Kapitel 2

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Astoria hatte viel gedacht, aber nicht das er sich wirklich melden würde nach diesem Gespräch. Sie war sich dumm vorgekommen, als sie die Firma von Malfoy verlassen hatte. Wie ein dummes naives Kind. Eine Idiotin. Sie wusste nicht, was sie wirklich erwartete hatte, aber nichts davon stellte sie zufrieden. Was hatte sie geglaubt, dass er bestürzt ihr Angebot ablehnen würde und aus reiner Nächstenliebe half? Merlin verdammt, er war Draco Malfoy. Er war reich. Ihm gehörte halb England, zumindest munkelte man das. Er konnte schnippen und hundert Frauen warfen sich ihm vor die Füße. Sie hatte sich vorgenommen keine Gesellschaften mehr aufzusuchen, wo er auftauchen könnte und sich den Kopf zerbrochen, wie sie ihrem Vater helfen konnte. Bis zu dem Augenblick, als eine Eule eingetrudelt war. Eine Eule mit einer kurzen Nachricht von ihm. Ihre Finger hatten gezittert, als sie das Wachssiegel gebrochen hatte, um die Einladung zu lesen.

Nun Einladung war wohl das falsche Wort. Er wollte mit ihr über ihr Angebot sprechen, und zwar im Aureum Lilium. Einem magischen Sternerestaurant in der Innenstadt Londons. Ein Geheimtipp und vor allem über Wochen ausgebucht. Sollte sie sich darüber wundern, dass er es offensichtlich schaffte kurzfristig einen Tisch zu bekommen? Vermutlich nicht. Sie hatte gezögert. Hatte tatsächlich mit sich gerungen, ob sie wirklich bereit war das durchziehen. Einen Augenblick lang, bevor sie sich nach einem Cocktailkleid umgesehen hatte, was sie tragen konnte. Sie entschied sich für ein schlichtes schwarzes Kleid und tauchte pünktlich in dem Restaurant auf. Sie fragte nach Mr. Malfoy und wurde von einem Herren vorbei an den Speiseräumen geführt, die reichlich gefüllt waren, nur um in ein kleines Separee zu treten und festzustellen, dass außer Draco Malfoy niemand hier war. Er besetzte einen Tisch in dem mittelgroßen Raum, der reichlich elegant ausgestattet war. Er stand auf, als sie eintrat.
„Miss Greengrass.", begrüßte er sie und der Ober rückte den Stuhl weg, damit sie sich ihm gegenüber setzten konnte.

War sie irre? Vielleicht.
„Darf ich schon etwas zum Trinken bringen, Sir?", fragte der Ältere freundlich nach und Malfoy sagte gelassen.
„San Leonardo Rosso bitte für uns beide." Der Mann verbeugte sich leicht und ging. Astoria sah ihm kurz nach. Sie hörte die Menschen in dem Nebenraum miteinander reden. Warum waren sie nicht dort drinnen? Statt hier alleine, wo es so verdammt ruhig war. „Ich hoffe, Rotwein ist in Ordnung?", warf er plötzlich ein und sie sah ihn wieder an.
Ihre braunen Augen trafen seine grauen, die so kalt heute gewirkt hatten. Kalt und gefährlich. Sie nickte kaum sichtbar.
„Sicher. Vollkommen in Ordnung. Ich bevorzuge zwar normalerweise bei Rotweinen etwas fruchtig und weiches, statt samtig und üppig. Aber der San Leonardo Rosso hat eine interessante Note von Vanille und wilden Beeren."
Er wirkte amüsiert. „Weinliebhaberin?"
„Wohl eher nicht. Aber mein Vater."
Er hatte ihr beigebracht, wie man einen guten Wein von einem ausgezeichneten Wein unterschied.

Sie sah sich um. „Ich bin beeindruckt. Wie haben Sie so schnell einen Tisch hier bekommen für heute?"
Und dann noch in einem Separee.
„Das war leichter, als man denkt." War das so? „Mir gehört das Restaurant." Natürlich tat es das. „Wir sollten vielleicht, in Anbetracht unseres Geschäfts,", begann er gelassen zu reden. „uns beim Vornamen nennen und uns Duzen."
Sollten sie das? Benötigten sie das, war doch eher die Frage. Sie blieb äußerlich gelassen, obwohl ihr Herz bis zum Hals schlug.
„Gerne."
Sie sah wieder zur Seite, als der Ober kam mit dem Wein und ihnen beide einschenkte. Draco nickte ihm knapp zu und er verschwand wieder. Sie nahm ihr Glas erst, als er seines nahm und sie musste sich zusammenreißen, um es nicht einfach in einem Satz hinunterzukippen. Sie war nervös. Viel zu nervös. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Sie gab sich nie die Blöße vor anderen. Niemals.

„Wie alt bist du?", fragte er plötzlich und sie hielt mit ihrem Glas inne.
„Ist das wichtig?" Würde den es irgendetwas ändern? Er zog fragend seine Brauen nach oben. „Einundzwanzig. Noch.", fügte sie hinzu. Sie würde dieses Jahr noch zweiundzwanzig werden, auch wenn ihre Schwester immer meinte, dass dies unmöglich sein konnte. Sie stellte das Glas ab und setzte ein kühles Lächeln auf. „Du hast geschrieben, du möchtest über gewisse Bedingungen mit mir sprechen."
„Das ist korrekt."
„Bedeutet, du hast über mein Angebot nachgedacht?"
„Mehr oder weniger.", erwiderte er. Was bedeutete das? Was war das für eine Aussage? Mehr oder weniger? „Ich möchte dich nicht beleidigen.", fing er an und lehnte sich auf seinem Platz zurück. „Aber nur, weil es dein erstes Mal ist, entschädigt das nicht im geringsten für die Hilfe, die du erwartest."
Tat es nicht? War es nicht schon demütigend genug, dass sie sich praktisch verkaufte?

„Deshalb würde ich das Angebot gerne ausweiten.", fuhr er fort und Astoria runzelte die Stirn.
„Ausweiten? Inwiefern."
Er spielte mit seinem Glas und wirkte völlig entspannt, als er weitersprach.
„In meiner Position ist es äußert schwierig jemanden kennenzulernen für unverbindlichen Sex. Die meisten erhoffen sich die nächste Mrs. Malfoy zu werden oder versuchen andere Tricks um an mein Vermögen zu kommen."
Astoria erinnerte sich an den Skandal vor gut zwei Jahren. Als eine Frau behauptete, dass ihre Tochter das Kind von Draco Malfoy sei. Es war wochenlang die Klatschnachricht Nummer Eins. Ein Test hatte aber dann bewiesen, dass dies nicht der Fall gewesen war. Sie hatte nur versucht Gold aus der Sache zu schlagen.
„Ich nehme an, dass ich hier ins Spiel komme.", stellte sie fest und er nickte kaum sichtbar.
„Das habe ich mir vorgestellt, ja."

Sie versuchte diese Tatsache zu begreifen. „Das bedeutet, wir reden hier von einem längeren Zeitpunkt?"
Er nickte. Das gefiel ihr nicht. Es war eine Sache mit jemanden zu schlafen. Aber sie dachte das einmal tun zu müssen und dann war Schluss damit.
„Du wirkst beunruhigt."
Beunruhigt war eindeutig das falsche Wort dafür.
„Ich...", fing sie an und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass es sie beängstigte, dass es nicht bei einem Mal bleiben würde. „...mache mir nur Sorgen wegen dem Gerede."
„Das musst du nicht. Das wäre das letzte was ich wollen würde. Es wird nichts an die Öffentlichkeit treten. Absolut gar nichts. Das ist eine Sache zwischen dir und mir." Wie stellte er sich das vor? „In der Öffentlichkeit werden wir auftraten wie immer. Bekannte, die nichts weiter miteinander zu tun haben."
Wie praktisch, dann musste sie sich wenigstens um ihren Ruf keine Sorgen machen.

„Wir werden alles vertraglich festsetzen.", erklärte er und sie nickte wie eine ferngesteuerte Puppe.
„In Ordnung."
„Ich werde deinem Vater helfen. Aber nicht in dem ich ihm einfach das benötigte Gold geben werde."
„Wieso nicht?", fragte sie aufgebracht. „Er braucht das Gold."
„Damit sein schwachsinniger Neffe es wieder in wenigen Wochen verspekuliert?" Sie hasste ihren Vetter. Er war ein Idiot. „Ich werde Hyperion meine Hilfe und Unterstützung anbieten So wird seinem Unternehmen langfristig geholfen und du befindest dich in wenigen Wochen nicht wieder in der gleichen Situation." Sie wurde rot. „Außerdem stellt er dann keine Fragen, wie du an so viel Gold kommst."
Darüber hatte sie gar nicht weiter nachgedacht. Ihr Vater... Er durfte hiervon nie erfahren. Er wäre maßlos von ihr enttäuscht.

Sie trank erneut aus ihrem Glas und presste kurz ihre Lippen zusammen, bevor sie Draco Malfoy gelassen ansah.
„Gut. Wie lange soll das gehen?"
„Solange es mir gefällt." War das ein Scherz? „Und ich der Meinung bin, dass es genug ist."
Sie wollte erst widersprechen. Aber hatte sie überhaupt eine Wahl?
„Ab wann?"
Wie aus dem Nichts erschien eine schwarze Mappe, die er ihr zuschob.
„Zuerst möchte ich alles vertraglich festsetzen." Er war so misstrauisch. Was befürchtete er? Dass sie dieses Arrangement öffentlich machen würde? Das wäre ihr gesellschaftlicher Tod. „Und gewisse Dinge müssen geregelt werden. Aber das steht alles in dem Vertrag." Sie zog die Mappe zu sich. „Du kannst es gerne auch von einem Rechtsprüfer überprüfen lassen.", schlug er vor.
Den Teufel würde sie tun. Das hier würde niemand zu Gesicht bekommen, außer sie selbst.

„Sobald alles geregelt ist, können wir gerne Details besprechen."
„Details?", hakte sie nach und schluckte dabei schwer, ohne die Augen von der schwarzen Mappe zu nehmen.
„Nun... wo wir uns treffen. Welche Vorlieben..." Er brach ab und ihr Gesicht begann zu glühen. Sie hatte keine Ahnung von ihren Vorlieben und das kam ihm offenbar gerade selbst. Er räusperte sich. „Nun gewisse Punkte können wir sicherlich mit der Zeit ergänzen." Vermutlich. Sie nahm die Mappe an sich und er tat es ihr gleich, als sie aufstand. „Ist etwas nicht in Ordnung?"
„Es ist alles Bestens. Ich..." Sie verkaufte sich gerade. Es war ihre verdammte Idee gewesen. Doch jetzt nahm das alles realistischere Züge an. „...würde gerne mir alles in Ruhe durchlesen und dann den Vertrag unterzeichnen." Ihr Vater benötigte das Gold so schnell wie möglich. Es stand so viel auf dem Spiel. „Zeit ist immerhin Gold."

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