Eine von vielen

1.2K 49 0
                                    

Im nächsten Moment bin ich auch schon über meine Antwort erschrocken. Habe ich gerade wirklich eingewilligt?

Negan leckt sich einmal grinsend über seine Unterlippe.

"Scheiße, das war ja einfacher als ich dachte Püppchen."

Der Hass in mir wächst mit jedem seiner Worte weiter. Ich hasse diesen Mann, wie ich noch nie zuvor jemanden gehasst hatte.

"Na dann folge mir Süße." sagte er in einem sanften, jedoch befehlenden Ton.

Ich gehorchte.
Ich folge ihm in eine der höheren Etagen, konnte durch seinen schnellen Schritt jedoch nicht viel vom Sancturary sehen. Ich hatte Mühe mit ihm mit zu halten.

Schließlich bleibt er vor einer Tür stehen, klopft und geht hinein. Als ich ihm hinein folge, sehe ich noch vier weitere Frauen.
Eine schöner als die andere. Sie haben alle schwarze, kurze Kleider und HighHeels an. Sie sehen sehr gepflegt aus.

"Darf ich vorstellen, das sind meine anderen Frauen. Mein ganzer Stolz. Sie machen mich glücklich... Meistens."

Bei dem Wort "meistens" sieht er eine der Frauen an. Diese bemerkt seinen Blick sofort und schaut auf den Boden.
Ob sie was angestellt hat? Vielleicht die Regeln gebrochen?

Ich war nicht wirklich geschockt, dass Negan mehrere Frauen hat. Es passt sogar zu ihm. Aber erwartet hatte ich es trotzdem nicht.
Erst jetzt realisiere ich, dass ich nun nur eine von vielen war. Eine Spielfigur, die zu funktionieren hatte, wenn Negan es wollte.
Dieser Gedanke macht mir Angst. Schreckliche Angst.

"So meine Lieben, das ist Tris. Sie ist ab sofort auch meine Frau. Ich will, dass ihr ihr alles zeigt, nett zu ihr seid und dass ihr sie für heute Abend fertig macht. Bekommt ihr das hin?"

"Natürlich." antwortet eine der Frauen. Sie geht auf ihn zu, legt ihre Hände auf seine Brust und küsst ihn. Zwei andere stellen sich an seine Seite und halten je eine seiner Hände.
Und das tun sie freiwillig? Das konnte ich nicht verstehen. Sie warfen sich ihm an den Hals, als wäre er ein Gott für sie.

Nur die eine, braunhaarige Frau, die Negan vorhin so vorwurfsvoll angesehen hatte, blieb wo sie war. Sie schien ihn auch nicht zu mögen. Und schon allein durch diese Tatsache war sie mir gleich sympathisch. Zumindest sympathischer als die anderen.

Negan befreit sich aus den Armen der Frauen, wirft mir einen Blick zu, der mir mal wieder ein ungutes Gefühl in den Magen drückt, und verabschiedet sich mit den Worten "Bis heute Abend, Püppchen.". Dann verlässt er den Raum.

"Na dann wollen wir mal, wir haben einiges zu tun." unterbricht eine der Frauen die Stille. Das war sicherlich eine Anspielung auf mein, alles andere als gepflegtes, Äußeres. Aber wie soll man in der Apokalypse, nachdem Freunde getötet wurden und man verschleppt wurde schon aussehen?

Sie schoben mich regelrecht in einen kleineren Nebenraum. Ein Bad.
Sie stellen mir einen Stuhl hin und ich setze mich ohne groß nach zu fragen hin.

Sie haben ein eigenes Bad. Nur für sich. Ob sie wohl auch warmes Wasser haben?

Die Frauen fangen an, von allen Seiten an mir herum zu fummeln. Die eine feilt meine Nägel, die Nächste zupft meine Augenbrauen und die Dritte fängt an, mir meine Beinhaare auszureissen, nachdem sie mir meine kaputte Hose ausgezogen hatte.
Das volle Programm.

Nur die braunhaarige stand daneben und lies mich in Ruhe.

Nachdem meine Nägel gefeilt waren und sie mich von allen Haaren befreit hatten, die nicht zu einem schönen Frauenkörper passten, und damit meine ich wirklich alle Haare, ließen sie mich mit den Worten "Und jetzt geh duschen." allein im Bad stehen.

Bis auf meine Unterwäsche hatte ich sowieso nichts mehr an, also ziehe ich diese auch noch aus und steige in die Dusche. Ich drehe das Wasser auf und... Es wird tatsächlich warm. Ich kann es nicht fassen. Wie lange hatte ich kein warmes Wasser mehr, um mich zu waschen? 3 Jahre sicher.

Ich dusche eine halbe Ewigkeit, bis ich stimmen vor der Tür vernehme.

"Hey Tris. Wir haben nicht ewig Zeit! Was machst du denn so lang da drin?!"

Ich steige aus der Dusche und wickel mir ein Handtuch um.

"Bin schon fertig, ihr könnt reinkommen."

"Schon ist gut." brummt die eine vor sich hin als sie die Tür öffnet.

"Setz dich wieder, es geht weiter."

Ich setze mich und die drei beginnen sofort wieder mich zu foltern. Eine Folter war wohl wirklich die richtige Bezeichnung dafür. Ich konnte diesen Styling-Kram noch nie leiden.

Sie trocknen meine Haare und stecken sie nach oben. Währenddessen werde ich geschminkt. Oder eher angepinselt, wie ich es immer nannte.
Die Dritte kommt mit einem kurzen, schwarzen Kleid, HighHeels und sexy Unterwäsche angelaufen.

Schließlich lassen sie mich im Bad wieder allein. Nur die braunhaarige bat ich, zu bleiben.

Sie sah mich fragend an, blieb aber im Bad und schloss die Tür hinter den anderen.

Ich ziehe mir die Unterwäsche an und betrachte mich im Spiegel. Ganz schön aufreizend. Zu aufreizend, für meinen Geschmack.

"Was hat er mit mir vor?" frage ich vorsichtig und sehe sie dabei im Spiegel an.

"Er wird mit dir Essen, dich die nötigsten Dinge über dich fragen und dann werdet ihr Sex haben."

Bei dem Wort "Sex" lief es mir eiskalt den Rücken runter. Sex, mit diesem ekelhaften Arschloch. Und dann auch noch in der ersten Nacht. Es war eine furchtbare Vorstellung.

"Wie heißt du?" Hake ich vorsichtig nach, zum Teil auch um diesem grässlichen Thema wieder aus dem Weg zu gehen.

"Sherry." beantwortet sie meine Frage.

Mittlerweile bin ich fertig angezogen und blicke in den Spiegel. Ich sehe aus wie eine Prostituierte, wozu der knallrote Lippenstift einiges beitrug. Das war einfach nicht ich. Ich hoffe, ich muss nicht immer so rumlaufen.

Plötzlich spüre ich Sherrys Hand an meiner. Sie nahm sie sanft und ging mit mir aus dem Zimmer den Flur entlang.

Sie bleibt vor einer Tür am Ende des Ganges stehen, sieht mich an und klopft an die Tür.

"Widersprich ihm nicht." rät sie mir, bevor sie wieder geht.

Negans tiefe Stimme ertönt von der anderen Seite der Tür:

"Herein."

Property of Negan (Negan FF #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt