Sie liebte England. Wirklich, das tat sie. Aber das Wetter hier war zum Fürchten. Kaum waren sie aus Frankreich zurück, schien der Herbst Einzug zu halten und der meinte es nicht gut mit ihnen. Kalter Wind und ständiger Regen. Sie hasste es. Das Wetter machte sie depressiv. Sie konnte es nicht leiden und noch weniger bei diesem Mist Wetter auch noch vor die Tür zu müssen. So wie heute. Die ersten Prüfungsnoten waren da. Bis jetzt sah es recht aus. Zwei Facharbeiten wurden noch geprüft, aber Astoria war sich sicher, auch in den Fächern bestanden zu haben. Das sagte auch Draco. Draco... Sie wäre lieber in Frankreich geblieben. Wo sie Zeit für sich hatten. Nicht, dass er keine Zeit mit ihr verbrachte oder sich nicht um sie kümmern würde. Aber der Alltag hatte sie beide in der Mangel. Draco war lange arbeiten, was Astoria nur zu gut aus den Bestzeiten ihres Vaters kannte. Am Abend waren sie meistens auf irgendwelchen Festen, Empfängen oder bei Essen eingeladen und sie zeigten sich natürlich. Besonders um dem Gerede zu entgehen. Er war bei ihr in der Nacht. Sie hatten Sex miteinander, eigentlich ständig, aber er schlief auch bei ihr. Und sie mochte das. Mochte es, an ihn gekuschelt einzuschlafen. Sich behütet und geborgen zu fühlen.
Sie schob den Gedanken weg, als sie vor dem Büro ihres Fachlehrers zum Stehen kam. Er wollte mit ihr sprechen. Darum war sie heute überhaupt an der Uni erschienen. Er hatte eine Eule geschickt und es klang wichtig, was sie Anbetracht der ausstehenden Prüfungen etwas verunsicherte. Sie klopfte und als sie hereingebeten wurde, öffnete sie die Tür. Der Mann mit dem vollkommen ergrauten Haar und der seltsamen Brille und den wachen blauen Augen blickte von seinem Schreibtisch auf.
„Professor Chapman.", begrüßte sie ihn und der Professor machte eine einladende Handbewegung.
„Setzen Sie sich, Astoria. Setzen Sie sich." Sie schloss die Tür und setzte sich vor seinen Schreibtisch. „Schön, dass sie es so kurzfristig einrichten konnten."
Sie nickte stumm. Was sollte sie sonst tun? Sie konnte ja schlecht absagen.
Er griff offenbar nach einigen Unterlagen. „Können Sie sich denken, warum ich sie sprechen wollte?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ehrlich gesagt nicht."
Wenn sie doch durch die Prüfung gefallen war, würde sie einen Schreianfall bekommen. Er lächelte und sie wurde innerlich etwas ruhiger.
„Sie wissen ja, dass die Prüfungsergebnisse noch nicht alle uns vorliegen, aber ich habe von den beiden Kollegen schon gehört, dass sie mit Sicherheit bestanden haben."
„Wirklich?", fragte sie aufgeregt und gleichzeitig erleichtert.
Er nickte. „Ja. Und deshalb wollte ich mich mit ihnen über ihre Zukunft unterhalten. Wissen Sie schon, was sie nach der Universität machen?"
Sie zuckte leicht überfordert mit den Schultern. „Ich... habe darüber gedacht, als freie Übersetzerin zu arbeiten."
Dabei wäre sie flexibel und könnte auch von Zuhause aus arbeiten und das wäre wichtig, wenn das Baby erst einmal da war. Unbewusst fuhr eine Hand an ihren Bauch. Ihr kleines Baby, das man noch gar nicht richtig sah. Momentan wirkte es eher so, als hätte sie ein wenig zu viel gegessen. Es war kein richtiger Bauch. Eher eine kleine Erhebung, nicht mehr und nicht weniger.
„Astoria, ich habe ein Angebot aus Amerika. Die suchen für ihre Archivabteilung einen Übersetzer und ich habe dabei an sie gedacht.", erklärte er und sie blinzelte wie ein Reh.
„Ich...", fing sie an. „Ich weiß nicht was ich sagen soll."
Der Professor gluckste. „Wie wäre es, wenn sie sich darüber freuen. Das ist eine großartige Chance."
Freuen?
„Ich... ich danke ihnen, Sir. Aber... aber ich kann nicht nach Amerika."
Chapman blickte sie irritiert an. „Astoria, dass sie eine unglaubliche Möglichkeit für Sie. Sie gehören zu meinen besten Studenten und haben ein unglaubliches Talent."
„Ich kann trotzdem nicht nach Amerika.", beteuerte sie.
„Geht es um ihren Mann?", hakte der Ältere nach. „Würde er es nicht erlauben?"
Sie schüttelte den Kopf. „Darum geht es nicht. Draco unterstützt mich."
Zumindest nahm sie das an. Sie hatten darüber noch nie gesprochen.
„Dann verstehe ich erst recht nicht, warum sie das nicht machen wollen. Ich meine es gibt Portschlüssel dafür."
Sie hob leicht die Hand. „Es geht nicht, weil ich schwanger bin.", warf sie ein und der Professor sah sie leicht schockiert an und sie wurde rot. „Ich... ich weiß es erst seit ein paar Tagen.", log sie. „Und ich kann deshalb nicht einen Job in Amerika annehmen. Weil ab einer gewissen Woche darf man nicht mehr apparieren und auch nicht mehr mit Flohnetzwerk reisen."
Außerdem wollte sie für Baby da sein. Besonders die ersten Wochen und Monate. Und das würde sie nicht können, wenn sie einen neuen Job annehmen würde.
„Ich... hatte keine Ahnung."
Sie lächelte milde. „Wir haben das nicht geplant. Aber es ist passiert."
Sie streichelte kaum sichtbar ihren Leib. Und sie freute sich jetzt darüber. Sie würde eine gute Mutter werden.
Der Professor seufzte und strich sich über die Stirn. „Verstehe."
Er hielt es nicht für gut, das spürte sie genau
„Sie sind damit nicht glücklich?"
Der Professor sah sie wieder an. „So dürfen sie das nicht auffassen, Astoria. Ich... mache mir nur Sorgen, dass sie ihr Talent vergolden."
„Das denke ich nicht. Ich werde ja arbeiten."
„Freiberuflich."
Sie nickte. „Ja, freiberuflich."
Der Ältere seufzte und schien sich zu sammeln. „Nun gut. Dann lassen sie mich wenigstens ihnen ein Angebot mitgeben vom englischen Ministerium."
Astoria runzelte die Stirn, als er ihr ein Blatt reichte. „Das englische Ministerium braucht eine Übersetzerin?"
Er nickte. „Ja. Für alte Dokumente aus dem Koboldkrieg. Ich bin mir sicher, dass sie sich auf ein Angebot von ihnen einlassen werden, wenn sie eine Festanstellung ablehnen."
Sie stand auf und reichte ihm die Hand. „Ich danke ihnen, Professor."
Er nickte milde lächelnd. „Gern gesehen. Passen Sie auf sich auf und alles Gute für ihren Mann und sie. Und natürlich dem Baby."
Amerika. Sie wollte die Welt sehen, aber sicher nicht in Amerika. Es war so furchtbar weit weg von England und ihrer Familie. Selbst, wenn nicht ihr Baby dazwischen gekommen wäre, wäre dies vermutlich keine Option gewesen. Sie gab ihre Bücher zurück in der Bibliothek, bevor sie wieder nach Hause aufbrach. Nachhause. Wie sich das anhörte? Manor war ihr zuhause. Es war immer noch seltsam dies auszusprechen. Vermutlich würde sie sich daran nie gewöhnen. Draco hatte ihr gesagt, dass sie alles verändern konnte, was sie wollte. Aber sie wollte nichts verändern. Er hatte das Anwesen schön herrichten lassen. Die Wohnräume waren gemütlich und einladend. Sie liebte das große Schlafzimmer, in dem sie schon das erste Mal gewesen war, als er sie das erste Mal zu sich Nachhause genommen hatte. Das einzige was sie sich momentan überlegte war, wo das Kinderzimmer hin und wie es aussehen sollte.
Sie lächelte bei dem Gedanken in sich hinein. Draco liebte dieses Kind, auch wenn er immer behauptete, er könne nicht lieben. Er machte sich ständig darüber Sorgen. Sie hoffte dass es ein Junge würde. Ein Erbe für ihn. Sie wusste nicht wieso, aber sie glaubte, dass es ihm leichter fallen würde, eine Beziehung zu einem Sohn aufzubauen. Ihn liebzugewinnen. Vielleicht gefiel ihr auch nur einfach der Gedanke eine kleine Mini-Kopie von ihm zu haben. Sie wusste nicht wieso, aber sie war sich sicher, dass ihr Kind das gleiche blonde Haar bekam wie sein Vater. Sie mochte die Vorstellung. Sie legte ihren Mantel ab, als sie aus dem Kamin im Arbeitszimmer trat und den Flur entlang schritt und hielt verwirrt inne, als sie im Salon Draco aufgebracht reden hörte. War etwas passiert? Er war nicht alleine, das sah sie, als sie an der offenen Tür zum Stehen kam. Harry Potter war da.
„Du sollst dich nicht so aufregen.", sprach der Auror.
„Nicht aufregen? Dieser Wichser kommt auf freien Fuß und du erzählst mir das so nebenbei? Seid ihr alle noch dicht? Er hätte fast Astoria erwürgt!", schrie Draco ihn an, während sein Gesicht leicht rot war.
Astoria wusste sofort, von wem sie sprachen.
„Robert kommt frei?", fragte sie atemlos und die beiden Männer wirbelten herum.
„Astoria.", sagte Draco schwer und Astoria trat weiter in den Raum.
Sie spürte Panik und Angst in sich hochsteigen.
„Robert kommt frei?"
Die beiden Älteren tauschten eindeutig Blicke aus und Potter räusperte sich.
„Mrs. Malfoy, es ist so, dass ihr Vetter bereits seit heute Vormittag auf freien Fuß ist." Sie schnappte nach Luft. Sie war den ganzen Vormittag in London unterwegs gewesen. Was wenn der Kerl sie angegriffen hätte? „Er wird ihnen nichts tun."
Draco schnaubte böse. „Ja, das haben wir das letzte Mal gesehen. Ich schwöre dir eins Potter, wenn irgendetwas ihr zustößt oder meinem Kind, dann könnt ihr euren scheiß Laden dicht machen!"
Er war frei. Robert war frei. Das konnte nicht sein.
„Ich verstehe nicht...", brachte sie schwer hervor.
Ihr wurde schlecht.
„Seine Mutter und er, haben ein... nun ja, Gutachten anfertigen lassen."
„Ein Gutachten?", fragte sie verwirrt.
„Das er im Affekt gehandelt hat. Er hat es nicht geplant, nun ja..."
„Nicht geplant?!", schaltete sich Draco erbost ein. „Er war doch schon dort."
Potter blickte Astorias Mann an. „Ja, um auf dich zu warten. Nicht auf Astoria. Das ist der Harken. Er redet sich damit raus im Affekt gehandelt zu haben. Aus der Wut heraus. Während eines Streites."
„Aber das ist nicht wahr.", erwiderte Astoria verzweifelt. „Er hat mich schon körperlich angegriffen, bevor irgendetwas groß geredet worden war."
Er hatte sie gepackt. Unbewusst fuhren ihre Hände zu ihrem Hals.
„Das Gutachten steht fest und der Staatsanwalt lässt ihn bis zur Verhandlung frei. Und glaubt mir, er wird nichts Dummes bis dahin tun. So gestört ist nicht einmal Robert Greengrass."
Dracos Stimme war aufgebracht. „Und dann? Dann kommt es zur Verhandlung in ein paar Wochen oder Monate und er bleibt weiterhin auf freiem Fuß."
„Das kannst du gar nicht wissen.", widersprach ihm Potter.
„Halte mich nicht für dumm, Potter.", schellte der Blonde weiter. „Ich kenne die Gesetze. Er bekommt Bewährung. Höchstens einen Dauerarrest für ein paar beschissene Wochen und dann spaziert er wieder frei in London umher!" Ihr wurde schlecht. „Soll ich sie dann einsperren hier in Manor?"
„Malfoy.", empörte sich Potter und Draco wollte zum nächsten Gegenschlag ansetzen, als Astoria seinen Namen sagte.
Sie beide blickten sie an.
„Mir ist nicht gut.", warf sie schwer ein und Draco war mit wenigen Schritten bei ihr.
„Komm, setz dich.", sagte Draco und schob sie Richtung Sofa. Robert war frei. Er war auf freiem Fuß. „Steh nicht so dumm rum.", schimpfte er wieder Potter. „Sag im Mungo Bescheid." Er sah wieder zu Astoria und drückte ihre Hand, während sie versuchte ruhig zu atmen. „Er wird dir nichts tun.", sprach Draco sanft und sie sah ihn, als er seine Hand an ihre Wange legte. „Hast du gehört? Er wird dir und unserem Baby nichts tun. Ich verspreche es."
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Der Deal
RomanceHyperion Greengrass hat sich verspekuliert. Die Familie und das Unternehmen stehen vor dem finanziellen Ruin. Doch eine Möglichkeit steht offen, Draco Malfoy, der zu den reichsten Männern Englands gehört, um Hilfe zu bitten. Doch Draco Malfoy ist ke...