(21) Drachenkarten

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Das Wesen drehte sich um und rannte in den Wald hinein, wo es bald gänzlich im Schatten verschwand.
Im Licht der untergehenden Sonne sah man nur ganz kurz seinen blau-grünen Körper und den langen Stachel am Ende seines muskulösen Schwanzes.

Moira sah sich die Listen in ihrer Hand nochmal genau an.
<Also... es sind etwa zehn Drachen dort gefangen. Das Gelände ist nicht sonderlich groß, man braucht ungefähr eine Stunde, um es zu Fuß zu umrunden. Es laufen immer drei Patrouillen aus zwei Menschen gleichzeitig, jeweils immer zweimal um das Gelände herum. Dann werden sie von Anderen abgelöst. Wenn also die eine Patrouille an uns vorbei ist, kommt nach zwanzig Minuten die nächste.>
<Und wie ist das restliche Gelände bewacht?>
<Drei Wachleute sind bei den Drachen, zwischen den Zelten der anderen Drachenjäger laufen fünf herum und das Hauptzelt sowie die Arena werden von jeweils zwei Leuten bewacht. Ach, und das Vorratslager wird auch von drei Drachenjägern bewacht, das heißt, insgesamt laufen einundzwanzig Wachen herum.>
<Ganz schön viel für so eine kleine Basis.>
<Und trotzdem können sie uns nicht aufhalten.>
<Wie willst du das nachher eigentlich Hicks erklären?>
Moira zuckte mit den Schultern.
<Gar nicht. Und schau mal, da vorn ist unser Ziel!>
Sie setzte sich ihre Maske auf und Nachtblitz wurde schneller.
Die Beiden hatten nicht gedacht, dass sie diese Aktion doch noch durchführen konnten. Eigentlich war genau das ihr Ziel gewesen, aber dann hatten sie Berk erreicht und waren auf etwas sehr viel Spannenderes gestoßen.
Aber der Zufall hatte anscheinend gewollt, dass sie doch hier ankamen.

Bei den Drachenreitern:

Astrid hatte es tatsächlich geschafft, die Situation halbwegs in den Griff zu bekommen. Nachdem sich alle wieder beruhigt (und Astrids Standpauke überlebt) hatten, wollte Hicks wieder über die Drachenjäger sprechen.
„Rotzbakke, Fischbein und Astrid fliegen zu dieser Insel und versuchen möglichst viel herauszufinden. Raff, Taff, Moira und ich planen währenddessen unsere neue Flug-"
„Hicks, ich glaube, du hast da etwas übersehen."
„Und was, Astrid?"
„Wir haben keine Karte, die diese Inseln hier zeigt. Aber das weitaus größere Problem ist, dass Moira nicht mehr da ist."
„Genau, die hat bestimmt deine ganzen Pläne satt und greift die Drachenjäger auf eigene Faust an.", meinte Raffnuss.
„Das kann doch nicht wahr sein!"
Hicks sah genervt in den Himmel, wo schon die ersten Sterne zu sehen waren.
„Wir müssen sie suchen!"
Astrid legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Hicks, das ist Moira. Die kann schon ganz gut auf sich selbst aufpassen. Wir sollten einfach warten, bis sie zurück kommt."
„Sie kommt zurück?!", fragte Rotzbakke ungläubig nach.
„Warum denn das? Ich dachte, wir sind sie jetzt endlich los und haben ab sofort auch keine Probleme mehr mit Drachenjägern!"
„Was hat du denn bitte für ein Problem? Hat sie dir irgendwas getan?"
„Wegen ihr sind wir jetzt unterwegs und vermutlich in Lebensgefahr!"
„Oh, hast du jetzt etwa Angst?"
„Hey! Es reicht jetzt! Rotzbakke, Astrid, das ist nicht der richtige Moment dafür!"
„Ähm, Hicks..."
„Nicht jetzt, Fischbein."
„Aber..."
„Fischbein, bitte!"
Der blonde Wikinger sagte daraufhin nichts mehr und beobachtete nur unbehaglich die Wesen, die sich im Schatten der Bäume verbargen und anfingen, die Gruppe zu umkreisen.

Bei Moira:

Es war zu einfach.
Die Patrouille hatte den Schatten, der in einigen Metern Abstand landete, nicht bemerkt und lief johlend den vorgeschriebenen Weg entlang. Die Wachen zwischen den Zelten waren sehr leicht zu verwirren und die zwei Wachleute bei den Drachenkäfigen stellten auch kein Problem dar.

Moment. 2? Müssten es nicht eigentlich 3 sein?

Moira stutzte. Dann hörte sie von links hinter sich ein leises Knirschen. Sofort sprang sie zur Seite.
Und das keine Sekunde zu früh; der Pfeil verfehlte sie nur um Haaresbreite.
Sie drehte sich um und sah mindestens fünf Drachenjäger auf sich zukommen. Der, der am dichtesten an ihr dran stand, hatte schon den nächsten Pfeil in seine Armbrust eingelegt.

Sternenfluch - Auf den Spuren der RätselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt