Kapitel 12

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Sie war einfach gegangen, und zwar ohne sich zu verabschieden oder ihm zu sagen, dass sie ging. Sie hatte nicht einmal eine Nachricht dagelassen. Sie war mitten in der Nacht aufgewacht, alleine, in seinem großen Bett. Sie war raus geschlichen, nur um zu sehen, dass er offenbar auf dem Sofa eingeschlafen war. Sie hatte ihre Tasche gepackt. Ihre Schuhe unter den Arm geklemmt und war Nachhause geflohnetzt. Sie war gerade dabei gewesen sich umzuziehen, als Daphne hereingeschaut hatte und zufrieden war, dass sie vor Mitternacht zuhause war. Und seitdem hatte Astoria nichts mehr von ihm gehört und es war ihr egal. Sie fühlte sich seitdem einfach nur noch fremdartig. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas ganz persönliches gestohlen hatte. Etwas was nur ihr gehörte und niemanden etwas anging. Ihre Erinnerungen, Gedanken und Gefühl. Und sie fühlte sich deshalb bloßgestellt von ihm. Etwas was mit einem einfachen Entschuldigen nicht geregelt war.

Sie starrte nach draußen, während sie an ihrem geöffneten Zimmerfenster saß und der Sonne zuschaute, wie sie langsam unterging. Ihre Finger fuhren ihre Handgelenke nach. Es war nichts zu sehen. Rein gar nichts. Nicht einmal in der Nacht war etwas zu sehen gewesen. Zu sehen, dass er sie gepackt hatte. Ihre Handgelenke umklammert hatte wie ein Schraubstock. Er hatte ihr Angst gemacht. Sicher, er legte oft eine kühle Maske an den Tag. Aber das taten viele Geschäftsleute. Sogar ihr Vater war manchmal so, wenn er nicht gerade mit Malfoy im Arbeitszimmer saß. Aber das war einfach nur... Angsteinflößend gewesen. Er war so wütend und gereizt gewesen. Und die Tatsache, dass er ihr wirklich Gewalt antun wollte, schmerzte tief in ihr. Wieso tat er so etwas? Nur weil er wütend war? Weil er dachte, sie hätte etwas mit Louise oder William? Das war doch verrückt. Kein normaler Mensch handelte so.

Sie hatte nie vor ihm Angst gehabt, trotz des Gerede wegen der Todessersache und der Tatsache, dass er verschrien war als ein eiskalter Mistkerl ohne Herz. Nie. Sicher, sie war... schüchtern und zurückhaltend gewesen, immerhin kannte sie sich ja kaum. Doch mittlerweile hatte sie diese kleinen Treffen mehr als nur genossen und jetzt... jetzt wusste sie nicht, was sie tun sollte. Was sie denken musste oder wie sie handeln sollte, wenn er wieder auf einem Treffen bestand. Sie blickte irritiert auf, als sich eine warme Hand an ihre Schulter legte und blickte in Daphne besorgtes Gesicht.
„Ist alles in Ordnung?"
Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Daphne hereingekommen war. Man sah allmählich, dass sie Schwanger war. Zumindest schaffte es Daphne nicht mehr, es zu verstecken. Astoria setzte ein Lächeln auf.
„Sicher. Alles Bestens."
Ihre Schwester musterte sie weiterhin besorgt und setzte sich ihr gegenüber.
„Astoria, was ist den los?"
Sie wollte den Mund aufmachen, ihrer Schwester versichern, dass gar nichts los war, aber Daphne sprach weiter.

„Ich merke doch, dass mit dir etwas nicht stimmt. Du ziehst dich seit gut zwei Wochen vollkommen zurück. Ist etwas geschehen?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein Daphne."
„Aber Liebes, irgendetwas muss doch sein."
„Ich... denke nur viel nach.", versuchte sie sich raus zureden. „Über meine Zukunft. Wie es weitergehen wird."
Ob Malfoy sie jemals aus dem Vertrag entlassen würde. Sie strich Astoria sanft eine Strähne hinters Ohr.
„Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst?" Sie nickte brav. Sie konnte es nicht. Daphne würde durchdrehen, wenn sie von dem Deal erfuhr und erst recht, wenn sie hörte, was Draco Malfoy versucht und getan hatte. Daphne griff nach ihrer Hand. „Bist du sicher?"
„Ja, Daphne.", antwortete Astoria überzeugend und ihre Schwester atmete schwer aus, bevor sie grinste.

„Was?", fragte Astoria misstrauisch.
„Dein Geburtstag steht an.", erwiderte die Blonde schelmisch und Astoria rollte mit den Augen
„Nicht schon wieder, Daphne."
Jedes Jahr das gleiche Theater.
„Es ist dein Geburtstag."
„Okay, hör zu.", fing Astoria an um jede weitere Diskussion zu vermeiden. „Ich will keine große Party. Es ist schönes Wetter. Machen wir uns einen gemütlichen Abend, laden unsere engsten Freunde ein und Grillen."
Daphne zog eine Schnute. „Nur Grillen?"
„Nur Grillen. Einfach einen netten und ruhigen Abend, Daphne. Bitte."
Ihre große Schwester seufzte. „Na schön. Es ist ja dein Geburtstag und wenn du dir das wünscht..."
„Nur das.", versicherte Astoria ihr und Daphen schmunzelte.
„Schon gut. Ich halte mich daran und lade die Leute ein."
„Die engsten Freunde, Daphne.", betonte Astoria um eine riesige Party zu verhindern und beide blickten auf, als Edgar kam.
Er hielt einen Brief in der Hand.
„Astoria, du hast Post."

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