Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]

Kapitel 67 - Delfin-Kuscheltier

Die nächsten Wochen waren größtenteils identisch mit denen davor, nur, dass ich seit neustem nicht mehr auf Yoongi oder Jungkook angewiesen bin, um an das Weltenkraut zu kommen. Shizseojin hat mir im Vertrauen einige Samen gegeben, welche ich bei uns im Garten eingepflanzt habe. Sie wuchert wie verrückt und ich schneide mir immer mal wieder etwas ab, um mich danach spontan von Callidora, die immer öfter abends auf mich wartet, zu den Jeons nach Haus bringen zu lassen. In dieser Zeit habe ich auch bereits sehr interessante Entdeckungen Unterwasser gemacht, zusammen mit Jungkook Palastwände bemalt, mit den Kindern aus dem Königreich Spiele gespielt, von denen ich immer noch nicht die Regeln verstehe, und ziemlich schmerzhaft herausgefunden, dass die Einnahme von mehreren Weltenkraut-Blüten nicht für eine verlängerte Wirkung der Pflanze sorgt. Meine arme Lunge.

Doch auch abseits des Meereskönigreiches erleben Jungkook und ich allerlei erinnerungswürdige Momente. Erst letzte Woche waren wir zusammen auf einem Jahrmarkt, wo Jungkook mir ein Delfin-Kuscheltier geschossen hat, weshalb ich ihm dann eins von diesen kleinen Lebkuchenherzen gekauft habe, das er anschließend direkt aufgegessen hat. Oder als wir zusammen ins Kino gegangen sind; eigentlich wollten wir in eine Premiere, haben aber so spontan, wie wir waren, keine Karten mehr bekommen (eigentlich hatten sie nur keine Rollstuhlplätze in dem entsprechenden Saal, aber das wollte ich nicht Jungkook sagen, weil er sich sonst wieder Vorwürfe gemacht hätte) und sind am Ende in einen Kinderfilm gegangen. Trotzdem war es ein wunderschöner Abend und wir beide haben es genossen, mal wieder ganz das Kind raushängen zu lassen.

Meine Geschwister wurden mittlerweile über die Situation aufgeklärt; sie wissen jetzt beide, wer unsere Großmutter war, wer Jungkook wirklich ist und auch, dass ich in oft besuchen gehe. Ich war sehr nervös, als wir es ihnen erzählt haben, aber beide haben überraschend erwachsen reagiert. Natürlich waren sie total aufgeregt und haben bei der nächsten Gelegenheit Jungkook und auch Yoongi ausgequetscht, aber sie haben es keinen anderen Personen erzählt, was meine allergrößte Sorge war. Auch von Hoseok habe ich ihnen erzählt und die beiden versuchen jedes Mal, ein Treffen zwischen ihm und Jungkook zu arrangieren. Doch, so gerne Hoseok auch will, er hat Angst, was für Konsequenzen sein Vater daraus ziehen würde, wenn er es herausfindet. Vor allem, da er ein schlechter Lügner ist.

Yoongi wiederrum hat ihn bereits einmal getroffen und mag ihn nicht wirklich. Okay, er kann ihn nicht ausstehen. Er hat mir zwar gesagt, dass es natürlich sein kann, dass er sich irgendwann mit ihm anfreundet, doch momentan sieht er in ihm nichts weiter als den Feind. Dieses Bild hat sich noch weiter verfestigt, als Hoseok ihm erzählte, dass er von nichts, was sein Vater plant, eine wirkliche Ahnung hat, als Yoongi ihn auf die Gerüchte eines geplanten Angriffes angesprochen hatte. Zusammengefasst traut Yoongi Hoseok nicht über den Weg, sagt aber, dass es mir selbst überlassen ist, mit wem ich meine Zeit verbringe (und dass er mich umbringen wird, wenn ich in irgendeinem Plan, der Halcyon Schaden zufügt, mitmachen würde).

Vor ein paar Minuten sind Jimin und Yoongi nach Hause gegangen. Wir haben uns ziemlich spontan dazu entschieden, zu mir zu gehen, nachdem ich zuerst Jimin im Supermarkt und wir beide zusammen später Yoongi in der Nähe von Jimins Wohnung, welche auf dem direktesten Weg vom Strand zur Stadtmitte liegt, getroffen habe. Verquatscht hatten wir uns allemal, aber da ich am dringendsten nach Hause musste, weil ich alleine war und mein Vater auf eine Bestellung wartet, sind wir dann zu mir gegangen. Unsere Gesprächsthemen sind keinerlei rotem Faden gefolgt und so haben wir gegen Ende darüber diskutiert, ob man sagen könnte, dass ein Halbblut, das Heimweh hat, Seekrank ist. Als dann aber meine Eltern wiedergekommen sind (mit mitgebrachtem Abendessen!), habe ich die beiden –äußert freundlich und mit keinerlei Ausdrücken wie „Sorry, aber das Essen ist gerade echt wichtiger", versteht sich– vor die Tür gesetzt und habe mich meiner jetzigen Tätigkeit, dem Tischdecken, gewidmet.

Nach dem Essen überlasse ich meinen Geschwistern den Küchendienst, während meine Mutter mich abfängt. „Bist du für heute Abend noch mit Jungkook verabredet?", fragt sich mich und ich schüttle den Kopf. „Erst morgen, er ist heute mit Yugyeom verabredet und wusste nicht, wann er wieder da ist. Ich wollte aber mal schauen, dass ich an den Strand gehe und schaue, vielleicht ist er ja doch da. Das Wetter ist ja auch traumha– oh", unterbreche ich mich selbst, als ich aus dem Fenster schaue. Meine Mutter nickt mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. „Eben deswegen. Wärst du mit ihm verabredet, wäre das nochmal was gewesen, aber bitte sei so lieb und bleib heute Nacht hier okay? Das Unwetter, was sich da gerade zusammenbraut, sieht nicht harmlos aus." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Okay, mache ich, Mutter! Ich gehe mal duschen", entschuldige ich mich dann und gehe nach oben.

Als ich mich gerade bis auf meine Boxershorts ausgezogen habe, klingelt mein Handy. Verwundert schaue ich darauf und erkenne (noch verwunderter), dass es sich bei dem Anrufer um Yoongi handelt. Er meinte doch, er will heute Unterwasser bleiben über Nacht? „Wir haben ein Problem", werde ich in meinen Gedanken unterbrochen. „Was meinst du?", frage ich verwirrt nach und werde von einem fast schon rufenden Yoongi unterbrochen: „Er ist weg!" Ich weite meine Augen und ich weiß sofort wen er meint. „Aber wie kann–" „Ich weiß es doch selbst nicht! Ich habe hier zu Hause jetzt länger auf ihn gewartet, denn Callidora hat mir ausgerichtet, dass Jungkook doch schon zum Abendessen kommt, aber er ist nicht aufgetaucht und bei Yugyeom ist er schon vor mehr als zwei Stunden losgeschwommen! Er ist nicht nach Hause gekommen!" Meine Gedanken kreisen wie wild. „Du solltest den Bastard fragen, vielleicht weiß er ja etwas brauchbares", sagt er abfällig und in dem Moment sage ich nicht einmal was gegen die Bezeichnung, sondern lege auf und wähle Hoseoks Nummer.