Kapitel 63 - Geschlechtsverkehr

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Wir halten vor einem gigantischen Baum. Dieser ist umgeben von einem hohen, silbernen Zaun, vor dem ein Meermann auf einem Hocker sitzt und an einer Art Harfe zupft, wodurch eine sanfte Melodie zu hören ist. Als er uns jedoch bemerkt, hört er auf und lächelt und an. „Prinz Jeongguk, wie schön, euch hier mal wieder zu sehen", lächelt er und mein Freund lächelt ihm zurück, auch wenn der Griff um meine Hand etwas fester wird, bei dem Klang seines Namens. „Shizseojin meinte, ich könnte jederzeit vorbekommen und ich möchte meinem Freund den Lebensbaum zeigen", erklärt er dem Wärter anschließend unsere Situation, woraufhin dieser sofort zum Tor geht und mit einer Berührung des Schlosses, das Tor öffnet. „In zehn Minuten wäre das Tor sowieso aufgegangen, also könnte es sein, dass einige Besucher kommen, nur damit ihr Bescheid wisst, mein Prinz", erklärt er noch, bevor Jungkook mich auch schon hineinzieht.

Ehrfürchtig schaue ich mich um, als wir unter den riesigen Ästen entlanggehen, der Sand scheint hier noch reiner und heller zu sein, als sonst schon im Königreich. „Könnte man nicht einfach über den Zaun drüber schwimmen?", frage ich Jungkook und er schmunzelt. „Das dachte ich früher auch, aber es liegt seit ein paar Jahrhunderten ein Zauber auf ihm drauf, der den Baum wie eine Kuppel einschließt. Sonst könnten Kokoúli entwendet werden." „Und was sind Kokoúli?" „Das zeig ich dir jetzt! Komm mit!" „Ich hab' doch sowieso keine Wahl", lache ich, als er mich bereits mitzieht und ich fast über meine Füße stolpere. Jungkook lacht nur und führt mich eine Weile durch die vielen Blätter, bevor er anfängt, langsamer zu werden. „Das sind Kokoúli." Mein Mund weitet sich und ich trete noch etwas weiter nach vorne, um mich staunend um mich selber drehen zu können, mein Blick hoch in die Äste des Lebensbaumes gerichtet.

Dort, wo an einem Baum bei uns Menschen vielleicht Äpfel oder Kirschen wachsen, hängen hier unterschiedlich große Blasen aus Luft, welche mit den Ästen verbunden sind. Das faszinierende ist allerdings, dass in diesen Blasen kleine Wesen sichtbar sind. Embryos, Babys. In allen möglichen Entwicklungsstadien, hängen sie dort und wiegen in den Blasen umher, scheinen bloß zu schlafen, so friedlich und schön. „So entstehen Meerwesen? Das ist unglaublich!", frage ich ungläubig und Jungkook kommt zu mir und nimmt wieder meine Hand und küsst meine Handfläche, bevor er die Finger miteinander verschränkt. „Glaube mir, Taehyung, das Meer steckt voller Überraschungen. Mehr noch, als du dir jemals vorstellen kannst. Schöner, als jegliches auf dem Land. Und vor allem lebendiger, als Menschen es je sein können", sagt er dann, bevor er mich in einen sanften und liebevollen Kuss zieht, den ich nur zu gerne erwidere.

„Aber wie genau funktioniert das jetzt? Habt ihr Meerwesen überhaupt irgendwie Geschlechtsverkehr?", frage ich dann, als wir uns gelöst haben und Jungkook weiterhin die Finger in meinem Nacken hat, um diesen etwas zu kraulen, was ich (selbstverständlich überaus widerwillig) über mich ergehen lasse. Ich streiche währenddessen über seine Taille und Hüfte. „Naja, so etwas ähnliches wie ihr Menschen haben wir schon, wobei es natürlich darauf ankommt, um welche Wesen es geht", erklärt er, „zum Beispiel wie Sirenen können ohne Weiteres auch normalen Geschlechtsverkehr haben, so wir ihr Menschen, wobei Sirenen nicht fruchtbar sind. Also so in dem Sinne wie bei euch, wir können also keine Kinder ‚machen'." Ich nicke und höre ihm fasziniert zu. „Wassernymphen, wie zum Beispiel Shizseojin, haben gar kein Geschlecht. Also nicht unbedingt von diesem Chromosom-Dings-Da, davon habe ich eh keine Ahnung, aber sie haben weder Brüste noch etwas ähnliches, keine Geschlechtsteile eben, da funktioniert das dann eher nicht. Wie –und ob­– sie es machen, weiß ich aber nicht. Halbblüter können für sowas theoretisch einfach an Land gehen, bei Cecaelias hab' ich auch keine Ahnung, genau wie bei jeglichen anderen Formen." Ich muss bei der Erwähnung des „Chromosomen-Dings-Da" kurz schmunzeln, höre jedoch weiterhin gespannt zu. „Und zwei Meermänner zum Beispiel?", frage ich dann und Jungkooks Gesicht leuchtet auf. „Du hast mir ja erzählt, dass Hoseok so empfindlich reagiert hat, als du die Verbindungstelle von Fischschwanz und Flosse angefasst hast, erinnerst du dich?", ich nicke, als ich ihm von Hoseok erzählt habe, hat er traurig geseufzt und meinte, er hätte gerne mal mit dem Thronfolger geredet, weil er dann jemanden hätte, mit dem er sich über Sachen austauschen kann, von denen andere eben nicht wirklich etwas verstehen, „Naja, also im Prinzip machen die einfach rum und umspielen gegenseitig ihre Fischschwänze, das ist das wie bei euch Menschen." Ich nicke langsam, beginne, das Muster zu verstehen. „Und Shizseojin meinte irgendetwas von einer, ähm– geniá oder so?" Jungkook nickt. „Geniá ist griechisch für Zeugung, und ist genau das: Die Zeugung eines Meerwesen. Und Shizseojin meinte wir könne zu schauen, also lass uns schon mal zum Brunnen gehen."

Mal wieder geht Jungkook vor, zum, wie er mir erklärt, Lebensbrunnen, der für die Zeugung essentiell sein soll. Ich folge ihm einfach und schaue ehrfürchtig die ganzen Kokoúli an, die über uns zu schweben scheinen. Der Brunnen entpuppt dich als eine Art Vogeltränke in groß, wobei sie aus Marmor gefertigt und mit Muscheln besetzt ist. In der Mitte ragt ein überdimensionaler Rosenquarz Kristall empor, mit einigen Blüten besetzt. Shizseojin sitzt am Rand des Brunnens und streicht mit seinen (oder ihren? Ich bin ehrlich gesagt verwirrt. Vielleicht entscheide ich mich einfach dafür, „er" zu sagen– ja, so mache ich es!) durch das Wasser. „Shizseo, du bist ja schon da, wann kommt dein Termin? Immerhin bist du ja durch die Hintertür gekommen, das machst du ja meistens nur wenn du fast zu spät kommst", fragt mein Freund ihn und tritt mit mir an den Brunnen heran. „Sie müssten gleich hier sein", wird ihm geantwortet und wie aufs Stichwort schwimmen einige Meermenschen gerade auf diese Art Lichtung, nahe dem Stamm.

„Oh, Prinz Jeongguk, was für eine Ehre!", stößt die Frau an der Front aus, verbeugt sich, genau wie der Rest höflich und lächelt, während Jungkook neben mir leicht rosa wird. „Ach, nicht doch", winkt er ab und murmelt hinter her noch ein leises: „stenóchoros", was so viel wie „peinlich" heißt, das sagt er öfters. Ich küsse seine Wange. „Du bist halt eine richtige Berühmtheit hier, das müsstest du doch wissen, Thisavrós." Er schmollt mich kurz an, schaut dann Lächeln die anderen an. „Darf ich vorstellen, Taehyung, mein Partner", stellt er mich vor und auch ich verbeuge mich etwas, bevor ich den Arm leicht um seine Taille lege. „Ich habe mich nur gefragt, ob wir ihrer Geniá zuschauen dürften, da er so etwas natürlich noch nie gesehen hat." Die Familie strahlt sofort begeistert und somit stellen Jungkook und ich uns etwas abseits hin, sodass wir jedoch noch alles sehen können, und ich schaue meiner ersten Geniá zu.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt