19. Kapitel

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(A/N: Trigger Warning:
-Gespräch über Depressionen)

Es war nach Mitternacht.

Duke schlief vor meinem Bett und Rebecca und ich räumten das Geschirr und den Rest weg.

Ich wie auch sie wussten noch was ich davor gesagt hatte.

"Wir reden später darüber." war das was ich sagte.

Bis jetzt hatte ich allerdings noch nicht den Mut gefunden etwas zu sagen, auch wenn ich wirklich darüber reden wollte. Nicht nur damit ich mich leichter fühlte, auch damit sie mich eventuell besser verstehen würde.

Ich hatte das Gefühl, niemand außer Ashton konnte wirklich nachvollziehen wie es mir ging.

Natürlich konnte Ashton dies auch nicht eins zu eins, doch wie auch ich war er auch schon in einer dieser depressiven Phasen, aus denen wir ihn holen mussten.

Er sagte mir eines Tages, er wünschte er hätte mit mehr Leuten, mit mehr Freunden darüber geredet.

Er würde es bereuen.

Ich nahm dies als Rat, es anders zu machen. Doch ich wusste einfach nicht, wie ich beginnen sollte.

"Wie fühlt es sich an depressiv zu sein?" fragte ich Rebecca plötzlich.

Sie überlegte kurz und hinterfragte gar nicht meine plötzliche Frage.

"Man ist extrem traurig, schätze ich. Ich weiß es nicht, Calum."

"Und dass ist das Problem, Beccy. Du willst mich doch verstehen, oder?"

Sie nickte sofort und setzte sich auf die Couch neben mich. Sie stellte die Sachen welche sie gerade in die Küche bringen wollte weg.

"Es fühlt sich nicht wie Traurigkeit an.
Stellt dir vor, du bist alleine in einem dunklen Raum, kalt, ängstlich, voller Gefahren. Du bist müde, kannst aber nicht schlafen. Du darfst nicht schlafen."

"Das klingt grausam." sagte sie.

"Und jetzt stell dir vor, du bist in einem zu hellen Raum, heiß, nervös, voller Menschen, die dich kritisieren. Und jetzt stell dir vor du kannst schlafen, und möchtest nie wieder aufwachen. Das ist wie es sich anfühlt."

Sie sah mich nur sprachlos an. Ich wusste sie hatte keine Ahnung, und hatte zuvor auch nie mit Depressionen Erfahrung gemacht, sei es an sich selbst oder an Bekannten.

"Du bist im einem Moment total glücklich, und von einer Sekunden auf die andere fühlst du dich wie in dem dunklen Raum eingesperrt.
Du hast zukunftsängste und keinen Plan, wie du den nächsten Tag schaffen sollst. Ich könnte noch mehr Beispiele bringen, und noch viel mehr darüber reden, doch dann würde es entweder zu lange gehen, oder ich würde zusammenbrechen."

Ich hatte noch nie, wirklich noch nie, so offen, und so viel über dieses Thema geredet. Mit niemanden. Und Ashton hatte recht. Ich fühlte mich irgendwie erleichtert. Sie konnte es immer noch nicht nachvollziehen, wie ich mich fühlte, aber das wollte ich auch gar nicht. Sie sollte nur verstehen.

"Und nicht jeder fühlt sich gleich damit. Es ist bei jedem anders."

"Calum? Hast du dich so heute morgen gefühlt?" wollte sie wissen.

Langsam nickte ich.

"Calum, ich bin hier. Dein Licht, die Wärme, ich werde dich beschützen, ich werde dich zum Schlafen bringen, so das du am nächsten Tag aufwachst." Sie nahm meine Hand.

Sie zitterte am ganzen Leib.
Ihre Augen glitzerten.

"Aber versprich mir eins." sagte sie mit geschlossenen Augen.

Wieder nickte ich, was sie nicht sehen konnte, doch sie spürte, dass ich es tat.

"Verlass mich nicht. Nur so kann ich dir helfen."

Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises gebrochenes, flüstern.

Disconnected // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt