Kapitel 23 - Der Duft von Seerosen

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Nachdem Kookie mit einem vielsagendem Grinsen - seine Haare waren etwas verstrubbelt - von Yoongi abgeholt wurde, habe ich alles wieder weggeräumt und die Decke in die Wäsche getan. Ich habe nur noch mitgekriegt, wie Yoongi ihn gefragt hat ob er jetzt tatsächlich Großvater wird, was ihm einen Schlag von Kookie einbrachte. Während ich mit einem leisen Lachen also aufräumte wurde es langsam dunkler und gegen neun Uhr kamen meine Eltern mit meinen Geschwistern wieder. Jetzt gibt es endlich Abendessen und natürlich werde ich ausgefragt. „Und?", fragt meine Mutter. Mein Vater schaut ebenfalls interessiert und ich meine sogar ein leichtes Schmunzeln erkennen zu können. Er mag vielleicht oft strenger sein als andere Elternteile, aber er liebt seine Kinder über alles, genau wie er unsere Mutter liebt. Ich beschließe dennoch, auf unwissend zu tun.

„Was denn, Mutter?", erwidere ich unschuldig. „Na, was ist zwischen euch so passiert? Du bist vor Freude fast an die Decke gegangen als du erfahren hast, dass Jungkook hierhin kommt, da wird doch wohl irgendwas im Busch sein", erklärt meine Mutter mit einem leichten Grinsen. „Naja, wir haben Obstsalat gegessen, Musik gehört, geredet, uns geküsst, Witze erzählt, uns geküsst, über unsere Freunde geredet, ach ja, geküsst haben wir uns auch", erzähle ich und ich kann mein fettes Grinsen nicht mehr zurück halten. Dieses überträgt sich auf das Gesicht meiner Mutter und auch meine Geschwister strahlen förmlich. Beziehungen sind bei uns in der Familie so ein Ding.  Wer dich glücklich macht, wird akzeptiert. Das haben meine Eltern mir und meinen Geschwistern schon immer beigebracht. Mein Vater lächelt und schaut interessiert. „Ich werde aber noch kein Großvater, oder?", fragt er, was uns alle lachen lässt.

Wir essen fertig und am Ende helfe ich meiner Mutter beim Tischabräumen. Sie benutzt diese Gelegenheit, um mich etwas auszufragen. „Wie ist das alles eigentlich passiert?", fragt sie neugierig. Ich erzähle ihr, wie ich ihm immer mehr auf die Pelle gerückt bin und dann den Obstsalat über ihn geschüttet habe, was mir einen Schlag mit der Zeitung auf den Kopf einbringt. Als wir fertig sind mit abräumen, verziehe ich mich in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett setze. Kaum bin ich zu Ruhe gekommen, bemerke ich wieder, wie nah der Strand ist. Durch meine offene Balkontür kann ich immer noch die Wellen hören und wenn ich mich hinstellen  würde, könnte ich leichte Wellen im Mondschein ausmachen. Es ist mittlerweile schon etwas dunkler draußen.

Ich schließe die Augen und denke nach. Was ist das zwischen mir und Jeongguk – ich meine Jungkook jetzt? Er hat mir persönliche Dinge anvertraut, zum Beispiel dass ihn die richtige Aussprache seines Namens an seinen Vater erinnert, was ihn wiederum traurig macht, weshalb er lieber Jungkook genannt wird; aber was bedeutet dies nun? War das mit dem Küssen eine einmalige Sache? Ich seufze und lausche den Wellen. Als alles leise ist, meine Eltern scheinen in ihr Zimmer gegangen zu sein, genauso wie meine Geschwister, vernehme ich jedoch einen Ton, der kein Rauschen ist, jedoch genauso weit weg zu sein scheint. Es ist ein heller Ton, lieblich wie der Duft einer Seerose, klar und deutlich. Wunderschön.

Ich stehe auf und trete zur Balkontür. Der Ton, eine Stimme, wird lauter und scheint näher zu kommen. Ich schaue mich um, bis es mir klar wird. Meine Augen fixieren den Felsen, auf dem ich schon einmal eine singende Person gefunden habe. Von hier aus kann ich nur ganz wenig erkennen, jedoch sitzt definitiv jemand auf diesem Felsen. Ich schaue auf die Uhr, mittlerweile ist es 23 Uhr. Der Zugang zum Strand ist bereits gesperrt, es muss also wirklich ein Wesen des Meeres sein. Ich entschließe mich dazu, der Sache auf den Grund zu gehen. Schnell ziehe ich mir eine Hose über die Boxershorts und schnappe mir meinen Schlüssel. Leise gehe ich die Treppe hinunter und trete aus dem Haus. Erst dort ziehe ich meine Schuhe an und laufe schnellen Schrittes, jedoch leise, Richtung Strand.

Dort angekommen sehe ich, dass es wirklich abgeriegelt ist. Ich schaue mich und und klettere so vorsichtig es geht über die Absperrung; zum Glück hat sie keine Spitzen. Meine Schuhe lasse ich an, während ich mich hinter einer Liege am Strand hinsetzen, sodass man mich nicht direkt sieht. Dann konzentriere ich mich auf den Felsen. Die Töne sind mittlerweile verstummt, die Wellen schlagen vorsichtig und leise gegen den Felsen. Doch auch etwas anderes bewegt sich. Als ich genauer hinsehe, sehe ich einen Fischschwanz gegen den Felsen schlagen. Genau erkennen kann ich ihn nicht, er scheint blau oder grün zu schimmern, das kann aber auch am Mondlicht liegen. Die Wellen scheinen sich immer weniger zu bewegen, als hätte jemand die Zeit langsamer gestellt. Fasziniert beobachte ich, wie der Mond Minute für Minute höher zu steigen scheint und immer heller wird. Die Person auf dem Felsen scheint sich nicht zu regen; bis auf ihren Fischschwanz. Als alles leise ist, viel zu leise, sodass ich das Gefühl habe, man könnte meinen Atem bis zu diesem Felsen hören, ertönt plötzlich wieder die Stimme der Person.

Ich höre der Stimme zu, es ist die gleiche wie beim letzten Mal. Erneut ist seine Stimme so voller Verzweiflung, sodass mir selbst die Tränen in die Augen kommen, obwohl ich durch die Entfernung nicht alles wortwörtlich verstehe. Dennoch habe ich das Gefühl, mein Körper, meine Seele, würde es verstehen, würde mit ihm fühlen.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt