25. Kapitel

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Rebeccas Sicht

Ich konnte nicht schlafen. Nicht bei mir, nicht bei Calum. Trotzdem blieb ich bei ihm in der Wohnung. Hier fühlte ich mich wohler und ich wusste, dass er nichts dagegen hatten.

Mitten in der Nacht hätte ich nicht damit gerechnet, dass noch jemand klingeln würde und mir blieb kurz das Herz stehen.

Ich ging an die Tür, sah aber erst in in den Spion. Dort erkannte ich bei dem schlechten Licht nicht viel, dennoch sah ich blonde lockige Haare. Ich wusste wer es war. Wer sollte es auch sonst sein? Es war unwahrscheinlich, dass ein Mörder an der Tür klingelte.

Ich schloss die Tür auf, drückte die Türklinke runter und sah Luke vor mir.

"Hey." sagte er so schüchtern wie beim ersten Mal.

"Hey." Mit einer Handgestik bat ich ihn herein, was er auch dankend annahm.

"Was machst du hier?" fragte ich ihn als wir beide ratlos im Flur standen.

Luke und ich waren zwar befreundet, doch ich hatte nie das Gefühl wie bei Ashton, der mir schon fast wie ein Bruder war. Wir hatten auch sonst nie viel geredet, was ich eigentlich echt schade fand. Ich glaubte, es war einfach nur seine Schüchternheit, die er ablegen musste, so wie Calum. Umso mehr überraschte mich sein Erscheinen.

"Ich ehm... Ich weiß, dass ist echt komisch nur ich wollte sehen ob es dir gut geht."

Der Junge vor mir wurde rot.

"Also, ich schätze es geht dir nicht gut, sonst würdest du nicht wach sein, oder hab ich dich etwa geweckt?"

"Nein, schon gut. Ich kann nicht schlafen. Vielleicht wollen wir uns setzten?"

Er nickte und wir gingen in Calums Wohnzimmer. Es war irgendwie komisch ohne ihn hier. Diesen Gedanke hatte auch Luke.

"Es ist echt ungewohnt hier zu sein, ohne ihn." Er setzte sich und ich schenkte ihm etwas in ein Glas ein. Er nahm sofort einen Schluck bevor er fortfuhr.

"Ashton hatte dich gefragt ob du alleine klar kommst und uns allen drei war bewusst, dass wir dich nicht alleine lassen sollte und trotzdem hatten wir das getan. Da dachte ich, vielleicht sollte wenigstens einer von uns mal nach dir sehen. Und, hier bin ich."

Ein breites Grinsen bildete sich über meine Lippen. Ich hätte ehrlich gesagt nie damit gedacht. Klar war Luke sehr sehr nett, trotzdem war sein Besuch sehr überraschend.

"Danke Luke. Ich weiß das sehr zu schätzen. Mir geht es soweit gut nur... Ich hab einfach das Gefühl, Calum sei ein Rätsel, welches ich lösen muss. Und es hält mich wach. Ich weiß nicht was ich tun soll."

"Hat Calum ein Tagebuch oder so? Vielleicht erfahren wir so etwas über ihn und wissen was in ihm vorgeht. Dann können wir ihm einfacher helfen." schlug er vor.

Ich wusste nicht was ich darüber denken sollte. Ich hatte schon einige Briefe gelesen und davon fühlte ich mich schlecht.

Andererseits hatte Luke recht. Wir wollen ihm helfen. Wir müssen ihm helfen! Und wenn wir verstanden, wie er sich fühlte, konnten wir ihm einfacher und besser helfen.

"Vielleicht hast du recht. Aber wenn Calum davon erfahren sollte, dann war das deine Idee. Ist ja auch nur die Wahrheit."

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"Die Briefe können doch nicht alles sein. Oder?"

Luke und ich saßen beide auf der Couch, unsere Haare zusammengebunden und mit viel Koffein im Körper versuchten wir herauszufinden, was in Calums Gedanken vor sich ging.

"Ich weiß nicht Rebecca. Calum war schon immer geheimnisvoll. Vermutlich schreibt er nicht alle seine Gedanken nieder oder, er hat gerade anders ein Buch, dass er aber mehr als nur gut versteckt hält."

Als Luke das sagte, fiel mir ein, dass er ihm das Lederbuch geschenkt hatte. Es war zusammen in der Kiste mit den Briefen und natürlich hatte ich mir nichts dabei gedacht.

Es lag die ganze Zeit auf dem Glastisch vor uns und wir hatten es nicht mal beachtet.

Ich nahm das dunkelbraune Buch zu mir und musste gar nicht lange suchen, da fand ich schon den ersten Eintrag.

"Das musst du lesen." Ich gab Luke das Buch, welches er sofort erkannte.

"Er fühlt sich leer." sagte Luke, nach dem er den ersten Satz gelesen hatte.

"Alles ist grau und trostlos, wow okay."

"Ich denke die ganze Zeit an Deobra, das ist nicht gut."

Ich wusste es. Deobra war wichtiger. Natürlich, er wollte sie heiraten, vermutlich eine Familie gründen. Ich konnte es ihm nicht verübeln.

"Der zweite Eintrag." Luke vor nach einer kurzen Pause fort. "Er war in der Apotheke und Tabletten geholt. Meinst du das sind die..."

Luke brauchte gar nicht weiter reden.

"wegen denen er nun im Krankenhaus ist. Ja." vervollständigte ich.

"Er braucht etwas was ihn betäubt von seinen Schmerzen. Das ist echt heftiger als ich dachte. Ich dachte er sei vollkommen über Deobra seit dem er dich hat."

Wieso dachten das alle? War ich echt die einzige die gesehen hatte, dass es ihm nicht gut ging?

"Luke das bringt alles nichts. Er braucht nicht mich, nicht dich oder Duke. Er braucht Deobra und daran wird sich nichts ändern und früher oder später werden wir ihn verlieren."

Ich hatte es wirklich satt den ganzen Tag Tränen zu vergießen und wieder und wieder es zu unterdrücken. Doch bevor ich mich dazu überhaupt entscheiden konnte, ob ich meine Gefühle zeigen sollte oder nicht, lenkte mich Luke ab und redete auf mich ein.

"Du willst es also zulassen, dass Calum sich irgendwann etwas antut und es akzeptieren? Nein, natürlich willst du das nicht, aber im Moment weißt du einfach nicht was du tun sollst und ich denke wir alle können nichts für ihn tun, weil er professionelle Hilfe benötigt. Dennoch braucht er dich, denn wir alle wissen, wie sehr er dich liebt."

Disconnected // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt