9. Kapitel

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Ich hasste Montage. Morgens waren sie am schlimmsten.
Schlecht gelaunt quälte ich mich aus meinem Bett, da mein Trainer bald kommen wollte.
Wie ein Idiot suchte ich meinen Kleiderschrank und öffnete ihn, suchte einfach etwas raus, das sich gemütlich anfühlte, um die Farben musste ich mir ja momentan keine Sorgen machen.
Langsam zog ich mich an und tastete mich voran in die Küche.
Chanyeol hatte mich am Tag zuvor gezwungen das zu üben. Bei der Erinnerung schmunzelte ich etwas und ein kleiner Teil meiner schlechten Laune verpuffte.
Der Rest verschwand sobald ich aufgegessen hatte und sogar das Geschirr in die Spüle gestellt hatte, ohne, das etwas dabei kaputt ging.
Danach putzte ich mir die Zähne und machte mich allgemein noch etwas frisch.

Während ich dann auf meinen Trainer wartete, schaltete ich das Radio an und hörte mir die Nachrichten an und auch die Musik die momentan in war.

Nicht sehr viel später hörte ich einen Schlüssel und das vertraute Geräusch meiner Haustür.
''Guten Morgen!'', ertönte die gut gelaunte Stimme meines Trainers.
''Guten Morgen'', erwiderte ich noch immer etwas müde obwohl ich schon lange wach war und sah in seine Richtung.
''Wie war dein Wochenende? Alles gut überstanden?''
Nickend berichtete ich ihm, dass mein Freund die ganze Zeit da war und mir geholfen hatte.
''Das ist sehr gut.. ein Helfer ist anfangs immer sehr gut. Es freut mich, dass alles glatt gelaufen ist.''
Wir redeten noch kurz etwas, dann erklärte er mir, dass wir ins Blindenzentrum fahren würden, wo ich die Blindenschrift lernen würde und noch vieles anderes. Es war der Blindenverein aus Seoul welcher ein riesiges Gebäude mit einer kleinen Parkanlage gehörte.
Er drückte mir einen Blindenstock in die Hand und ich erinnerte mich an die Einführung im Krankenhaus.
Ungeschickt klappte ich ihn aus, doch dann kam ich gut zurecht. Durch den Stock wusste ich, wo alles in meinem Umkreis war.
Gemeinsam gingen wir zu seinem Auto und fuhren los.

Der Tag war genauso aufregend wie spannend. Es war so neu und ungewohnt. Ein spezieller Lehrer erklärte mir die Brailleschrift und fing an, sie mir zu zeigen an meinem eigenen Namen und anderen einfachen Worten.
Für den Anfang war es noch sehr viel und verwirrend, weswegen wir nach etwa einer Stunde aufhörten.
Ich lernte weiter mit dem Blindenstock umzugehen und ging mit meinem Trainer in dem eigenem Garten der Einrichtung spazieren.
Die Außenanlage war in einem Innenhof, was ich als angenehm empfand, da mir der Gedanke nicht gefiel, wie mir Sehende beim Lernen zusahen. Es gab auch einen kleinen Parkour in dem Hindernisse waren.
Ich fand ihn sehr interessant, aber mein Trainer meinte, das würde später kommen, ich sollte mich erst einmal auf leichte Wege konzentrieren. Mit einem Schmollmund hatte ich dann weiter gemacht und meinen Stock vor mir herum geschwungen. Immer wieder fragte er mich, auf was für einem Untergrund wir gingen oder ob in meiner Nähe irgendwas war.
Zum Abschluss setzte er sich noch mit meinem Handy auseinander und lud mir noch ein paar Apps extra für Blinde herunter. Zum Beispiel konnte ich etwas fotografieren und die App konnte mir in den meisten Fällen sagen, was sich auf dem Foto befand, welche Farbe etwas hatte und wenn dort Texte waren, konnte sie mir diese vorlesen. Ich musste einfach nur sagen, was ich wollte. Das fand ich sehr praktisch. Es gab auch Apps, wenn ich mich verlaufen hatte, konnten sie mir helfen und mich nach Hause navigieren oder mich zu Orten navigieren, zu denen ich wollte.
Ich fand die Apps sehr praktisch und freute mich, als ich sie ausprobieren konnte. Sobald ich halbwegs klar kam mit ihnen, fuhr mein Trainer mich wieder nach Hause, dort sollte ich auch noch mehr ausprobieren.
Er blieb noch ein wenig bei mir und sagte mir, ich solle in verschiedene Räume gehen, er sah mir dann zu, wie ich mich fortbewegte und lobte mich am Ende viel.
Ich war sehr stolz auf mich und diese Freude über den erfolgreichen Tag hielt noch lange an, selbst als mein Trainer schon weg war.

Die Woche verlief ähnlich wie der Montag, pro Tag lernte ich mindestens zwei Stunden Brailleschrift, lernte weiter mit dem Blindenstock umzugehen und war mittlerweile ziemlich sicher im Umgang mit ihm.
Am Freitag überreichte mir mein Trainer dann endlich meinen eigenen. Er wollte mir nicht direkt einen geben, aus Angst, ich würde mich nur auf ihn verlassen, selbst in meiner Wohnung. Er wollte, dass ich mich in meiner Wohnung auch ohne Stock gut zurecht fand.
Was er sagte war logisch. Ich war vorsichtiger, da ich öfter irgendwo gegen gelaufen war. Mit dem Stock wäre das wahrscheinlich nicht passiert, aber ich wäre vielleicht immer noch unvorsichtig gewesen.
Die Nächte waren mal schlimmer mal weniger schlimm, aber eine wirklich gute und erholsame Nacht hatte ich nicht gehabt. Auch hatten Chanyeol und ich nicht so viel Kontakt gehabt, was mir sehr zu schaffen machte.
Ob er heute kommen würde wusste ich nicht, darüber hatten wir nicht gesprochen und es kam mir aus einem mir unerklärlichen Grund nicht richtig vor, ihn jetzt zu fragen ob er das Wochenende bei mir bleiben würde, also setzte ich mich weiter mit meinen Apps auseinander und lernte bis zum Abend die Schrift weiter, da ich das als äußerst wichtig empfand. Mein Trainer hatte mir auf vieles die Wörter aufgeschrieben. Zum Beispiel stand auf der Tür meines Schlafzimmers 'Schlafzimmer', auf der Badezimmertür stand 'Badezimmer' und das gab es auch für die Haustür, Küche, Abstellraum, Wohnzimmer, für den Tisch und andere alltägliche Dinge.

Ich merkte nicht, wie die Zeit verging und war so konzentriert, dass ich nicht hörte wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
Mein Brailleschrift-Lehrer hatte mir ein Buch gegeben, dass in Brailleschrift verfasst war. Es war zwar ein Kinderbuch, aber dafür war es nicht schwer zu lesen. Ich hatte es halb gelesen und las laut mit um mich zu vergewissern, dass ich nichts falsch las und es auch Sinn ergab.
Während ich las fühlte ich mich wie ein Kind, das gerade erst lesen lernte und noch unsicher dabei war, die Buchstaben zu erkennen. In vielerlei Hinsicht war es ja auch so. Ich war zwar kein Kind, aber ich lernte das Lesen praktisch neu und da es keine Buchstaben.

Ich bemerkte Chanyeol erst, als seine Schritte zu hören waren und mir stieg auch der Geruch von Essen in die Nase. Verwirrt schaute ich in seine Richtung und stand auf. ''Chanyeol?''
''Hey.. ich hoffe, ich störe nicht, weil ich unangekündigt komme...'' Er räusperte sich und klang etwas unsicher. ''Aber ich dachte mir, ich komme mal vorbei und bringe Essen mit - es sei denn, du hast schon gegessen..''
Durch den langen Tag und dem vielen Training wusste ich, dass nichts im Weg war. Das war auch der Grund, warum ich stürmisch auf ihn zu sprang. Nur war ich mir unsicher, wo genau er war. Ich hörte, wie er etwas abstellte - vermutlich das Essen - und drehte mich in die Richtung, gerade, als ich auf ihn zu gehen wollte, kam er mir zuvor und zog mich in eine feste Umarmung.
''Ich habe dich vermisst'', murmelte ich leise gegen seine Brust.
''Und ich dich erst'', erwiderte er und gab mir einen Kuss auf meinen Kopf.

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𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt