß, schnappte sich seine Prothese und befestigte sie wieder.
Das brachte ihm ein beleidigtes Knurren von Ohnezahn ein.
„Tut mir leid Kumpel, aber das brauche ich gerade leider selbst."
Schmollend und mit dem bettelndsten Blick, den er aufsetzten konnte, ließ sich der Nachtschatten auf seinen Reiter plumpsen.
„Uff. Ohnezahn, weißt du eigentlich, wie viel du wiegst?
Uääähh! Hör auf damit! Die Flecken gehen nie wieder raus!"
Ohnezahn dachte nichtmal daran, sondern verzierte Hicks weiterhin mit Sabberfäden.
„Urgh..."
Jetzt war es an mir, loszulachen.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt