Zwei Wochen lebe ich nun bereits in Sokcho. Tatsächlich waren Jimin und Yoongi bereits bei mir, meine Eltern fanden sie sehr sympathisch, auch wenn Yoongi teilweise ziemlich fragwürdige Wörter gegenüber ihnen benutzt hatte. Doch wer noch nie bei mir war, wer weiterhin vor meinen Eltern verborgen blieb, ist Jungkook. Er meinte immer wieder, er fühle sich unwohl beim Gedanken an fremde Menschen. Außerdem wollte er nicht, das meine Eltern Mitleid mit ihm haben oder ähnliches. Mal abgesehen davon, dass er hunderte Male betonte, er wolle niemandem Schwierigkeiten oder Umstände bereiten. Er tat mir leid, aber ich versuchte es immer weiter. Bis ich ihn endlich soweit hatte. „Ist ja gut, ich komme am Wochenende vorbei", sagte er seufzend und am liebsten hätte ich Luftsprünge gemacht, doch ich riss mich zusammen.
„Das ist toll, echt, ich freue mich mega. Gibst du mir dann deine Adresse? Ich würde dich dann am Samstagvormittag abholen. So um zwei Uhr denke ich, dann sind meine Eltern noch nicht da, das heißt du kannst erst mal ankommen. Wäre das okay für dich? Wir können es natürlich auch später machen, aber dann bleibt so wenig vom Tag übrig. Obwohl, du könntest ja bei mir übernachten, aber das würde mein Vater nicht erlauben weil wir am Sonntag weg müssen. Hm, dann würde zwei das Beste sein. Wann musst du überhaupt wieder nach Hause? Du wohnst ja bei Yoongi-Hyung habt ihr da so Regeln? Er ist ja quasi dein Erziehungsberechtigter. Vielleicht macht er ja eine Ausnahme, dann können wir abends noch Sterne angucken! Die sieht man echt gut, es soll wolkenlos sein, glaube ich, ich schaue gleich nochmal nach. Was willst du dann trin-", redete ich mich sofort in Fahrt doch wurde von einer Hand an meinem Oberarm gestoppt.
Jungkook lächelte mich sanft an und sag mir in die Augen, was mich ebenfalls lächeln ließ. Unter dieser simplen Berührung entspannte ich mich. „Yoongi bringt mich her, mach dir keine Umstände, okay? Außerdem kann ich solange bleiben wir ich will, aber Yoongi und ich wollen Abends noch was machen, das heißt ich muss was früher gehen, ich mag die Dunkelheit nicht so wirklich", sagt der Junge im Rollstuhl und ich schaue ihn weiter an, mit der Zeit wird sein Lächeln allerdings etwas trauriger. Er schaut Richtung Boden und murmelt ein leises: „Tut mir leid, Taehyung, ich bin nun mal nicht wie andere." Ich versicherte ihm sofort, dass alles okay ist und dass ich lediglich leise war, weil ich dachte er sagt noch etwas. Nachdem ich ihm durch die Haare gewuschelt und seine Nörgeleien diesbezüglich über mich ergehen lassen habe, lächelte er dann auch wieder mit seinem Hasenlächeln zu mir hoch.
„Ich mag dich, Taehyung", sagte er dabei.
Jetzt stehe ich vor meinem Spiegel und schaue mir immer wieder an, was ich anhabe. Nichts scheint gut genug zu sein. Ich fühle mich wie ein verliebtes Schulmädchen, das endlich ein Date mit ihrem Schwarm hat. Ich bin allerdings kein verliebtes Schulmädchen, sondern höchstens ein verknallter Teenager. Ich meine, ich kann definitiv nicht leugnen, dass Jungkook mega süß und auch mega gutaussehend ist. Und ja, einen kleinen Crush auf ihn hab ich vielleicht, aber verliebt sein ist nun Mal was Anderes. Verliebt sein ist etwas Stärkeres. Mir ist es relativ egal, ob sich jetzt mehr entwickelt oder nicht, und meinen Eltern ist es auch relativ egal ob ich mit einem Jungen oder einem Mädchen nach Hause komme. Für sie zählt natürlich der Sinn für Anstand, jemand der sich aufführt wie ein Neandertaler, würde nicht ohne weiteres akzeptiert werden. Sie sagen immer ich sei alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu treffen genauso wie ich alt genug sei, Konsequenzen meines Handelns auf mich zu nehmen.
Aber nur, weil ich noch keine so starken Gefühle für den Jungen habe, heißt das ja nicht, dass ich rumlaufen kann wie was-weiß-ich. Als ich meine neue, ungetragene Hose im Schrank sehe, bekomme ich eine neue Idee, welche ich im Handumdrehen umsetze. als ich wieder in den Spiegel schaue, nun fertig angezogen, lächle ich mir aufmunternd zu. Ich trage nun eine dunkelblaue Chino-Hose, in welches ich mein weißes Hemd gesteckt habe. Die Ärmel des Hemdes habe ich mir bis knapp unter die Ellbogen hochgekrempelt. Meine Füße werden von einfachen, schwarzen Flipflops umrandet, welche das gesamte Outfit auflockern. Als Accessoires habe ich mich für eine unauffällige, silberne Uhr, den Ring meiner Mutter und ein paar Ohrringe entschieden. Selbstbewusst nicke ich mir zu und trage noch meine obligatorische Schicht Puder auf mein Gesicht auf, bevor ich aus dem Fenster schaue, was sich als sehr guten Zeitpunkt rausstellt, da in diesem Moment Yoongi und Jungkook in der Straße erscheinen.
Meine Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen. Die beiden scheinen über irgendwas zu reden, ihre Lippen bewegen sich zumindest. Ich mache mich schnell auf den Weg nach unten und gehe in den Garten, wo ich bereits etwas vorbereitet habe. Getränke habe ich kaltgestellt und nun auf den Tisch verfrachtet, dazu natürlich Gläser. Zusammen mit meiner Mutter habe ich ein bisschen Obstsalat gemacht, welcher nun darauf wartet, vernascht zu werden. Den CD-Player meines Bruders habe ich auf die Terrasse gestellt, damit wir später vielleicht noch Musik hören können.Etwas nervös schaue ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Fast gleichzeitig höre ich Jungkooks Stimme von vor dem Haus. „Hier wohnt Taehyung also, hm?", fragt er, wahrscheinlich eher zu sich selbst als an Yoongi gewandt.
Ich muss schmunzeln und trete durch das Gartentor hinaus, sodass ich links von ihnen, neben dem Haus, stehe. Dabei lehne ich mich an einen Baum der dort steht und verschränke meine arme lässig vor der Brust. „Ja, hier wohnt Taehyung", antworte ich auf seine Feststellung, während ich schmunzeln beobachte, wie Jungkook und Yoongi sich überrascht zu mir umdrehen. „Oh, Hyung, Wieso bist du denn da drüben?", fragt mich Jungkook verwirrt und legt den Kopf schief, was ihn unglaublich niedlich aussehen lässt. Ich gehe auf ihn zu und wuschle ihm durch die Haare. „Du meintest, du hasst es, Leuten Umstände zu machen. Also dachte ich mir, wir verlegen unser kleines Date einfach in den Garten, der ist ebenerdig und schön."
Jungkook schaut mich an und sein Mund öffnet sich ein wenig, was seine Schneidezähne hervorblitzen lässt und ihn noch einmal süßer aussehen lässt, wenn das überhaupt möglich ist. Dann bemerke ich, dass seine Wangen etwas rosa werden. „D-Date?", stottert er fragend, „du bezeichnest das schon als Date?" Das Schmunzeln auf meinem Gesicht wird etwas breiter, als ich dem kleinen Jungen vor mir zu zwinkere. „Wer weiß." Anschließend wende ich mich an den Ältesten der runde, den Fakt ignorieren, dass Jungkook noch ein wenig mehr Farbe im Gesicht abbekommt. „Danke dass du ihn hergebracht hast, Hyung. Ab hier übernehme dann mal ich, wenn es dir nichts ausmacht."
Yoongi fängt an zu Grinsen und lässt den Rollstuhl los. „Ich verstehe schon, du willst deinen Kookie für dich alleine haben. Naja, ich bin dann mal weg, Kooks, ich hole dich so gegen Sieben ab." Ich stelle mich hinter den Rollstuhl, als Yoongi weggeht und beginne damit, Jungkook in den Garten unserer Familie zu schieben. Als ich gerade das Gartentor schließe, ruft Yoongi noch einmal ganz laut vom Ende der Straße zu uns rüber: „Viel Spaß bei eurem Date!" Während Yoongi lachend die Fliege macht, kämpfen mein Gesicht und das von Jungkook um den Preis, welches eine Tomate am besten imitieren kann.
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Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]
FantasíaHeißer Sand unter den Füßen und rauschende Wellen um ihn herum - das ist das Leben, welches sich der junge Surfer Taehyung schon immer gewünscht hat. Doch findet er in Sokcho nicht nur die Liebe seines Lebens, er bekommt es auch mit dem Vermächtnis...