Als ich das erste mal aufwachte, war ich erstmal erleichtert, dass ich nicht tot war. Dann spürte ich die Schmerzen und wünschte mir, tot zu sein. Ich schaffte es nicht, meine Augen zu öffnen, aber das wollte ich auch gar nicht. Im Moment war mir alles egal, wo ich war, ob ich alleine war, wo Chanyeol war... all das spielte gerade keine Rolle.
Nur wenige Sekunden später fiel ich wieder in einen traumlosen Schlaf.Beim zweiten Mal als ich aufwachte, hörte ich zwei Stimmen leise miteinander reden. Ein Mann und eine Frau, sie schienen über mich zu reden, aber es interessierte mich nicht.
Ich ließ meine Augen geschlossen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren.
Vor meinem inneren Auge spielte sich der Unfall erneut gegen meinen Willen an. Mein Gehirn zeigte mir die Bilder und beim Aufprall mit dem Auto, zuckte ich zusammen.
Damit schien ich Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
''Herr Byun? Sind Sie wach? Wie geht es Ihnen?''
Anhand dieser Fragen schlussfolgerte ich, dass ich im Krankenhaus war und der Mann Arzt. Doch wie konnte man als Arzt so eine dumme Frage stellen?
Musste er es nicht wissen, dass ich Schmerzen hatte? Sollte ich sagen, mir ginge es blendend und aus dem Krankenhaus stolzieren?
Deswegen reagierte ich gar nicht erst. Das war zwar unhöflich, aber das war mir in dem Moment egal. Die Frage konnte er sich wirklich gut selber beantworten. Idiot.
''Haben Sie Schmerzen?''
Eigentlich wollte ich ihn weiter ignorieren, doch die Schmerzen waren so schlimm, dass ich leicht nickte.
Zu meinem Glück schien er mir wirklich etwas zu geben, denn die Schmerzen rückten in den Hintergrund und ich konnte mich etwas entspannen wodurch ich sofort wieder einschlief.Wie lange ich insgesamt geschlafen hatte, wusste ich nicht, aber als ich wach wurde, kam zeitgleich eine Krankenschwester.
''Herr Byun? Sie haben Besuch.''
Unverändert blieb ich liegen, aber ich hörte die Schritte der Person, die hinein kam. Die Schritte verstummten und ich hörte die wunderschöne, dunkle Stimme meines Freundes. ''Er schläft..''
''Nein'', widersprach ich leise.
Die Tür ging zu und die Schritte kamen auf mich zu.
''Ich war schon oft hier, als du geschlafen hast... schön, dich mal im wachen Zustand zu sehen. Wie geht es dir?'' Seine Stimme war leise und ich fühlte mich sofort wohl.
''Ich habe Schmerzmittel bekommen, aber ansonsten gut, denke ich'', antwortete ich und sah in seine Richtung, noch immer mit geschlossenen Augen. ''Du, Chanie?''
''Hm?''
''Wie sehe ich aus?''
Einige Augenblicke sagte er nichts, dann lachte er leise. ''Ist das der Grund, warum du deine Augen nicht öffnest?''
Mit einem Nicken bejahte ich und er lachte erneut leise. ''Typisch.. Aussehen ist das wichtigste. Du hast gerade knapp einen Autounfall überlebt.'' Er seufzte, fing dann aber an, mich zu beschreiben. ''Also dein Gesicht ist ziemlich verbunden. An deiner Stirn ist ein Verband, der mal gewechselt werden könnte... du hast ein paar Blutergüsse, Kratzer und andere kleine Wunden überall im Gesicht, deine Oberlippe ist aufgeplatzt, deine Nase ist nicht gebrochen und ist kerzengerade.''
Langsam nickte ich. ''Und der Rest? Meine Arme zum Beispiel?''
''Genau wie dein Gesicht; viele Pflaster, dein Ellenbogen ist verbunden und ansonsten viele Kratzer. Ich vermute, bei deinen Beinen wird es nicht viel anderes aussehen. Du hast Glück gehabt, dass du überhaupt noch lebst... Aber du kannst deine Augen aufmachen, das meiste ist unter Verbänden und Pflastern versteckt. Oder willst du mich nicht sehen?''
Ich hörte regelrecht das Schmollen aus seiner Stimme heraus und musste schmunzeln. Um mich zu vergewissern, öffnete ich ein Auge. Doch alles was ich sah, war Schwärze. Verwirrt öffnete ich das zweite, doch auch dort erkannte ich nichts. Ich drehte meinen Kopf und sah in alle Richtungen, doch ich sah nichts außer Schwärze.
''Ist das ein Traum..?'', murmelte ich eher zu mir selber.
''Wieso? Was ist los?''
Ich ignorierte ihn und fuchtelte mit meiner Hand vor meinen Augen herum, doch mehr als die Luft, die ich mir selber zufächerte, zu spüren, passierte nichts. Mehrfach blinzelte ich, rieb vorsichtig meine Augen und packte mir letztendlich voll ins Auge, doch es war auf und mein Finger darin ziemlich schmerzhaft. Sofort gab ich einen leisen Schmerzenslaut von mir.
''Baekhyun! Was machst du denn?''
Seine warmen Hände griffen nach meinen und hielten sie fest um mich vor ihnen zu schützen. Ich leistete keinen Widerstand.
''Wie viel Uhr ist es? Besuchst du mich in der Nacht..?'', verwirrt sah ich dorthin, wo ich ihn vermutete.
''Es ist hellichster Tag, wir sind im Krankenhaus und die Sonne scheint dir voll ins Gesicht. Du blinzelst nicht einmal mehr gegen die Sonne. Was ist los?'' Er klang ernsthaft besorgt.
Als er die Worte aussprach, spürte ich auch die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht.
Ich brauchte einen Moment um eins und eins zusammen zu zählen und biss mir dabei auf die Lippe.
''Baek, deine Lippe ist schon kaputt, mach es nicht noch schlimmer... und bitte sag mir, was los ist!''
''Ich sehe nichts..''
''Wie..? Was?'' Er klang sehr verwirrt. ''Gar nichts?''
Bestätigend nickte ich. ''Nichts außer Dunkelheit...''
Einige Augenblicke sagte er nichts, dann ließ er meine Hände los, die leicht anfingen zu zittern. Aber nicht vor Kälte.
''Ich geh einen Arzt holen.'' Seine Schritte entfernten sich, die Tür ging auf und wurde kurz darauf wieder geschlossen. Stille. Und Dunkelheit.
Damit es nicht so unerträglich war, schloss ich meine Augen wieder, blinzeln zu müssen aber nichts sehen zu können war merkwürdig.''Herr Byun, Ihr Freund meinte, Sie könnten nicht sehen?''
Der Arzt und Chanyeol standen vermutlich neben meinem Bett und sahen mich an, aber woher sollte ich das wissen. Zögerlich öffnete ich meine Augen und versuchte dorthin zu sehen, woher die Stimme kam.
''Ja, das stimmt.''
Der Arzt schwieg kurz, schien sich dem Geräusch nach zu urteilen etwas aufzuschreiben. ''Sehen Sie nur Schwärze oder können Sie hell und dunkel voneinander unterscheiden? Sehen Sie Schatten oder ähnliches?''
''Nein, ich sehe nur Schwärze, nichts anderes'', antwortete ich leise.
Wieder hörte ich das Geräusch eines Stiftes auf Papier, dann war es still.
''Nicht erschrecken'', warnte der Arzt mich vor, doch als plötzlich zwei kalte Finger an meinem Kinn waren, zuckte ich automatisch zurück.
Der Arzt drehte meinen Kopf hin und her, aber was genau er machte, wusste ich nicht. Ich nahm an, er sah in meine Augen.
Dann schwirrte ein wirklich unpassender Gedanke in meinem Kopf herum. Ob meine Augen anders aussahen? In Filmen hatten solche Leute oft graue oder weiße Augen.Chanyeol wurde aus dem Zimmer geschickt, was ich unfair fand, aber in dem Moment schwirrte zu viel in meinem Kopf herum. Meine Gedanken überschlugen sich und mir wurde schwindlig von meinen eigenen Gedanken.
Der Arzt rief noch andere Ärzte und Krankenschwestern oder so und dann fingen sie an, mich zu untersuchen, mir Fragen zu stellen und noch vieles mehr. Ich hätte diesen Tumult gerne gesehen.Nach ein paar Stunden, wurde ich wieder auf mein Zimmer gebracht, in dem dann auch Chanyeol schon wartete. Er tat mir Leid, wahrscheinlich hatte er stundenlang auf einem unbequemen Stuhl sitzen müssen.
Keiner von uns sagte ein Wort, wir hingen beide in unseren Gedanken, aber Chanyeol hielt meine Hand, was ich gerade wirklich brauchte.Gefühlte Stunden vergingen während wir auf Antworten warteten.
Chanyeol sagte mir später, es waren nur 30 Minuten, die Ärzte waren sehr schnell.
Als der Arzt dann rein kam, richtete ich mich auf und sah erwartungsvoll in die Richtung, in der ich ihn vermutete.Er redete viel, ich hörte ihm kaum zu, das einzige was ich bewusst mitbekam, war die Diagnose.
Vollkommen blind.
Die Chancen auf Heilung waren sehr gering. Wenn ich Glück hatte, hing es mit dem Schock zusammen und würde von alleine wieder besser werden, aber der Arzt glaubte nicht daran, da schon zu viel Zeit vergangen war und ein Sehnerv verletzt war. Dies war aber nicht heilbar.
Des weiteren redete er von Therapie, wie ich mit der Blindheit umgehen konnte und schlug einen Umzug vor in ein behindertengerechtes Wohnhaus, doch sobald er das ausgesprochen hatte, widersprach ich direkt heftig. Ich würde meine kleine Wohnung nicht aufgeben!Die ganze Zeit über schwieg Chanyeol und hielt einfach nur meine Hand.
Der Arzt ging wieder und ich lehnte mich schluchzend gegen Chanyeol, welcher einen Arm um mich legte.------------
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𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]
FanfictionChanyeol x Baekhyun (complete) Durch einen tragischen Unfall verlor Baekhyun seine Sehkraft. Von heute auf morgen sah er nur noch schwarz. Er konnte nicht einmal mehr hell von dunkel unterscheiden. Völlig verzweifelt und hilflos ist er diesem neuen...