Kapitel 69 - Jungkook

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Das Wasser ist mittlerweile kälter, immerhin ist es schon Anfang November, aber mir macht das gar nichts aus, vor allem durch die Einnahme des Weltenkrauts. Jetzt fühle ich nur einen leichten Schauer. Wie versprochen, wartet Callidora in der Grotte auf mich. Sie schwimmt einige Runden und wirkt sehr nervös, was ich verstehen kann, wenn man bedenkt, was Jungkook für sie bedeutet. Ich komme zu ihr und sie beginnt, ihr typisches gackern loszulassen, jedoch verstehe ich kein Wort. „Pscht, Dora, ganz ruhig. Du weißt doch, ich versteh dich leider nicht. Ich weiß, dass du dir sorgen machst, aber wir werden ihn finden und es geht ihm bestimmt gut! Ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird, mein Hübsche, okay?", versuche ich sie zu beruhigen und anscheinend funktioniert es, denn sie schmiegt sich lediglich an mich und lässt mich ihren Kopf küssen. „So, dann bring mich schnell zum Palast, okay? Yoongi wartet auf uns."

Nach kurzer Zeit kommen wir bereits an der Stelle an, an der ich auch das erste Mal nach Halcyon gekommen bin. In den letzten Wochen haben mir meine Meeresfreunde viele verschiedene Eingänge gezeigt, doch das hier ist der, der am nächsten am Palast ist. Ich schaue in Yoongis besorgtes Gesicht und lege zu aller erste die Arme kurz um ihn. „Wir werden ihn finden, Yoongi", sage ich und er lässt sich einen Moment auf die Umarmung ein, bevor er mich durch den bereits geöffneten Eingang zieht. „Wann kommt der Bastard?", fragt er mich und ich seufze. „Yoongi, bitte. Wir müssen zusammenarbeiten." „Na gut. Wann kommt Hoseok?" Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber bestimmt gleich." Yoongi nickt lediglich und wir warten einige Minuten zusammen. Dann sehe ich Hoseok auf uns zu schwimmen, er kommt aus der Richtung des Meraki-Königreiches, Jungkook hatte mir mal gezeigt, wie man dorthin kommt, allerdings sind wir nicht ganz bis dorthin geschwommen.

„Hey, sorry, ich musste durch den Eingang von unserem Königreich und ein Angestellter meines Vaters hat mich gesehen. Ich musste dann so tun, als wenn ich zu meinem besten Freund gehe, um ihn zu täuschen." Ich nicke und schaue dann zu Yoongi, der keinen Laut von sich gibt. „Lass uns reingehen, ich denke, Jungkooks Mutter würde auch gerne wissen, was passiert ist", sage ich und blicke zu einem nervösen Hoseok. „Sie wird dir nichts antun, Hoseok, seine Mutter ist nett. Yoongi du schwimmst vor." Yoongi tut, was ich ihm sage, und Hoseok folgt ihm zögerlich. Ich reihe mich hinter den beiden ein, schaue auf Hoseoks Tattoo, welches sich, genau wie bei den Meermenschen hier, an seinem linken Schulterblatt befindet. Es ist in einer dicken Schrift, ein Zweizeiler; MER und AKI. Dies überlappend wurden in einer wunderschönen Schriftart die Initialen J.HS in einer roten, fast braunen Farbe eingearbeitet. Anders als bei den Bewohnern Halcyons wird jedoch anscheinend nicht die Art des Wesens vermerkt.

„Yoongi! Hast du etwas rausgefunden? Weißt du, wo mein Sohn ist? Oh bitte sag mir, du weißt etwas", höre ich bereits die besorgte Stimme von Jungkooks Mutter, Jihye, als sie Yoongi erblickt. „Tut mir leid, Jihye", seufzt Yoongi resigniert, „aber wir haben jemanden, der uns vielleicht weiterhelfen kann, meint zumindest Taehyung." Ihr Blick gleitet hinter Yoongi, wo ich mittlerweile nach vorne laufen und als aller erstes der Mutter meines Freundes um den Hals falle. Sie ist in dieser Zeit auch für mich wie eine zweite Mutter geworden. Anschließend löse ich und lege ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir werden ihn finden, Jihye. Das schwöre ich dir, du wirst Jungkook wiedersehen, schneller als du denkst." Sie lächelt mich an, während ich wieder ein paar Schritte nach hinten mache, sodass ich neben Yoongi stehe. Hinter diesem versucht sich Hoseok immer noch zu verstecken. „Hoseok-Hyung, komm her, ich hab' doch gesagt, sie wird dir nichts tun. Wir haben keine Zeit für Versteckspiele", sage ich seufzend an ihn gewandt.

Kurz schaut er mich ängstlich an, doch dann schwimmt er schräg vor mich und schaut Jungkooks Mutter an. „H-Hallo, ich bin Jeong Hoseok", stellt er sich vor und beißt auf seine Lippe, während Jihye den Kopf leicht schief legt, die Augen ein Stückchen mehr geweitet. „Meraki?", sind die einzigen Wörter, die ihren Mund verlassen. Erst jetzt fallen mit die vielen Perlmutt-Tröpfchen auf, die rundherum im Raum verteilt sind. Hoseok nickt. „Ja, eure Majestät, Königin Jeon Jihye", sagt er und lässt den Kopf sinken, „und ich schäme mich dafür, unter diesen Umständen das erste Mal mit euch zu sprechen. Noch mehr schäme ich mich dafür, dass ich zugeben muss, dass mein Vater, oder besser gesagt sein Berater, hinter all dem steckt. Doch ich werde alles tun, um zu helfen." Er hat weiterhin den Kopf gesenkt, wobei Jihyes Blick wieder weich geworden ist. „Prinz Hoseok", spricht sie ihn an, doch wird unterbrochen: „Bitte, nennt mich nicht Prinz. Ich habe nicht das Gefühl, ich würde dieser Rolle gerecht werden, eigentlich möchte ich nicht mal Prinz sein, oder später König, ich bin dafür nicht gemacht."

Jihye schwimmt auf ihn zu und legt ihm beide Hände auf die Schultern, schaut ihn einen Moment lang an. Dann zieht sie den überraschten Hoseok in eine warme Umarmung. Er hat gar keine Zeit, wirklich zu reagieren, da löst sich Jihye auch schon wieder. „Ich wollte auch nie Prinzessin oder Königin sein, Hoseok", erzählt sie, „bis ich vor die Entscheidung gestellt wurde. Entweder würde ich diese Rolle annehmen oder ich müsste mich von Jungkooks Vater trennen. Und ich war kurz davor, die zweite Option zu wählen, weil ich viel zu viel Angst vor diesem Amt hatte. Doch dann hat mich Yongwook, Jungkooks Vater, überredet." Sie lächelt und legt eine Hand an Hoseoks Wange, wie sie es auch bei Jungkook immer tut, wenn sie etwas wirklich ernst meint. „Er meinte zu mir, dass diejenigen, die nie herrschen wollten, diejenigen sind, die dieses Amt am besten ausschmücken."

Yoongi und ich müssen synchron lächeln, wir haben uns schon oft die Geschichten angehört, wie die Beziehung der beiden ablief. Jungkook muss sie schon viel öfter gehört haben. Jungkook. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich daran denke, dass er höchstwahrscheinlich in Gefahr schwebt. „Aber mein Vater und sein Berater bilden mich aus. Ich weiß nicht, wie viel man außerhalb von Meraki über unser Königreich weiß, aber ich will nicht so wie er herrschen, niemals." Jetzt schalte ich mich ein. „Alleine, dass du hier bist, um etwas gegen deinen Vater zu machen, zeigt doch, dass du anders und gutherzig bist, Hyung. Irgendwann wirst du ein großartiger Herrscher werden", rede ich ihm gut zu und an dem leichten Lächeln, welches sich auf seinem Gesicht bildet, bemerke ich, dass wir zu ihm durchgedrungen sind. Er strafft seine Schultern etwas und stellt sich aufrechter hin. „Okay, dann retten wir jetzt im Namen von meinem zukünftigen Königreich Meraki, den Thronfolger von Halcyon."

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Kimchi_Real

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt